Euskirchen: Wenn es nach Bürgermeister Dr. Uwe Friedl geht, könnte es in Euskirchen in Zukunft ein großes Einkaufszentrum – die „Kloster-Galerie“ – geben. Geplant ist es im Karree zwischen Hochstraße, Berliner Straße, An den Kapuzinern und dem Neutorwall. Das städtische defizitäre City-Forum würde ebenso wie dass C&A Gebäude abgerissen und auch die Parkanlage Klostergarten müsste weichen. Projektentwickler ist die Grundstücksentwicklungsgesellschaft Götsch (GEG) Köln, die auch das Veybachcenter geplant hat.
Die Einzelhändler sind von dieser Idee nicht begeistert. Sie zeigten sich kritisch und überrascht von den schon weit gediehenen Planungen. Hans-Peter Neusser, Geschäftsleiter der Galeria Kaufhof Filiale in Euskirchen, Heribert Blömeke, Buchhandlung Rotgeri und stellvertretender Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Bonn Rhein-Sieh Euskirchen, Günter Plauen, Geschäftsführer vom Modehaus Prinz, sowie Uwe Stephan, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes, hatten zu einem Pressegespräch eingeladen, um den Standpunkt der Euskirchener Geschäftsleute zu verdeutlichen. Die Kloster-Galerie wäre überdimensioniert und schädlich für die eingesessenen Geschäfte in der Innenstadt, waren sie sich einig. Erst kürzlich waren sie von den Plänen Friedls informiert worden, doch am Ende blieben noch viele Fragen offen. Sie begrüßten grundsätzlich die Bemühungen der Stadt Euskirchen, die Attraktivität der Innenstadt zu erhöhen, doch die geplante Größenordnung sei zu groß und auch die geplanten Marken und Sortimente würden das bisherige Angebot nicht ergänzen, sagte Uwe Stephan. Um rund zusätzliche 9.000 Quadratmeter würde die Verkaufsfläche in der Innenstadt ansteigen – zu viel, sagen die Geschäftsleute und berufen sich dabei auf Empfehlungen des Deutschen Instituts für Urbanistik und des Ministeriums für Bauen und Verkehr NRW. „Dieser Flächenzuwachs, welcher der zweieinhalbfachen Fläche des Kaufhofs in Euskirchen entspricht, ist definitiv nicht verträglich. Hiermit würden die Verkaufsflächen in der Innenstadt um circa 25 Prozent anwachsen, wobei ein Zuwachs von höchstens 15 Prozent als akzeptabel gilt,“ erklärte Hans-Peter Neusser.
Als möglicher Mieter ist der Textilhändler H&M im Gespräch für die Klostergalerie ebenso wie ein Drogeriegeschäft, ein Bio-Markt und eventuell ein Discounter. C&A würde ebenfalls in das Gebäude einziehen. So sehen es jedenfalls die Pläne der GEG vor. Zusätzlich würde es aber auch noch 20 kleine Läden mit einer Verkaufsfläche von 100 bis 500 Quadratmetern geben. Dies ist genau die Größenordnung der Geschäfte in der Innenstadt. Standorte würden sich verschieben, war sich Günter Blauen sicher. „Entweder funktioniert das Einkaufscenter oder die Neustraße“, sagte Blömeke. „Wir als Fachleute bezweifeln, dass es in dieser Größenordnung klappt“, ergänzte Neusser. Der Onlinehandel greife schon jetzt viel ab, meinte Blauen und sie könnten froh sein, wenn in zehn Jahren der Bestand noch so wäre wie heute.
Auch sind noch nicht alle Fragen geklärt, schließlich soll die Kloster-Galerie ein viergeschossiges Gebäude einschließlich eines Parkdecks werden. „Unabdingbar sind die Vorlage und Diskussion von Verträglichkeits-, Verkehrs- und Lärmgutachten, um die Auswirkungen des geplanten Centers auf den innerstädtischen Handel und die Anwohner realistisch bewerten zu können“, forderte Uwe Stephan. „Auch sollte man sich über die Dominanz des massiven Baukörpers in der Euskirchener Innenstadt bewusst werden. Hier entsteht ein Monolith, der städtebaulich kaum integrierbar ist.“ Die Einzelhändler hoffen nun, dass es genügend Ratsmitglieder gibt, die der Kloster-Galerie genauso kritisch gegenüber stehen wie sie. Die nächste Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses im Dezember wird es zeigen.
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