Editorial:
In unserer neunten EIFELON-Ausgabe können wir gleich zwei Gastautoren begrüßen. Die langjährige Lokal-Redakteurin Margret Vallot [mv] setzt sich als Bloggerin und „Sachkundige Bürgerin beim Landschaftsverband Rheinland“ kritisch mit dem Landesentwicklungsplan und dessen möglichen Folgen auseinander.
Redakteur und Autor Manfred Lang [ml] widmet sich in der neuen EIFELON-Rubrik „Das letzte Wort hat…“ der hiesigen Mundart. Für seine Bücher „Platt öss prima“ stellte er eine „Rote Liste“ von Mundartbegriffen zusammen, „die originell sind, aber kaum noch verwendet werden.“ Humorvolle Lese-Happen zum Schmunzeln und Lernen!
Trotz des Weihnachtstrubels in den Geschäften wünschen wir Ihnen ein entspanntes Wochenende und – wie üblich – viel Spaß beim Lesen.
Ihre
[Redaktion] ↑
Wenn der Raum neu geordnet werden muss…Der Rursee in stiller Schönheit [Foto: cp]
Region: Tapfer und klug haben viele Eifeler 2012 und 2013 etliche Monate lang gegen die Umwandlung des Rursees in ein Pumpspeicherwerk gekämpft. Jetzt wird vermutet, dass der Kampf doch noch nicht gewonnen ist. Die Bürgerinnen und Bürger erkennen dafür tatsächlich Anzeichen.
Zur Erinnerung: Eine gewaltige Wanne, groß wie ein kleines Braunkohlentagebau-Loch sollte zwischen Strauch und Schmidt ausgehoben und aufgeschüttet werden. Dort hinein sollte Wasser des Rursees gepumpt werden. Und bei Energiebedarf sollte das Wasser von oben über Turbinen wieder in das Becken des Rursees stürzen. Bei diesem Prozess sollte dann der Spiegel des Sees immer um anderthalb oder zwei Meter steigen und fallen, steigen und fallen, steigen und fallen. Landes- und Bundespolitiker – allen voran die Grünen – fanden das ganz wunderbar, die Anwohner und viele Lokalpolitiker am Rursee nicht, wirklich nicht. Mehr als eine Milliarde Euro sollte es kosten, den Rursee in ein Pumpspeicherwerk umzuwandeln. (Der Großflughafen Berlin/Brandenburg lässt grüßen.)
Die Bürgerinnen und Bürger konnten sich durchsetzen, die Pläne – so hieß es – wurden aufgegeben. Wirklich? Tatsache ist, dass im vorigen Jahr die Rot-Grüne-Landesregierung in Düsseldorf plötzlich mit der Idee um die Ecke kam, es könnte doch mal ein neuer Landesentwicklungsplan (LEP) aufgestellt werden. Das heißt: Man macht sich in Düsseldorf Gedanken, wie die gesamte flüssige, flache und bergige Fläche im schönen NRW besser und anders genutzt werden kann.
Ein Landesentwicklungsplan (LEP). Das ist ein dickes Buch, das genau festlegt, wo man Flughäfen, Wald, Siedlungen, Überschwemmungsgebiete, Industriegebiete, Talsperren und andere Großanlagen mehr anlegt. Es sind Richtlinien für Regionen und Gemeinden, es sind „raumordnerische Maßnahmen“, wie die Fachleute sagen. Und in dem Vorentwurf für diesen Landesentwicklungsplan steht:
7.4-5 Grundsatz Talsperrenstandorte zur Energieerzeugung und -speicherung
Bestehende oder geplante Talsperren sollen nach Möglichkeit in Regionalplänen und Flächennutzungsplänen zugleich als Standorte für die Erzeugung und Speicherung von Energie gesichert werden. (Das Originalzitat aus dem LEP-Entwurf mit der dazugehörigen Nummer)
Sollen alle NRW-Talsperren als Pumpspeicherkraftwerke infrage kommen? Alle?
