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Manfred Lang kennt sich aus mit der Eifeler Mundart. [Foto: pp]

Manfred Lang: Grundgesetz

Eifel: Sie kennen Konrad Beikirchers „Rheinisches Grundgesetz“? Die einzelnen „Artikel“ hat der Von-Zuhaus-aus-Tiroler und Wahl-Bonner aus traditionellen rheinischen Sprichwörtern zusammengesetzt: „Et es wie et es“, „Et kütt wie et kütt“, „Et hät noch emmer joot jejange“, „Wat fott es, es fott“ und so weiter. Für den Raum der Nordeifel biete ich einen anderen Lebenskodex an, der nicht so heiter unbekümmert daherkommt wie die Variante vom lachenden Rheine, weil die Menschen der linksrheinischen Highlands Kummer gewöhnt sind.

Artikel 1 wäre hierzulande eher die Manifestation eines skeptischen Grundoptimismus. Also eben nicht „Et hätt noch emme joot jejange“, sondern „Et hätt noch schlömme komme könne“. „Et öss, wie et öss“, okay, aber es ist nicht so schlecht, wie man in der Eifel gemeinhin schon befürchtet hatte: Es hätte noch schlimmer kommen können. Also: Preis Dich glücklich, wenn Du Dir den linken Arm brichst, es hätte auch der rechte sein können . . .

Artikel 2 haut in dieselbe Kerbe: „Beiss en Pläät wie jar kenn Hoor“, also wörtlich besser kahlköpfig als gänzlich unbehaart. Das ist so ähnlich wie „Et kütt, wie et kütt, do kanns de suwiesu nix drahn maache“, also finde dich ab (auch mit Dir selbst und Deinem unzureichenden Erscheinungsbild), denn es hätte noch schlimmer kommen können. Es gibt noch viel schrecklichere „Schreckschöss“ als Dich Schoss.

Artikel 3 des rheinischen Grundgesetzes würde ich dem Gleichmut widmen: „Naaht Matthes, futz de Lamp uss!“ Es ist sowieso alles zu spät, gehen wir zu Bett und löschen das Licht auf unnachahmliche Eifeler Weise, mit stoischer Verachtung. Denn, Artikel 4, „Watt fott öss, öss fott“, trauere unwiederbringlichen Dingen nicht nach.

Artikel 5 gemahnt in der Eifel zu einer gewissen Ernsthaftigkeit als Grundstimmung, „Maach kenne Quatsch“, wird auch gerne in Frageform zitiert: „Watt soll der Quatsch?“ Artikel 6 ist der sprichwörtlichen Armut in „Preußisch Sibirien“ geschuldet. Obwohl hierzulande „de Mösche (Spatzen) om Röcke floche, domött se et Elend net sooche“, herrschte in der Eifel improvisatorisches Geschick, um das Beste aus all der Armut zu machen.

Artikel 7 wiederum fordert eine pazifistische Grundhaltung ein, für die die Eifeler auch allen Grund hatten, denn durch die Jahrhunderte durchkreuzten immer wieder fremde Heere die Gegend: „Billa böck dich, der Jeck schüüß“. Oder auch, als Aufforderung der Gattin ihrem Manne gegenüber, der in den Krieg ziehen soll: „Ach leeve Mann, ach leeve Mann, wenn se scheeße, dann loof drvan!“

Artikel 8 mahnt zu Toleranz und Anerkennung Andersdenkender und anderes Seiender: „Jede Jeck öss angesch“. Artikel 9 umschreibt hingegen die Skepsis der Eifeler Neuerungen gegenüber: „Kenne mer net, bruche mer net“ oder auch „Watt de Buur net kennt, datt fress e net“. Unbekannt hingegen ist in der Eifel die verweigernde Grundhaltung rheinischer Traditionalisten, die nichts ausprobieren und die Dinge immer gleich zelebrieren mit der Begründung: „Hamme ömme su jemaht“.

Artikel 10 schließlich zeigt die Versöhnungsbereitschaft und die Gunst der Menschen in Eifel und Börde mit sich selbst und anderen: „Me moss och jönne könne“ und: „Me moss sich och sellevs ens jet jönne könne“. In diesem Sinne, lassen Sie es sich heute mal richtig gut gehen.

9.12.2016LebenEifel0 Kommentare ml

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