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Aquäduktbrücke der Eifelwasserleitung bei Mechernich-Vussem. [Foto: © K. Grewe]

Eifeler Wasser für Colonia

Umland, Köln: „Das Wasser für Kölle ist joot“. So lautet die derzeitige Ausstellung zum römischen Wasserleitungsbau im Römisch-Germanischen Museum in Köln. Das Wasser für Kölle ist joot – mit weniger hätten sich die Römer auch nicht zufrieden gegeben. Für sie war es ausschlaggebend, dass ihre Bevölkerung mit hygienisch einwandfreiem Trink- und Brauchwasser versorgt wurde. Und aus Oppidum Ubiorum konnte sich nur Colonia Claudia Ara Agrippinensium entwickeln, wie die heutige Großstadt Köln zu Römerzeiten hieß, weil ihre Wasserzufuhr aus frischen Quellen gesichert war.

Untergrund beeinflusst Wasserqualität

Aber wie fanden die Römer dieses Qualitätswasser für Colonia, nachdem den Vorgebirgsquellen dieses Gütesiegel aberkannt wurde und sie für den wachsenden Bedarf der Colonienser auch nicht mehr ausreichend waren? Die Römer erkannten schon früh, dass die Wasserqualität mit vom geologischen Untergrund bestimmt wird. Und dass man gutes Wasser auch an bestimmten Pflanzen erkennt, die an der Oberfläche wachsen. So schrieb es der römische Architekt Vitruv im 3. Jahrzehnt v. Chr. in seinem 8. Buch über Architektur. Zudem empfahl er, sich die Menschen anzusehen, die in der Umgebung leben und die das Wasser trinken. Das Wasser sei bekömmlich, wenn sie gesund und kräfig, nicht fußkrank sind und eine gute Gesichtsfarbe haben. Und so wurden die Quellen in den Kalkmulden der Eifel zur neuen Trinkwasserstätte für die römischen Kölner.

Eifelwasserleitung eine der längsten römischen Aquädukte

Schön und gut, das Spitzenwasser wurde gefunden. Aber wie kam es nach Köln? Nicht umsonst war es die Topaufgabe von römischen Magistraten und Kaisern, Leitungen bauen zu lassen, die das Frischwasser aus oft großer Entfernung herbeiführten, so eben auch vom heutigen Nettersheim in der Kalkeifel nach Colonia. Die Eifelwasserleitung war mit rund 100 Kilometern eine der längsten römischen Aquädukte. Sie gilt als erste antike Fernwasserleitung, die archäologisch über ihre gesamte Länge untersucht wurde. Hier konnte erstmals die Einteilung einer antiken Baustelle in Baulose, also eine Unterteilung der Gewerke in verschiedene Abschnitte, nachgewiesen werden: Ein massives Tosbecken – das ist ein bremsendes Auffangbecken für das abfließende Wasser der Stauanlage – bildete die Nahtstelle zwischen zwei Trassenabschnitten. Wann genau der Leitungsbau begann, ist den Wissenschaftlern noch nicht ganz klar. Sie gehen davon aus, dass diese Fernwasserleitung 190 Jahre in Betrieb war und entweder um 270/280 n. Chr. während der ersten Germaneneinfälle zerstört oder aber nach dem Frankenüberfall von 355/356 n. Chr. nicht mehr genutzt wurde. Klar ist jedoch, dass der damalige Bauherr bei Planung und Trassierung pragmatisch vorgegangen ist. Er entschied vor Ort und nach der jeweiligen Sachlage, welche Baulösung sinnvoll, zweckmäßig und kostenkünstig war. Gefälleleitungen mussten an das Gelände angepasst, Täler mit Aquäduktbrücken – eine besonders technische Leistung – überbrückt, Berge durchtunnelt und hierbei jeweils zwei Baulose treffsicher zusammengeführt werden. Das Wasser wurde primär in gemauerten Freispiegelleitungen geleitet. Im Kölner Verteilernetz wurden auch Druckleitungen eingesetzt.