Spannend für mich als Sachkundige Bürgerin des Landschaftsverband Rheinland ist es zudem, dass das Rurtal mit den historischen Städten Heimbach und Nideggen nicht in die Liste der 29. “landesbedeutsamen Kulturlandschaftsbereiche” in den LEP-NRW aufgenommen worden ist.
Für diese Liste im LEP zeichnet der Landschaftsverband (LVR) verantwortlich. (Der LVR leistet eine Art Zuarbeit zum LEP-Entwurf)
Die Liste findet man ab Seite 153 im LEP (s. unten). Da wurde im Bereich der Nordeifel ein wenig geschludert. Das Ruhrtal mit „H” hat es immerhin geschafft.
Im Moment prüft die Staatskanzlei die Einwendungen von Umweltorganisationen, Industrie- und Handelskammern usw., kurz: von Vereinen, Verbänden, Bürgerinnen und Bürgern gegen den neuen LEP. Und die Staatskanzlei überlegt, wie viel von den Einwendungen sie gelten lassen will/muss.
Der ganze Landesentwicklungsplan-Entwurf wird von Kritikern nicht nur am Rursee als “heftig grün-lastig“ bezeichnet. Gleichzeitig soll er angeblich die Bedürfnisse der ländlichen Regionen ignorieren.
Motto (etwas übertrieben): Alle Menschen in die Städte und in der Landschaft nur noch “Freiraum” mit Windrädern. [mv]
LEP Fließtext (markiert)
Blog von Margret Vallot: http://uebergangshymne.wordpress.com/
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Die Liebe zum Holz – Der Krippenbauer Kunibert WirtzEin Leben mit Holz – Der Krippenbauer Kunibert Wirtz [Fotos: bvl]
Simmerath-Steckenborn: Weit über das aktive Berufsleben hinaus einer Beschäftigung nachgehen, einem Hobby zu frönen, und die eigenen Talente bis zur Kunstform weiterentwickeln – für all das steht Kunibert Wirtz aus Steckenborn.
Ein knisterndes Feuerchen im alten Bollerofen, duftendes Holz der verschiedensten Sorten, verstreute Werkzeuge und ein in die Arbeit versunkener Kunibert Wirtz erwartet die Besucher der Steckenborner Werkstatt. Seine Passion und Leidenschaft gilt der Eifeler Weihnachtskrippe. Was der gelernte Zimmermann hier in Miniatur nachbaut, entspricht den historischen Fachwerkkonstruktionen des Eifeler Umlandes. Kunibert Wirtz arbeitet dabei ganz ohne Pläne. Die hat er längst im Kopf. Die dazu gehörige Vorbildung und Kenntnisse erwarb er bei so manchem Häuserbau.
Früher hat der ehemalige Arbeitstherapeut und Werkstattleiter der Trainingswerkstatt des Paritätischen Hilfswerkes (A.B.K.-Hilfswerk) in Schmidt seine Liebe zum natürlichen Werkstoff Holz an die jungen Behinderten weitergegeben. Viele Jahre trug er dazu bei, die Jugendlichen bei der Wiedereingliederung ins Berufsleben zu befähigen und zu unterstützen. Für den traditionellen A.B.K. Weihnachtsmarkt stellte er in all den Jahren immer wieder mit seinen Schülern die kunstvollen und qualitativ hochwertigen Weihnachtskrippen her.
„Jahrelang habe ich jungen Leuten geholfen, eine Beschäftigung zu finden. Mit dem Beginn des Ruhestandes ist es für jeden Menschen -und damit auch für mich- mindestens genauso wichtig, einer sinnvollen Beschäftigung nachzugehen. Arbeit und Gesundheit gehen Hand in Hand“, so der altersweise Krippenbauer. „Man kommt raus aus seinem Alltag, geht in die Welt hinaus, kann sich und seine Arbeit präsentieren, kommt ins Gespräch mit anderen, hat Freude daran und findet die Bestätigung, die jeder Mensch braucht. Fürs große Geld mache ich das alles jedenfalls nicht.“ Das glaubt man ihm sofort, wenn man die aufwendigen und detailverliebten Weihnachtskrippen sieht.
