Eifel: Jährlich zieht die Eifel mit ihren Naturparks und ihrem Nationalpark hunderttausende Naturbegeisterte und Wanderer an. Tendenz steigend. Das Hohe Venn ist eine der Regionen, die von Ausflüglern gerne besucht wird. Viele Wanderwege führen durch das Naturschutzgebiet, doch mit einem Naturführer erschließt sich die Umwelt für die Besucher noch besser. Eva Herff gehört zu diesen Experten. Sie ist diplomierte Naturführerin für das Hohe Venn und ehrenamtliche Waldführerin im Nationalpark Eifel. „Mir geht es in erster Linie darum, bei den Menschen das Interesse und die Liebe zur Natur zu wecken und zu fördern und sie die Natur mit allen Sinnen erfahren zu lassen. Nur das, was man sich vertraut gemacht hat und was man liebt, ist man auch bereit zu schützen“, erklärt sie.
Launisches Hohes Venn
Die Sonne bestrahlt einen wundervoll-herbstlichen Tag im Hohen Venn, als sich Eva Herff mit einer Gruppe Erwachsener und Kindern zu einer Führung durchs Brackvenn bei Mützenich auf den Weg macht. Ausgerüstet sollten die Wanderer für alle Wetterlagen sein, denn das Hohe Venn ist sehr launisch. Es ist keine Seltenheit, dass innerhalb einer Tour sämtliche Wettervariationen, quasi im Schnell-Durchlauf, miterlebt werden können. Gerade noch schönster Sonnenschein, kann er im Minutentakt von stürmischen Böen, Regenschauern oder sogar Schnee und Graupel – bis in den Mai hinein – abgelöst werden.
Der Vorteil einer geführten Wanderung liegt auch darin, dass die Naturführer immer genau wissen, wo das Hohe Venn begehbar ist. Wenn wegen längerer Trockenheit erhöhte Brandgefahr herrscht, wird das Venn gesperrt. Dies ist dann an den wehenden roten Fahnen schon von weitem erkennbar. Die Experten haben für diese Fälle eine Ausweichstrecke parat.
Die Tour beginnt wie geplant und nach wenigen Schritten, die man auf Holzstegen leicht ansteigend zurücklegt, öffnet sich am sogenannten „Höllenkessel“, dem berühmtesten Palsen im Hohen Venn, ein fantastischer Blick über eine Landschaft, die in dieser Größe einzigartig in Mitteleuropa ist. Hier erklärt Eva Herff anschaulich, wie vor etwa 10.000 Jahren mit der Entstehung der Palsen (durch Eislinsen, die den Boden emporhoben) die „Geburt“ des Hohen Venn begann.
Einzigartige Fauna und Flora
Rechts und links entlang des Holzsteges entdecken die Teilnehmer immer wieder neue Pflanzen, die in den wunderschönsten Farben – je nach Jahreszeit – blühen oder Früchte tragen. Zu sehen sind beispielsweise Besen- und Glockenheide, Wald- und Rauschbeere, Preisel- und Moosbeere und die Blutwurz, eine alte Heilpflanze, die auch heute noch als Grundlage für einen Kräuterlikör dient. Es gibt einige wenige Pflanzen, die sich auf das Leben im Hohen Venn spezialisiert haben, wie zum Beispiel der Europäische Siebenstern, dessen Abbild das Wahrzeichen der Naturschutzgebiete in Belgien ist, der Lungen-Enzian, das Wollgras, das Sumpf-Blutauge, der Fieberklee, der Sumpf-Bärlapp, das Torfmoos-Knabenkraut, die Vennlilie und der „fleischfressende“ Rundblättrige Sonnentau, der sich von Insekten ernährt. Eine Reihe dieser Pflanzen stehen auf der Roten Liste, die seit 1977 gefährdete Tiere und Pflanzen in der Bundesrepublik erfasst.
Um den Wanderern anschaulich zu zeigen, dass das Torfmoos ein enormes Wasserspeichervermögen hat, entnimmt Eva Herff eine Handvoll davon und drückt es aus wie einen Schwamm. Alle staunen über die Menge an Wasser, die hier herauskommt. So ist das Hohe Venn ein wertvoller Wasserspeicher für die gesamte Umgebung. Dies benötigen auch die vielen Tiere, die im Hohen Venn beheimatet sind. Selbst wenn sich einige nicht persönlich zeigen, können die Naturführer doch anhand der Spuren erklären, wer den Weg gekreuzt oder an einem Fichtenzapfen geknabbert hat. Viele verschiedene Insekten fliegen im Venn, aber auch größere Tiere wie Wildschweine, Hirsche, Rehe, Dachs und sogar der Biber haben dort ihre Heimat. Spannend ist es, mal einen Blick auf weniger Bekanntes wie die Moose, Flechten, Farne und Pilze zu werfen. In den Randgebieten des Venns leben Erdkröte, Laubfrosch, Grasfrosch, Feuersalamander, Blindschleiche, Zauneidechse, Mauereidechse und Ringelnatter.
Geschichten und Geheimnisse rund um das Hohe Venn
Wie und wo wurde früher im Venn der Torf gestochen und wozu hat man diesen verwendet? Warum segelten die Wickinger früher mit torfgefüllten Kisten übers Meer? Was bedeuten die vielen Kreuze, die man im Hohen Venn findet und welche dramatische Geschichte rankt sich um das Berühmteste dieser Kreuze, das „Kreuz der Verlobten“? Was für ein Geheimnis birgt die Flatterbinse und wo befinden sich im Venn die „Hexenbesen“? Viele dieser Geschichten und Geheimnisse werden bei der Führung gelüftet. Eva Herff versteht sich gut darauf, die Dinge plastisch zu beschreiben und untermauert das viele Neue mit Begegnungen vor Ort. „Es war fantastisch, wir haben viel gelernt und werden Eva auf jeden Fall weiter empfehlen“, so das eindeutige Fazit der Gruppe.
Interessierte finden weitere Informationen und Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme im Internet unter www.natur-ver-fuehrungen.de.
Unter der offiziellen Hotline (aus Deutschland die 0032 vorwegwählen) (0)80 – 447273 können Wanderer erfahren, ob ein Gebiet gesperrt ist. Dies ist häufiger in der Zeit um Mitte März bis Mitte Juni der Fall.
Bisher 2 Kommentare
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Hallo, toller Bericht!!!! Gibt es eine Fuktion diesen Bericht bzw. einzelne Berichte aus EIFELON auszudrucken, ohne zu kopieren oder die ganze Zeitung zu drucken.
Hallo Urlauber,
so eine Funktion gibt es leider noch nicht. Aktuell müssen Sie den Text noch kopieren, wenn Sie ihn drucken wollen. Wir arbeiten noch an der Webseite…
Weiterhin viel Spass beim Lesen.
lg
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