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Jazztrompeter Hans-Peter Salentin und Freunde spielen Weihnachtslieder. [Foto: pd]

Ukraine-Tournee: Interview mit Jazz-Trompeter Hans-Peter Salentin

Bad Münstereifel: EIFELON: Sie sind häufig in osteuropäischen Ländern unterwegs. Wie kam es zu dieser Entwicklung?

Vor über 25 Jahren fragte mich ein Bekannter in Köln nach einem Konzert, ob ich schon einmal in Polen gewesen wäre und dort gäbe es einen großen Workshop und ob ich nicht Interesse hätte, dort zu unterrichten? Ich sagte zu und daraus entwickelten sich Konzert-Tourneen mit fast allen bekannten polnischen Jazzmusikern. Auch die heutige Szene ist mir sehr vertraut, da ich viele der heutigen Stars in Polen, sogar heutige ECM Musiker (bedeutendes Jazz Label Europas) auf diesen Workshops, unterrichtet habe.

EIFELON: Sie sind kürzlich erst von einer längeren Ukraine-Tour zurück. Wie kam dies zustande?

Auch dieser Kontakt ergab sich durch einen Workshop 2015 in Polen. Dort sind internationale Teilnehmer aus Deutschland, Ukraine, Russland und natürlich Polen. Zwei junge ukrainische Sängerinnen, Laura und Kristina Marti, gaben mir ihre CD und ich war schon sehr beeindruckt. Das war Musik mit Ethno-Elementen. Rhythmisch für uns Westeuropäer nicht so einfach, aber mit sehr eingängigen Melodien und mit hervorragenden Arrangements und Solisten. Nach fast zwei Wochen Workshop lernt man sich musikalisch gut kennen und diese beiden beschlossen, mich 2016 in die Ukraine einzuladen. Dort hatte ich bereits zweimal auf einem der größten Jazz Festivals Europas gastiert, dem Alpha Jazz Festival in Lviv. Dort sind übrigens in diesem Jahr Musiker wie Al Jarreau, Arturo Sandoval, Pat Matheny und viele mehr.

EIFELON: Was haben Sie in der Ukraine gemacht?

Zuerst einmal haben wir im Vorfeld die künstlerische Richtung abgesprochen. Wir wollten ein akustisches Umfeld mit zweistimmigen Gesang und haben dann die entsprechenden Stücke ausgesucht. Jeder hat in dieses Projekt eigene Kompositionen eingebracht. Ich habe sogar eigens dafür neue Stücke geschrieben, die aber nicht alle genommen wurden. Die in der Ukraine sehr bekannte Pianistin Nataha Lebedeva hat den Großteil der Arrangements geschrieben und dann wurde geprobt. Zunächst ohne mich in Kiew und dann in Lviv, dem früheren Lemberg. So begannen wir die Konzert-Tournee in der Philharmonie von Lviv. Dann Nachtzug nach Kiew, dort ein Konzert im Planetarium, weiter nach Odessa, außer ein wenig Stadt und dem Bahnhof habe ich nicht wirklich viel gesehen und zurück nach Kiew, wo wir das letzte Konzert in der Philharmonie gespielt haben, welches dann auch als Video Produktion live mitgeschnitten wurde. Zwischen all den Tagen habe ich noch zwei Masterclasses in Lviv und Kiew gegeben und wir haben eine einstündige TV-Show mit unserer Musik bestritten. Ferner etliche Interviews mit Radiostationen. Das war schon eine sehr intensive Zeit, mit wenig Schlaf, aber immer super gutem Essen und großartigen Hotels. Überhaupt war diese Tour von Jazz in Kiew sehr gut organisiert dabei waren Profis am Werk. Der Tourrider (dort stehen die Zeiten für den Tages und Nachtplan) wurde vom Abflug bis zur Rückkehr nach Deutschland auf die Minute eingehalten. Da war schon ein klasse Sache.

EIFELON: Wie waren Ihre sonstigen Eindrücke?

Die Organisation war super professionell. Das Equipment und die Techniker sind auf hohem Level. Und die Musiker sind ohnehin großartig. Wir haben in den Städten viele Restaurants aufgesucht und ich war schon von der Vielfalt, Qualität und Einrichtungen sehr überrascht. Auch gibt es in der Ukraine, wie in Polen übrigens auch, ein großes Interesse auszugehen. Und das sieht man auf den Straßen, in Restaurants und bei Konzerten sehr deutlich. Wer glaubt, dieses Land sei unterentwickelt, dem kann ich nur sagen, was viele Bereiche angeht, haben die Ukrainer nicht gewartet. Sie sind sogar weiter als wir.

EIFELON: Zwischenfrage: Wie meinen Sie das?

Nun auch in der Ukraine gibt es eine Eventkultur. Wenn man zum Beispiel ein Jazz Konzert in einem Planetarium, wie in Kiew, veranstaltet, so ist dies sicherlich für alle Beteiligten ein einmaliges Erlebnis und ein Event. Beeindruckende Bilder und wirklich gute Musik gehen hier Hand in Hand und die Resonanz des Publikums war großartig. Ein anderes Beispiel: Lviv (Lemberg) ist eine touristische Stadt und dies wird auch auf allen Ebenen so vermarktet. Dort gibt es 50 Festivals im Jahr und einzigartige, gastronomische Konzepte.
Die Gastronomen sind übrigen untereinander sehr gut vernetzt, was ich sogar in einer deutschen Stadt nur schwer finden kann. Dies hat zur Folge, dass die Stadt unglaublich belebt ist und das kulturelle Angebot wirklich beeindruckend ist. Ich habe das Gefühl, dass wir hier eher ein Rolle rückwärts gemacht haben und die Neugierde auf Kultur doch erst wieder geweckt werden muss.

EIFELON: Wie sehen Ihre weiteren Pläne aus?

Dieses Jahr ist der Wahnsinn. Ich habe sehr unterschiedliche Projekte und alle kommen dieses Jahr zum Zuge. Leider muss ich sogar Veranstalter auf 2017 vertrösten. Wir werden das „Internationale Jazz Project“ mit Laura und Kristina Marti in der Ukraine sehr schnell mit einer CD Produktion nach vorne bringen. Das heißt dann auch, nochmal ein paar Tage nach Kiew und vielleicht habe ich dann ein bisschen mehr Zeit, mir die Stadt anzuschauen. Zuhause in Bad Münstereifel gibt es am Freitag, 3. Juni um 19.00 Uhr, einen Zwischenstopp in der evangelischen Kirche mit treffendem Konzerttitel „Travels“. Das sind groovige Kompositionen aus meiner Feder.
Hierzu habe ich langjährige Wegbegleiter eingeladen. Mit dem Pianisten Jürgen Dahmen verbindet mich auch eine langjährige Zusammenarbeit in der „Harald Schmidt Show“ oder dem Bassisten Emanuel Stanley und Stephan Schneider, Drums. Mit beiden spielte ich vor über 30 Jahren das erste Mal zusammen. Auf dieses Konzert der Reihe „Kultur in Bad Münstereifel“ freue ich mich besonders.

Das Interview führte Paul Düster

27.5.2016KulturBad Münstereifel0 Kommentare pd

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