Besonders stolz ist Wirtz auf seine Krippe aus Eichenholz. “Das Holz stammt aus einem alten Bauernhaus, das um 1750 gebaut wurde und irgendwann abgerissen werden musste.” Die alten Fachwerkbalken haben so – zumindest in Teilen - eine neue Bestimmung gefunden.
Ein Anliegen ist Kunibert Wirtz, der jungen Generation den Werkstoff Holz näher zubringen. „Die Lehrer fragen mich öfter, ob ich den Schülern nicht etwas über Holz erzählen kann.“ Dann schnappt sich der gelernte Zimmermann sein historisches Werkzeug und geht in die Schulen, um den Kindern über den Unterschied zwischen Laub- und Nadelhölzern und die alten Handwerkstechniken zu erzählen, mit denen ihre Vorfahren Fachwerkhäuser gebaut haben.
Bis zu drei Krippen stellt er – ganz nach Lust und Laune – im Jahr her. „Wenn ich keine Lust mehr habe, lege ich das Werkzeug erst einmal zur Seite.“ Aufträge für den Krippenbau nimmt Kunibert Wirtz nicht mehr entgegen. Zuhause bei ihm in Steckenborn kann man aber nach telefonischer Anmeldung seine individuellen Krippen besichtigen. Und wenn man sich in eine der Eifeler Weihnachtskrippen verliebt hat, eventuell auch erwerben.
Kunibert Wirtz: Simmerath – Steckenborn Tel.: 02473 – 3273
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Theater in Euskirchen: “Mitbewohnerin gesucht”Die Laienspieler von der Theatergruppe “Ratzfatz” sind engagiert dabei und freuen sich auf die Premiere. [Foto: pg]
Euskirchen: „Mitbewohnerin gesucht“ heißt es am Samstag, 6. Dezember, und Sonntag, 7. Dezember, in der Aula der Musikschule Euskirchen, Kommerner Straße 69, jeweils um 18 Uhr. Seit rund einem Jahr probt Theaterpädagogin Bettina Berg-Linde mit ihrer kleinen Theatergruppe “Ratzfatz” für das neue Stück. Seit drei Jahren gibt es die Truppe und nun ist Zeit für das erste etwas größere zusammenhängende Werk. Zuvor traten die Laienspieler mit kleinen Collagen und Montagen auf.
Es gibt einige Theatergruppen in der Region, doch die Truppe um Bettina Berg-Linde ist vielleicht doch etwas anderes als andere. Zwischen 40 und 85 Jahren sind die Mitglieder und es ist ein bisschen auch ein Inklusionsprojekt. Denn es sind auch Laienspieler mit Handicaps dabei, wie beispielsweise Schwerhörigkeit. Sie wolle ein Generationentheater, in dem sich alle Menschen einbringen können, erzählte Berg-Linde. Am Ende der Probenarbeiten steht zwar immer eine Aufführung, doch eigentlich ist der Weg das Ziel bei der Gruppe. Der Prozess sei das Wichtigste, meinte die Theaterpädagogin. Sie stellt den Mitgliedern der Theatergruppe Stücke vor und gemeinsam wird besprochen, was denn gespielt werden soll. Jeder müsse sich damit identifizieren können, ist Bettina Berg-Linde wichtig. Und für jeden wird eine Rolle gefunden. So sind die sechs bis acht Mitspieler im Laufe der Zeit zusammengewachsen.
Bei den letzten Proben vor der Premiere feilt die Theaterpädagogin an den Feinheiten. „Am Anfang hast du sehr schön laut gesprochen“, lobt sie beispielsweise und an anderer Stelle heißt es „jetzt musst du noch mehr deklamieren“ und verdeutlicht ihren Laienspielern anschaulich, was sie meint. Aufmerksam nehmen alle die Anmerkungen auf und versuchen, sie zu verinnerlichen, um bei dem nächsten Durchgang noch besser auf ihre Ausführungen zu achten, denn alle wollen das Publikum schließlich mit ihrer Aufführung begeistern.
