Eifel: Stellen Sie sich vor, Sie sollen Ihrer Nachbarin folgende Geschichte erzählen: „Zweibein sitzt auf Dreibein und hat Einbein. Da kommt Vierbein, schnappt nach Zweibein und stiehlt Einbein. Da schlägt Zweibein mit Dreibein nach Vierbein und holt sich Einbein zurück.“ Wie? Klappt nicht? Dann versuchen Sie es doch einmal so:
„Eine Frau (Zweibein) sitzt auf einem Hocker (Dreibein) und hat ein Putenbein (Einbein). Da kommt ein Dackel (Vierbein), schnappt nach der Frau (Zweibein) und stiehlt das Putenbein (Einbein). Da schlägt die Frau (Zweibein) mit dem Hocker (Dreibein) nach dem Dackel (Vierbein) und holt sich das Putenbein (Einbein) zurück.“
So geht es besser. Wissen Sie auch warum? In der ersten Geschichte kamen nur abstrakte Begriffe vor, die scheinbar sinnlos aneinander gereiht sind. Nur die linke Gehirnhälfte (systematisches, analytisches Denken) hat hierauf angesprochen. In der zweiten Geschichte kamen Bilder dazu – die Frau, der Dackel, das Putenbein, so dass sich auch die rechte Gehirnhälfte (Intuition, Emotionen, das Künstlerische) „eingeschaltet“ hat. Beide Gehirnhälften waren jetzt gleichzeitig aktiv, die Geschichte lässt sich leichter merken.
Einige Menschen, die sich mit dem Gehirn beschäftigen, vermuten, dass diejenigen Personen besonders gut denken und kreativ sein können, bei denen beide Gehirnhälften gut „zusammenarbeiten“, also untereinander gut vernetzt sind. Eine Möglichkeit, diese „Teamworkleistung“ zu fördern, ist die Edu-Kinestetik, sagen Menschen, die sie anwenden. Darüber hinaus lassen sich mit ihr gezielte Bereiche im Gehirn aktivieren, die jemand für eine bestimmte Tätigkeit benötigt. Hinter dem Zungenbrecher Edu-Kinestetik steckt die Idee ihres Gründungsvaters Paul Dennison, „über, durch und mit Bewegung zu lernen“.
Wieso Bewegung? Der amerikanische Sonderpädagoge Dennison hatte Zusammenhänge zwischen körperlicher Entwicklung, Erwerb von Sprache und von schulischen Leistungen herausgefunden. In der gemeinsamen Arbeit mit Kindern und Erwachsenen entwickelte er körperliche Übungen, die beabsichtigen, bestimmte Gebiete des Gehirns und des Körpers mit Energie zu versorgen. Endziel: Besseres Lernen, soll heißen, der Mensch ist durch die Übungen in der Lage, sich – je nach Lebensanforderung wie beispielsweise dem Lösen einer Rechenaufgabe – zweckgerichtet, sicher und gezielt zu verhalten. Die körperlichen Übungen sowie bestimmte Denksportaufgaben nannte Dennison „Gehirngymnastik“ (Brain-Gym). Zu ihnen zählen unter anderem Übungen, die gleichzeitig Bereiche der linken und der rechten Gehirnhälfte ansprechen. Einige von ihnen machen bereits Babys, zum Beispiel beim Krabbeln: Rechtes Ärmchen vorgezogen, linkes Beinchen nachgezogen und das ganze spiegelverkehrt.
Auch die Eifelerin Heike Zander-Krings wendet die Brain-Gym-Übungen seit vielen Jahren bei sich selber und anderen an. Während ihrer Ausbildung zur Therapeutin für mentale Fitness von Erwachsenen und Kindern hat sie die Übungen kennen gelernt und als Vorbereitung auf spätere Multiple-choice-Testaufgaben für eine Prüfung direkt ausprobiert. Als linkshirnig orientierte Denkerin bevorzugt sie Aufsatzprüfungen, bei denen sie ihrem Gedächtnis vertrauen und die notwendigen Informationen abrufen kann, anstatt die Antworten wie beim Multiple-choice-Test erkennen zu müssen. Gezielt hat sie mit einem Coach speziell ausgewählte Übungen durchgeführt, die benötigten Bereiche der rechten Gehirnhälfte fit gemacht – und die Prüfung bestanden.
Seit dieser Zeit ist es eine von Krings Tätigkeiten, Eltern, Erzieher, Lehrer sowie Interessierte im Bereich Edu-Kinestetik fortzubilden und vor Ort mit Kindern in Kindertageseinrichtungen und Schulen zusammenzuarbeiten. Dabei legt sie Wert darauf, dass die Übungen mit Sinn, Verstand und Struktur durchgeführt werden. Eine weitere Fortbildungsquelle beispielsweise für Pädagogen bietet „Suche.Lehrerfortbildung.NRW“, das Fortbildungsportal des Schulministeriums NRW. Derzeit macht es unter anderem auf ein Seminar zur Ganzheitlichen Sprachförderung mit Edu-Kinestetik aufmerksam. Dieses Seminar des Studieninstituts Niederrhein wird vor allem von Vorschulpädagogen besucht.
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