Mechernich, Weyer: Vor genau 50 Jahren gründete sich in Mechernich-Weyer die Karnevalsgesellschaft Weyerer Blömche 1971. Dazu fanden sich an diesem Abend 44 Personen in der ehemaligen Gaststätte Müsch zusammen. Seither kann man auf ein bewegtes Vereinsleben zurückblicken, das aber in diesem Jahr nahezu gänzlich zum Erliegen kommt. „Wir Blömche hatten auch in der Vergangenheit schon das ein oder andere Tief zu bewältigen. Deshalb schaffen wir das auch jetzt“, ist sich Michael Hochgürtel, der Schriftführer des Vereins und ehemalige Bauer im Dreigestirn, sicher.
Bereits im Gründungsjahr wurde kurzerhand ein Zug auf die Beine gestellt. Seit der ersten Sitzung der Blömche, vor jecken 44 Jahren im Jahr 1977, gibt es ein Männerballett.Mittlerweile tanzen sogar zwei Männerballette unter der rot-gelb-grünen Fahne,
führt Hochgürtel weiter aus: „Ein Männerballett Anno Pief mit den betagteren Herren und eine A-Jugend.“
Eine richtige Tanzgarde gründete sich erst ein Jahr später. Seit 1984 ist man stolz auf eine jecke Kindersitzung, die der Verein um Hochgürtel Jahr für Jahr „mit Pänz für Pänz“ veranstaltet. Im Jahr 1992 teilten die Blömche mit anderen das Leid, dass alle Karnevalsumzüge wegen des Golfkrieges ausfallen mussten.
Die Schließung der letzten Dorfkneipe im Jahr 2004 versetzte die Blömche in eine Art Schockstarre. Aufgrund fehlender Räumlichkeiten konnte im Jahr 2005 deshalb nur der traditonelle Karnevalszug stattfinden. Ab 2006 feierten die Weyerer Karnevalisten das bunte Treiben dann für sechs Jahre in angemieteten Zelten. „Da hielt uns der Sturm Kyrill im Jahr 2007 und mancher starke Schneefall ständig in Atem“, berichtet Björn Wassong, der den Verein seit 2005 leitet.
2012 fiel den Narren dann mancher Stein vom Herzen. Als erster Verein – noch vor der offiziellen Einweihung – durfte die KG die neuerrichtete, schmucke Bürgerhalle nutzen. Im Jahr 2013 erklang es bergauf und bergab „Rut, Jöll, Jrön, dat steht oss Blömche schön.“ Damit war die eigene Vereinshymne geboren.
Vor gut zwei Jahren gingen die Blömche dann ein Wagnis ein. „Eine richtig schöne Karnevalssitzung, wie früher mit ruhigen Tönen und trotzdem hervorragender Stimmung sollte es sein,“ so Wassong. „Anno Pief“ wurde sie getauft und fand als eine Nostalgie-Sitzung, bereits kurz nach dem Sessionsstart, im November 2018 statt. So holten die Blömche als erste ein Erfolgskonzept aus Köln in die Eifel.„Unsere persönliche Misere begann im vergangenen Jahr schon am Tulpensonntag 2020“, zeigt sich Wassong niedergeschlagen. Denn an diesem Tag musste der Karnevalszug in Weyer – wie in anderen Orten des Stadtgebiets Mechernich auch – aufgrund eines Sturmtiefs abgesagt werden. Doch die Weyerer Jecken lassen sich nicht unterkriegen: „Auch wenn der Karneval 2021 nicht wie gewohnt stattfinden kann, wird es kleine Aktionen geben“, versprechen Hochgürtel und Wassong unisono. Die Kamelle, die man für dieses Jahr zurückgelegt hatte, müssen noch unters Volk, ebenso soll es einen Sessionsorden zum Jubiläum geben und die KG stellt, mit Unterstützung des NRW-Heimat-Schecks, zwei sogenannte Blumen-Bänke entlang des eigentlichen Zugweges auf. Diese werden die Karnevalisten bepflanzen und pflegen, sowie mit karnevalistischen Symbolen versehen.
Zwei Dreigestirne, zwei Prinzenpaare, eine Prinzessin, einen Solo-Prinz und ein Kinderdreigestirn gingen aus den Reihen der Blömche hervor und man freut sich schon auf weitere Regenten. Gaben sich die Blömche in den letzten Jahren immer ein kreatives Motto, das sie mit Leben füllten, verzichten sie jedoch in diesem Jahr darauf. Wassong meint dazu frei nach dem Kölschen Grundgesetz: „Et es wie et es, et kütt, wie et kütt un et hät noch immer jot jejange.“
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