„Mitbewohnerin gesucht“ von Jule Vollmer ist ein kleines Theaterstück, bei dem es nicht an Humor oder Tiefgang fehlt. Sechs ganz unterschiedliche Frauen melden sich auf eine Anzeige und treffen zeitgleich in der Villa ein. Doch die Eigentümerin Leonore von Mahlstein lässt auf sich warten und die Damen vertreiben sich die Zeit, indem sie gegenseitig aus ihrem Leben zu erzählen. Die Besucher werden erfahren, warum eine der Frauen eine große Tasche mit allen möglichen Utensilien wie Bohrmaschine, Hammer und Stirnlampe dabei hat. Sie können mitfühlen bei der Geschichte von einer unglücklichen Liebe, sie erleben ein mathematisches Wunderkind und können sich am Ende von einer unvorhergesehenen Wendung überraschen lassen. Der Eintritt zu beiden Aufführungen ist frei.
Wer selbst Lust bekommt, Theater zu spielen: Die Truppe “Ratzfatz” um Bettina Berg-Linde trifft sich dienstags in der Musikschule 17 bis 18.30 Uhr zum Proben.
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Bilder auf Leinwand und GlasIn seinem jüngsten Bild setzte sich Herb Schiffer mit dem Sternzeichen Wassermann auseinander. [Fotos: bwp]
Düren: Sein Atelier steckt voller Erinnerungen: Bilder, Briefe, Fotos und Skizzen… Mitbringsel von Reisen durch die ganze Welt. Das Kaleidoskop eines bunten Lebens. Neben der Wendeltreppe zur Wohnetage steht seine Staffelei. Daneben griffbereit unzählige Farbtuben… Pinsel – in Gläser und Krüge sortiert. Hier entstehen die traumverlorenen Werke von Herb Schiffer.
Die ersten Ideen für seine Bilder sammelt er auf kleinen Notizblöcken. Zur Erinnerung. Schnell skizzierte Momentaufnahmen, aus denen irgendwann großformatige Bilder werden. Momentan setzt sich Herb Schiffer, der 2011 den Kunstpreis des Kreises Düren erhielt, mit der Thematik ‚Sternzeichen’ auseinander.
Während der letzten Monate widmete sich der 78-Jährige, der seit den 1960er Jahren Kirchenfenster in ganz Deutschland gestaltete, jedoch erneut der Glasmalerei. Zuletzt hatte Herb Schiffer vor fast 15 Jahren vier Fenster für die Kirche St. Michael in Bornheim-Waldorf entworfen. Im Sommer erhielt er nun den Auftrag, drei Entwürfe für die Berrendorfer Kirche im Rhein-Erft-Kreis zu gestalten. Auf den Fenstern sollten Hildegard von Bingen, Elisabeth von Thüringen und die Heilige Cäcilia dargestellt werden. Im Maßstab 1:10 entwickelte Schiffer die drei Motive und ordnete den drei außergewöhnlichen Frauen ihre typischen Attribute zu: Hildegard von Bingen zeichnete er unverwechselbar mit Buch, Schreibfeder und Heilpflanzen. Elisabeth von Thüringen ist an der Schale mit Brot und den drei Kronen der Tugenden zu erkennen. Cäcilia charakterisierte er mit Orgel, Palmenzweig und Schwert.
Doch bevor modern gestaltete Fenster in alte Kirchengemäuer eingebaut werden können, müssen etliche Gremien zustimmen: Die Gemeinde, die Kunstkommission des Bistums und schließlich die Denkmalpflege.
