Eifel: Im Mittelalter war es völlig normal, mit den Fingern zu essen. Die für uns heute selbstverständliche Gabel war verpönt, weil der Teufel eine Gabel benutzte. Jahrhunderte lang war, neben dem Messer, mit dem Fleisch und Brot geschnitten wurden, das einzige Esswerkzeug der Löffel, den man für Suppe und Brei benötigte. In der mittelalterlichen Hausgemeinschaft erhielt jedes Haushaltsmitglied einen eigenen Holzlöffel, den jeder nach der Mahlzeit abwischte und auf das Löffelbrett steckte. Den eigenen Löffel behielt man meist bis zum Lebensende. Dadurch wurde der Löffel nicht nur ein Symbol für Essen, sondern auch für Leben allgemein. Wer den Löffel abgegeben hatte, war gestorben, da der Löffel zur Nahrungsaufnahme offenbar nicht mehr nötig war. Weil damals nichts weggeworfen wurde, was man noch irgendwie verwenden konnte, wurden Löffel von gestorbenen Familienmitgliedern selbstverständlich an einen Jüngeren weitergegeben.
aus: Gerhard Wagner “Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters”, Regionalia-Verlag, ISBN: 978-3-939722-31-1
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