Eifel: In der berühmten Bergpredigt, die wohl nie in dieser Form gehalten wurde, sondern eine zusammengefasste Quintessenz seiner Lehre ist, mahnt Jesus bezüglich der Glaubwürdigkeit von Ritualen: „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. (…) Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist“ (Mt 6,5); das stille Kämmerlein also als Gegenentwurf zum öffentlichen Raum.
Vielleicht hat sich Luther bei dieser Formulierung von dem Ort seiner Arbeit inspirieren lassen. Der vom Kaiser Geächtete und vom Papst Gebannte verbarg sich 1521 als „Junker Jörg“ in der Wartburg. Er lebte und arbeitete in einer kargen Stube an der Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen ins Deutsche. Wer auf der Wartburg die „Lutherstube“ besucht, bekommt einen guten Eindruck von einem „stillen Kämmerlein“.
Gerhard Wagner: „Wer’s glaubt wird selig! – Redewendungen aus der Bibel“, Regionalia-Verlag, ISBN: 978-3-939722-36-6
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