Heimbach, Vlatten: Der Karnevalsverein KV „Vlattener Jonge“ feierte vergangenes Wochenende sein 55-jähriges Bestehen, doch der dörfliche „Carnevals-Ulk“ ist wesentlich älter. Bereits 1880 wurde in der damaligen Zülpicher Zeitung zu „humoristischen Vorträgen mit Gesang bei Peter Bey“ nach Vlatten eingeladen. Dreizehn Jahre später – 1893 – lädt der Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr höflichst zum Karnevalsball „im Saale des Herrn Spürk“. Seit Mitte der 1950er Jahre sind bereits Karnevalsumzüge durch das Dorf belegt, doch erst mit Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Gemünd am 22. Mai 1962 beginnt – ganz offiziell – die mittlerweile 55-jährige Geschichte des Karnevalvereins „Vlattener Jonge“. All diese historischen Fakten und alte Fotos haben KV-Geschäftsführer Hubert Reuter und Beisitzer Dieter Pütz in einer Festschrift zum 55-Jährigen zusammengetragen.
1956 gab es den ersten improvisierten Karnevalszug, 1957 trottete unter anderem ein rot bemalter Ochse mit durch die Dorfstraßen und 1959 wurde der Karnevalsverein unter der Leitung von Johann Wilden gegründet. Das Protokoll der damaligen Sitzung ist noch vorhanden – niedergeschrieben auf einem Kellner-Block.
Achim Bertram hat in seiner Amtszeit – zunächst als erster Vorsitzender, dann als Präsident – schon drei närrische Jubiläen begleitet: das 33., das 44. und nun das 55. „Doch diesmal gab es erstmals eine Mundart-Messe“, freut sich der 52-jährige Vollblutkarnevalist. In vollem Ornat waren Vorstand und Garden der „Vlattener Jonge“ beim Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Dionysius versammelt. Und statt der üblichen Kirchenlieder schallten liebevoll umgetextete Karnevalslieder durch das Kirchenschiff: Auch der Hit „On wenn et Trömmelche jeht“ bekam einen neuen Kontext:
On wenn de Kircheglock schläät, dann stonn mir all parat, on mir trecke no de Kirch, die Glock, die hätt jesaat: Der Herrjott lädt en, lädt en, der Herrjott lädt en.
Der Ohrwurm „Ich ben’ne Räuber“ wurde kurzerhand zum allgemeinen Schuldbekenntnis – nicht nur für die Karnevalszeit! – umgewandelt und den Gang zur Kommunion unterlegte Kantor Helmut Latz mit der Melodie von Jupp Schmitz‘ Evergreen „Wir kommen alle, alle, alle in den Himmel“, was vielen der Anwesenden ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte.
Karnevalistischer Höhepunkt der Mundart-Messe war die feierliche Segnung der Vereins-Standarte, die im Jubiläumsjahr angeschafft werden konnte. Klar, dass die „staatse“ Standarte beim anschließenden Festumzug zur Jugendhalle, wo Vereinsvorsitzender Johannes Groben die Gäste begrüßte, stolz vorweggetragen wurde.Zum Jubiläum hatten die Organisatoren ein fast fünfstündiges Festprogramm zusammengestellt, bei dem es selbst für die Planer so manche Überraschung gab: Die „Große Garde“ und Tänzerinnen der Showtanzgruppe „La Danza“ inszenierten einen köstlichen „Zickenkrieg“ und legten gemeinsam einen fulminanten Auftritt aufs Parkett – einstudiert an nur einem Abend. Gekrönt wurde die Choreografie mit einer menschlichen Pyramide, bei der zwei Mädchen ein riesiges, selbstgemaltes „Happy Birthday“-Banner entrollten und zwei weitere mit Konfetti-Pistolen die Bühne in ein buntes Farbenmeer verwandelten. Getreu ihrem Vereinsmotto „Einer für alle, alle für einen“ griff anschließend Präsident Achim Bertram, der charmant, schlagfertig und souverän durch die Veranstaltung führte, zum Besen und fegte die Bühne für die Festredner, Abordnungen anderer Vereine und weiteren Auftritte der eigenen Garden frei.
Publikumslieblinge waren eindeutig die kleinsten Karnevalisten. Zu einem Melodien-Medley aus „Biene Maja“, „Heidi“ und „Pippi Langstrumpf“ purzelte die entzückende Vlattener Bambini-Garde über die Bühne und erntete solch begeisterten, lautstarken Applaus, dass die Mini-Karnevalisten nach ihrem allerersten Auftritt zunächst etwas verschreckt ins Publikum blinzelten.
Um den Nachwuchs müssen sich die „Vlattener Jonge“ keine Sorgen machen: Bei rund 250 Mitgliedern gehören allein 80 junge Tänzerinnen und Tänzer zu den sieben Tanzgruppen des Vereins: Vier Garden und die zwei Showtanzgruppen „La Danza“ und „Full House“. Dazu noch das Männerballett „Firewalker“ – allesamt Mitglieder der freiwilligen Feuerwehr, die seit 2009 auch im Fastelovend aktiv sind.
Heinz Empt, Vizepräsident des Regionalverbands Düren im Bund Deutscher Karneval e.V., hatte zur Feier des Tages einige Ehrenurkunden mitgebracht und zeigte sich begeistert von den Aktivitäten der „Vlattener Jonge“: „Macht weiter so“, ermunterte er die Karnevalisten, das närrische Brauchtum auch weiterhin so vorbildlich zu pflegen.
Auch viele der anwesenden Mitglieder wurden anschließend zur Ehrung auf die Bühne gebeten. Seit 44 Jahren sind Elke Frings, Ursula Fuhs, sowie Kurt Gabriel-Jürgens und Josef Pütz im Verein. Seit 33 Jahren halten Ingrid Müller, Leo Krupp und Helga Prinz dem Verein die Treue. Seit 22 Jahre ist Nina Ross dabei. Vor elf Jahren traten Robin Bergsch, Claudia und Viktoria Böttgenbach, Dennis Häuser, Elisa Krutwig, Ben Küpper, Anne Mauel, Maja Reuter, sowie Ramona und Walter Salentin dem Karnevalsverein bei.
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