Euskirchen: Zum Studieren in die Großstadt? Dies muss nicht zwingend sein, denn ab September diesen Jahres ist es möglich, Wirtschaftsinformatik berufsbegleitend in Euskirchen zu studieren. Neben Schleiden – dort wird BWL angeboten – ist es der zweite Ort in der Eifel, in dem die Rheinische Fachhochschule Köln einen Studienort anbieten. Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl zeigte sich während der Pressevorstellung jedenfalls sehr zufrieden. Euskirchen sei eine Stadt der Schulen und das einzige, was uns noch fehle, sei eine Hochschule, meinte Friedl. Bereits im September dieses Jahres sollen die ersten Studenten Wirtschaftsinformatik in der Kreisstadt studieren können. Es ist eine Initiative der Rheinischen Fachhochschule Köln (RFH), Fraunhofer INT und der Kreissparkasse Euskirchen, die die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen wird.
Möglich wird dieses Angebot inmitten der Kreisstadt aufgrund einer Public-Private-Partnership-Initiative (PPP), die maßgeblich vom Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Euskirchen (KSK), Udo Becker, sowie dem Leiter des Euskirchener Fraunhofer-Instituts für Naturwissenschaftlich-Technische Trendanalysen (INT), Prof. Dr. Dr. Michael Lauster, dem Abteilungsleiter für Technologieanalysen und Strategische Planung (TASP) im INT, René Bantes, sowie dem Präsidenten der Rheinischen Fachhochschule Köln, Prof. Dr. Martin Wortmann, initiiert wurde.
„Nach einer Kuratoriumssitzung am Fraunhofer INT fragten wir uns damals, wie man für mehr Instituts-Nachwuchs sorgen könne, da es immer schwerer wird, qualifizierte Mitarbeiter zu bekommen“, so Becker. Nach einigen Diskussionen sei dann die Idee entwickelt worden, eine Aus- und Fortbildung direkt vor Ort anzusiedeln. Becker, der neben seiner Kuratoriumstätigkeit im INT auch Dozent der Rheinischen Fachhochschule Köln am Studienort Schleiden ist, brachte schließlich beide Institutionen mit der Idee zusammen, in Euskirchen einen Studiengang in Wirtschaftsinformatik anzubieten. „Digitalisierung ist ein großes Thema unserer Zeit und es bestimmt alle Bereiche unseres Lebens“, betonte Professor Dr. Dr. Michael Lauster. Er verspreche sich auch davon, junge Menschen für Wissenschaft begeistern zu können. Das Fraunhofer INT forscht unter anderem im Bereich Technologieanalysen und strategischer Planung (TASP) und bietet damit fundierte Beratungsfähigkeit über das gesamte Spektrum technologischer Entwicklungen. „Insbesondere im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie besteht auch bei uns ein hoher Bedarf an Nachwuchskräften, die wir möglichst frühzeitig in die Arbeit des Institutes einbinden und für unsere wissenschaftlichen Themen begeistern wollen.“ „Vor diesem Hintergrund ist der Studiengang für das Fraunhofer INT ein großer Gewinn“, ergänzt Dr. René Bantes, Leiter der Abteilung TASP.
„Der Bedarf ist da“
Die Digitalisierung sei ein wichtiges und dringendes Thema und betreffe alle Bereiche in einem Unternehmen, meinte RFH-Präsident Wortmann. „Der Bedarf ist da und Studenten wollen auch gerne vor Ort studieren“, betonte er und führte als positives Beispiel das FH-Studium in Schleiden an. Die ersten elf Absolventen konnten kürzlich verabschiedet werden. Der ortsnahe Studienort war für viele Abgänger entscheidend gewesen. Auch in Euskirchen wird es ein berufsbegleitendes Studium geben. Es richtet sich an Auszubildende und Berufstätige gleichermaßen. Das theoretische Rüstzeug bekommen die Studenten von der Dozenten der Rheinischen Hochschule Köln, zusätzlich haben sie ihre Arbeitsstelle in einem Unternehmen, einer Organisation oder in der Verwaltung. Den Bedarf sieht auch General Roland Brunner. Er ist Kommandeur des Geoinformationswesen der Bundeswehr am Standort Euskirchen. Die Kooperation mit der Rheinischen Fachhochschule Köln sei gerade in der Prüfung, doch er sei persönlich überzeugt, dass diese positiv ausfallen werde. Etwa Mitte März soll hier die Entscheidung fallen und dann könnten auch Soldaten den Studiengang in Euskirchen belegen.
Mit dem neuen Studienangebot erhofft sich Bürgermeister Friedl auch, junge Leute in der Kreisstadt zu halten und ihnen eine anspruchsvolle Ausbildung bieten zu können. Da in Städten wie Köln die Lebenshaltungskosten immer weiter steigen, werden Studienmöglichkeiten in der Peripherie immer wichtiger. Auch für Berufstätige, die sich weiter qualifizieren möchten, ist der Studiengang in Euskirchen attraktiv, denn der Weg zur Hochschule ist deutlich kürzer. Studiengangsleiter Professor Dr. Thomas Barth: „Im Studiengang Wirtschaftsinformatik vermitteln wir die Fähigkeiten, die IT-Fachkräfte künftig benötigen, um ihre Unternehmen in der Digitalen Transformation nach vorn zu bringen. Dazu sind fundierte Grundlagen sowohl in der Informatik und in BWL als auch in ebenso wichtigen Aspekten wie Datenschutz, Informationssicherheit und dem IT-Projektmanagement erforderlich, die im Wirtschaftsinformatik-Studium an der RFH Köln praxisnah behandelt werden. Wir freuen uns, auch künftig im Kreis Euskirchen mit diesem aktuellen und innovativen Studiengang präsent zu sein.“
Der Studiengang Wirtschaftsinformatik ist offen für vorerst 25 Studenten. Alle Beteiligten sind jedoch überzeugt, dass sich der Studiengang fest in Euskirchen etablieren wird. „Das Potenzial ist groß“, meinte Friedl. Vor allem wollen sie einfach anfangen, daher wird der Kurs in diesem Jahr auch schon mit etwa zehn bis zwölf Teilnehmern starten. Die Räumlichkeiten werden von der Kreissparkasse angeboten: In der Bahnhofsstraße direkt gegenüber dem Hauptbahnhof.
In Schleiden soll neben BWL ab April 2019 auch der Studiengang Produktionstechnik angeboten werden. Wer sich für das Studium der Betriebswirtschaft im Wintersemester 2018 interessiert, kann sich bei verschiedenen Veranstaltungen informieren: Montag, 26. März, Montag, 23. April, Donnerstag, 24. Mai, Mittwoch, 20. Juni, und Donnerstag, 19. Juli – jeweils um 18.00 Uhr im Städtischen Johannes-Sturmius-Gymnasium in Schleiden.
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