Als letzter Schritt wird der Entwurf aufs Originalformat der Fenster vergrößert. Mit Hilfe dieses „Kartons“ werden anschließend die farblich passenden Glasscheiben für die fünf bis sechs Meter hohen Fenster ausgesucht und die Farbnuancen bestimmt. „Bei diesem Arbeitsprozess sind wir Künstler immer dabei“, erzählt Herb Schiffer. „Und manchmal ist das ausgewählte Rot dann noch viel besser als im Entwurf.“
„Als junger Mann musste ich hinten anstehen, wenn Kirchenfenster von Künstlern wie Georg Meistermann angefertigt wurden“, erzählt Herb Schiffer, der seit 2009 als Dozent an der Internationalen Kunstakademie Heimbach tätig ist, mit nachdenklichem Lächeln. Mittlerweile gehört er selber zu den Koryphäen seines Fachs. „Manchmal fahre ich sonntags in eine der Kirchen und schaue mir meine Sachen an“, meint er bescheiden und fügt hinzu: „Die Fenster in den Wollersheimer Kirchen gehören zu meinen Lieblingsarbeiten.“
Bei den nächsten „Offenen Atelier-Tagen“ will auch Herb Schiffer wieder zum Gespräch bereitstehen. Vom 30.11. bis 16.12. sind einige seiner fantasievollen Traumbilder in der Gemeinschaftsausstellung mit Bildhauerin Dagmar Kürsch und Malerin Muna Götze im Atelierhaus, Auf dem Erdmaar 41, in Nideggen zu sehen. Vernissage: 11.30 Uhr. Nähere Informationen zu dem vielseitigen Künstler unter www.herb-schiffer.de
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Sanierung der alten Schule Wollseifen startetIm August nächsten Jahres soll die alte Schule von Wollseifen saniert und öffentlich zugänglich sein. [Fotos: pg]
Schleiden-Dreiborn: Bis zum August 2015, pünktlich zum Rochusfest, wollen sie fertig sein. Dies ist das Ziel des Traditions- und Fördervereins Wollseifen, der jetzt mit der Instandsetzung der alten Schule begonnen hat. Die ehemalige Kirche St. Rochus konnte bereits zwischen 2008 und 2010 mit Unterstützung der Bürgerstiftung Nationalpark Eifel und der NRW-Stiftung saniert werden und ist Ziel vieler Wanderer auf der Dreiborner Hochfläche.
Bis 1946 wurde in der Volksschule unterrichtet, dann mussten die Wollseifener ihren Ort verlassen. Die britische Militärregierung wollte das Gelände als Truppenübungsplatz nutzen. 1950 kam dann das belgische Militär und erst nach deren Abzug und der Einrichtung des Nationalparks Eifel ist die Wüstung seit 2006 wieder zugänglich. „Wir wollen der Geschichte des ehemaligen Ortes Wollseifen durch die Sanierung der Schule eine angemessene Plattform zur Verfügung stellen. Auch in vielen Jahren soll man sich noch an die Bewohner und deren Schicksal erinnern“, sagte Wilfried Ronig, erster Vorsitzender des Traditions- und Förderverein Wollseifen, anlässlich eines Pressegesprächs zum Start der Sanierungsarbeiten. Finanzielle Unterstützung gibt es bei diesem Projekt von der NRW-Stiftung, die 51.000 Euro beiträgt, sowie von der Kreissparkasse Euskirchen, die weitere 20.000 Euro für den Innenausbau zur Verfügung stellt. Nach der Sanierung soll in der alten Schule eine Ausstellung installiert werden, die über den Ort und sein Schicksal informieren wird. Noch gibt es knappe 100 Wollseifener, die in dem Ort geboren sind. „Ich zähle sie immer wieder mal durch“, sagte Fritz Sistig, selbst gebürtiger Wollseifener. Der 85-Jährige geht noch regelmäßig mindestens einmal in der Woche in seinen Geburtsort. Er sei sehr bewegt gewesen, als 2006 die ersten Menschen wieder nach Wollseifen wandern konnten, erinnerte sich Sistig. Der rüstige Wollseifener ist quasi ein Mann der ersten Stunde und hat auch schon bei der Sanierung der Kirche tatkräftig mit angepackt. Anfangs sei es sehr schwer gewesen, den Ort zu besuchen, erinnerte sich Fritz Sistig. Bei seinen Besuchen hatte er noch die Häuser vor Augen, wo heute Fremde auf der Dreiborner Hochfläche nur eine schöne Landschaft sehen. Doch man spürt, dass es dem 85-Jährigen viel bedeutet, dass sein Geburtsort nicht in Vergessenheit gerät. Daher war er auch am Wiederaufbau der Kirche St. Rochus beteiligt. Nach der Instandsetzung der Kirche stellte sich die Frage, wie man die Geschichte Wollseifens darstellen könnte. Viele Menschen würden danach fragen, aber die Kirche solle ein Ort stillen Gedenkens sein, da passe keine Ausstellung hinein, erläuterte Nationalparkleiter Henning Walter, „die Schule ist der richtige Ort, die Geschichte darzustellen“.
