Kall: Dass die Deutschen ein Volk der Vereine sind, ist allgemein bekannt. Aber dass man als Verein eine Gaststätte führt, ist doch eher außergewöhnlich. Genau einen solchen Verein haben jetzt Bürger aus Kall gegründet: Der „Verein zur Erhaltung der Gaststätte Gier“ will das denkmalgeschützte Gebäude für die Kaller Bürger erhalten, renovieren und betreiben.
Die Gaststätte Gier ist das einzige Gasthaus im Ort, das über einen großen Veranstaltungssaal verfügt. Am 31. Juli dieses Jahres schloss jedoch der letzte Wirt, Dieter Forner, das Haus. Ein Nachfolger wurde nicht gefunden. In zahlreichen Gesprächen mit dem Eigentümer, Bierlieferanten und der Gemeinde Kall suchten engagierte Bürger nach einer Lösung, die Wirtschaft auch weiter offen zu halten.Bei einer Versammlung aller Ortsvereine, zu der Ortsvorsteher Guido Keutgen eingeladen hatte, wurde ein Arbeitskreis gebildet, der sich für den Erhalt der Gaststätte einsetzen sollte. Dabei entstand die Idee, die Traditionskneipe zukünftig von einem Verein betreiben zu lassen.
Ursprünglich war ein Ankauf der Immobilie durch die Gemeinde Kall geplant, um die Gaststätte dem Verein mietfrei zur Bewirtschaftung zur Verfügung zu stellen. Dieses Vorhaben konnte sich aber bei den Politikern nicht durchsetzen. Bei einem Gespräch des Arbeitskreises mit Vertretern aller Fraktionen wurde deshalb am 10. September der Kauf des Hauses durch den zu gründenden Verein beschlossen. Dazu wurde durch die Gemeinde ein Zuschuss in Höhe des Kaufpreises von 75.000 Euro zugesagt.
„Dann ging alles sehr schnell“, erklärt Vereinsvorsitzender Uwe Schubinski: „Die Vereinsgründung erfolgt am 17. September durch 17 Gründungsmitglieder. Eine Satzung wurde beschlossen und ein Vorstand gewählt. Satzungsgemäßer Auftrag ist die Erhaltung der denkmalgeschützten Gaststätte Gier.“ Auch die Renovierungsarbeiten ließen nicht lange auf sich warten. Zwei Wochen nach der Gründung – der Verein wuchs schnell auf 58 Mitglieder – begannen die Ehrenamtler bereits mit den Renovierungsarbeiten.
„Im Gastraum haben wir alles mit ehrenamtlichen Mitgliedern renoviert. Lediglich im Saal haben wir den alten Parkettboden durch eine Firma überarbeiten lassen. Jetzt erstrahlt er im neuen Glanz“, freut sich Schubinski über den schnellen Abschluss der Maßnahmen. Auf einen Punkt in der Satzung legt der Verein besonderen Wert: Alle zukünftigen Erträge werden wieder zur Pflege der denkmalgeschützten Gaststätte verwendet. Mit 25.000 Euro beteiligte sich der Kaller Getränkelieferant Hans Joachim Baum kräftig an den Renovierungskosten. Dieses Darlehen wird in der Folgezeit über den Getränkekauf abgegolten. Nachdem eine feuchte Außenmauer trockengelegt und ein großer Teil der Fußböden erneuert worden war, konnten Gastraum und Saal mit einem neuen Anstrich versehen und die komplette Beleuchtung auf umweltfreundliche LED-Lampen umgestellt werden.
Nach einer außergewöhnlichen Ratssitzung – sie fand vergangenen Donnerstag im frisch renovierten Saal der Gaststätte Gier statt – konnte der Notarvertrag unterzeichnet werden. Seitdem kann der Verein mit einer vorläufigen Betriebserlaubnis für Speisen und Getränke loslegen. Die offizielle Wiedereröffnung der Gaststätte Gier findet am 11. November ab 18.00 Uhr statt.
In den ersten Monaten werden die Gäste reihum von den Mitgliedern des Vereins bedient. Später sollen dann feste Kräfte eingestellt werden.
Bei dem zwischen 1790 und 1810 erbauten und denkmalgeschützten Gasthaus handelt es sich um eines der bedeutendsten Objekte für die Ortsgeschichte. Der Tanzsaal des Gasthauses hat im 19. Jahrhundert übrigens wiederholt als Schulraum gedient.
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Freitag ab 18.00 Uhr. Sonntag ab 17.00 Uhr. Bei Veranstaltungen im Saal wird natürlich auch am Samstag geöffnet sein.
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