Eifel: Im Vorfeld des Braunkohlenabbaus (Tagebau Garzweiler) wurde eine großflächige Ausgrabung des ehemaligen Rittergutes Haus Palant in Erkelenz-Borschemich durchgeführt. Aus schriftlichen Quellen ist bekannt, dass das Gut im Jahre 1586 gleich zweimal – im Zuge des Kölnischen Krieges – überfallen und geplündert wurde. Dabei wurde das Anwesen zumindest teilweise zerstört. Dort, wo einst der spätmittelalterliche Wohnturm stand, hatte sich am Rande der Grabenböschung eine Erdschicht erhalten, der außer Bauschuttresten auch sehr viele historische Funde enthielt. Sie stammen alle aus der Zeit kurz vor 1586, sodass als relativ sicher gelten darf, dass sie bei einem der beiden Überfälle entstanden ist.
Während der Ausgrabungsarbeiten im Graben, der das Herrenhaus einst umgab, fanden sich Spuren und Funde dieser zerstörerischen Ereignisse. Auch ein Silberdöschen lag in einer solchen Zerstörungsschicht. Nach sorgfältiger Reinigung in den Werkstätten des Bonner LandesMuseums erstrahlt das Gefäß nun wieder im ursprünglichen Glanz und alter Pracht. Zuvor war es dreckverkrustet und unscheinbar: die Umschrift unleserlich und das Material gar nicht als Silber zu erkennen.
Der zylindrische Corpus des 4,2 Zentimeter hohen, leer vorgefundenen Gefäßes mit einem Durchmesser von 5,2 Zentimeter ist in der Mitte geteilt, so dass sich die obere Hälfte als Deckel abnehmen lässt. Auf dessen Oberseite ist eine Umschrift mit einem Motto in französischer Sprache, die Jahreszahl, der Name des adeligen Besitzers sowie ein vereinfachtes Wappen derer von Palant innerhalb floraler Verzierungen eingraviert: REPOS • NE • C[H]ERCHE(?) • ICI • SWAEN • DE • PALLANT • 1573. Übersetzt bedeutet das so viel wie: Ruhe nicht, suche(?) hier; ??? von PalantDie Interpretation des dritten Wortes gilt allerdings als unsicher, da der Graveur die Buchstaben mehrfach korrigieren musste. Zudem ist die Bedeutung des niederländischen Wortes „Swaen“ (Schwan) in diesem Zusammenhang nicht ganz klar. Es könnte hier im übertragenen Sinne als „Jüngling“ zu verstehen sein.
Auftraggeber zur Anfertigung des Döschens war wohl Franz Diederich von Palant zu Breitenbend (1530 – 1600). Vielleicht war es ein Geschenk für seinen damals dreizehnjährigen Sohn Christoph, der 1584 auf Haus Palant einheiratete und somit zum Zeitpunkt der Zerstörung seit zwei Jahren dort lebte. Über diese Ehe und den daraus hervorgehenden Sohn, der ebenfalls den Namen Franz Dietrich erhielt, gelangte das Anwesen schließlich an die namensgebende Familie von Palant.
Wozu die silberne Dose ehemals diente, ist unklar. Verschiedene Verwendungen sind denkbar, vielleicht für Schnupftabak oder Arzneien. Vielleicht sollten darin aber auch Münzen oder das Familiensiegel aufbewahrt werden.
„Im Museum für Angewandte Kunst in Köln sind etliche kleine Silberdöschen vorwiegend aus etwas jüngerer Zeit zu sehen, jedoch meines Wissens nach keines mit einer solch persönlichen Gravur. Insofern ist der Borschemicher Fund schon ein ganz besonderer“,
freut sich Dr. Alfred Schuler vom Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Außenstelle Titz-Höllen, über die einzigartige Entdeckung.
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.