Gabriele Harzheim und Klaus Ring, beide wissenschaftliche Mitarbeiter in Vogelsang, sind für die Konzeption der Ausstellung zuständig und sie sind schon mitten in den Überlegungen, wie die Geschichte des Ortes präsentiert werden kann. Klaus Freimark ist der Architekt, der dem Traditions- und Förderverein mit seinem fachlichen Rat zur Seite steht. Der Urzustand solle weitgehend erhalten bleiben, sagte Freimark. Doch einiges bleibt für den „Sanierungstrupp“ noch zu tun, denn die Räumlichkeiten sollen schließlich ohne Gefahr begehbar sein. Die beiden unteren Räume werden wieder so hergestellt, dass die Ausstellung dort ihren Platz finden kann. Das ehemalige Obergeschoss wird nicht wieder aufgebaut und bleibt, wie der Keller, den Fledermäusen vorbehalten. Zunächst muss das Gestrüpp entfernt werden, dann müssen Fugen erneuert werden, ein Holzboden soll installiert und Fenster müssen eingesetzt werden. Bis zum August nächsten Jahres ist für die Mitglieder vom Traditions- und Fördervereins noch viel zu tun. Rund zehn „Bauhelfer“ werden in den nächsten Monaten dafür sorgen, dass die Schule wieder ihren ursprünglichen Zustand erhält und die Wollseifener im kommenden Jahr das Rochusfest nicht nur in der Kirche sondern auch in der alten Schule feiern können.
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Das letzte Wort hat...
Manfred Lang: Doppeldeutiges in Platt und HochdeutschManche Mundartbegriffe klingen wie Hochdeutsch. “Hosen” (“Hohese”) sind zwar was zum Anziehen, aber nicht die klassischen Beinkleider, die man auf Platt “Botz” nennt. “Hose” wurden in der Eifel früher Socken und Strümpfe aller Sorten genannt. “Heimisch” ist keineswegs der Heimatbegriff für Einheimische, sondern der Wallfahrtsort Heimbach im Rur- und Heimbachtal, der früher auch wegen seiner Spezialitäten “Heimije Esele” (Esel), “Heimije Äerz” (eine Süßigkeit) und “Heimije Stöhlche” (eine Art Babystuhl) bekannt war. “Hammer” ist zwar auch ein Werkzeug, aber auf Platt meist die Frage “Haben wir?”. “Dusche” wird etwas anders ausgesprochen als die reinigende Brause und bedeutet “dürfen”. “Lauch” ist kein Gemüse, sondern ein Loch im Boden, “Mit” ein Blechgefäß, in dem die Arbeiter früher ihre Mahlzeit zum Aufwärmen mit auf die Arbeit nahmen. “Koffer” ist nicht das Reisegepäck, sondern Kupfer. “Wann” ist nicht nur ein Frage-, sondern auch ein Eigenschaftswort, nämlich für undicht gewordene Fässer oder wackelige Schraubverbindungen. Der “Wannläpper” war der “Körfjes- unn Keißelsflecker”, der solche Malheurchen wieder richtete. Statt “Wann?”, dem Fragewort, wurde früher “Wannie?” gefragt.
aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9
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Land & Leute:
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