Von Wasserleitungen und Aquäduktmarmor – aktuelle Ausstellung

In der aktuellen Ausstellung „Das Wasser für Kölle ist joot“ im Römisch-Germanischen Museum, die noch bis zum 11. Oktober 2015 läuft (www.museenkoeln.de/roemisch-germanisches-museum), können sich Besucher Quellfassungen, Wasserbrücken, Sammel- und Absetzbecken der Eifelwasserleitung im Verlauf eines archäologischen Wanderwegs ansehen. Aber nicht nur diese technische Meisterleistung steht im Fokus der Ausstellung.

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Mittelalterliche Kunst aus Kalksinterablagerungen der Eifelwasserleitungen: Grabplatte der Heiligen Lüfthildis in Meckenheim Lüftelberg. [Foto: © K. Grewe]

Sie zeigt auch, wie das Bauwerk im Mittelalter „wiederverwendet” wurde, genauer gesagt die Ablagerungen an ihrer Bausubstanz: Das Quellwasser entstammt Kalkmulden und war damit kalkhaltig. Auf den Sohlen und an den Wandungen der Wasserleitungen setzte sich Kalksinter ab. In einigen Abschnitten erreichte er eine Stärke von 40 Zentimeter. Im Mittelalter bauten Steinmetze diese Kalksinterablagerungen ab und nutzten den „Aquäduktmarmor“, um Kirchen, Klöster und Burgen auszuschmücken. Reger Handel wurde mit diesem Baustoff entlang des Westfälischen Hellweges betrieben, dem westlichen Teil der mittelalterlichen Wegverbindung zwischen Rhein und Elbe entlang des nördlichsten deutschen Mittelgebirges. Und sogar in den Kathedralen von Roskilde in Dänemark, in Canterbury und in manchen Kirchen der Niederlande wurde dieses Material für Säulen, Altar- und Grabplatten verwendet. Begleitend zur Ausstellung findet am 20. August um 18.30 Uhr im Museum der eintrittsfreie Vortrag „Wasser für Roms Städte – Neues zu Planung und Trassierung römischer Wasserleitungen“ von Klaus Grewe statt, der die Ausstellung organisiert hat.

Dem Wasser auf den Fersen – Römerkanal-Wanderweg

Wen es lieber direkt in die Natur anstatt ins Museum zieht, der kann den römischen Wasserleitungen samt seiner Sinterablagerungen auch dort ganz nahe sein: Der 116 km lange Römerkanal-Wanderweg folgt dem antiken Wasserfluss entlang seiner Relikte auf insgesamt sieben Etappen von Nettersheim nach Köln. Der interessierte Wanderer erhält weiteren Einblick in die Welt der römischen Aquädukte durch mehr als 50 Informationstafeln, die neben den römischen Relikten aufgestellt sind. Eine beidseitige Beschilderung und Markierung ermöglicht eine Wanderung auch in umgekehrter Richtung von Köln nach Nettersheim. Wer sich im Detail für diesen Wanderweg interessiert, findet ausführliche Informationen unter www.roemerkanal-wanderweg.de. Auf seiner Wanderung kann, wer möchte, der Aufforderung von S. Iulius Frontinus folgen, Wasserwerksdirektor der Stadt Rom, um 100 n. Chr.: „Mit dieser Reihe unentbehrlicher Bauwerke, die so große Mengen Wasser führen, vergleiche, wenn du Lust hast, die unnützen Pyramiden oder die unbrauchbaren Werke der Griechen, so herrlich sie auch sind.”

Mitmachen bei Buch-Verlosung

Für ausführliche Informationen zu Hause sorgt das Buch „Aquädukte – Wasser für Roms Städte” [ISBN 987-3-95540-127-6] von Klaus Grewe, der die aktuelle Ausstellung im Römisch-Germanischen Museum organisiert hat. Durch eine Kooperation mit dem Regionalia-Verlag verlosen wir vier Exemplare, die der Autor mit einer persönlichen Widmung für die Gewinner signiert. Wenn Sie eines dieser Exemplare gewinnen möchten, schicken Sie einfach bis zum 21. August eine E-Mail an . Das Stichwort lautet „Aquädukt“. Zudem stehen zehn 20-seitige Pocketguides „Römerkanal-Wanderweg“ zur Verlosung bereit. Hier lautet das Stichwort „Wandern“.

14.8.2015KulturUmland, Köln0 Kommentare js

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