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Gerhard Wagner: „Einen Denkzettel verpassen“ – nachdrücklich in Erinnerung rufen

Eifel: Das Wort Denkzettel stammt ursprünglich aus dem Rechtsvokabular des 15. Jahrhunderts, wo es Urkunde, schriftliche Nachricht, aber auch Mahnung, Vorladung zum Gericht oder sogar Klageschrift bedeuten konnte. Später taucht der Denkzettel in der frühen Pädagogik auf. Im 16. Jahrhundert waren die Erziehungsmethoden in den Klosterschulen nicht sehr zartfühlend. So war es in den Internaten des Jesuitenordens üblich, auffälligen Schülern ihre Sünden per Merkblatt vor Augen zu führen. Bei wiederholtem Verstoß gegen die Hausordnung hängte man Schülern so genannte Schandzettel um den Hals, auf denen die Verfehlungen aufgeführt waren. Je nach Schwere der Missetat mussten diese Schüler ihre Denkzettel tagelang während des Unterrichts und in der Freizeit tragen, was natürlich ihre Mitschüler nicht unbedingt solidarisch zur Kenntnis nahmen. Daraus leitet sich die heutige Bedeutung des Begriffs Denkzettel ab: eine – durchaus auch körperlich verabreichte – Gedächtnisauffrischung.

aus: Gerhard Wagner “Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters”, Regionalia-Verlag, ISBN: 978-3-939722-31-1

16.6.2016LebenEifel0 Kommentare gw

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