Eifel: Der Goldschmied hatte es, im Mittelalter und auch heute, mit begehrten und teuren Edelmetallen zu tun. Zum Abmessen in winzigen Mengen gab es spezielle Waagen, von denen die Goldwaage eines der genauesten Messgeräte ihrer Zeit war; sie zeigte schon kleinste Mengen an. Damals funktionierten die Waagen, indem man Gewicht auf etwas legte; es mussten nämlich in die eine Waagschale so viele Gewichte gelegt werden, bis der Zeiger, das Zünglein, nicht mehr ausschlug. Kein Wunder, dass sich aus der sprichwörtlichen Empfindlichkeit dieser Waage schon früh eine Redewendung entwickelt hat. Sie findet sich bereits in der Antike bei Cicero. Luther hat die Bibelstelle Jesus Sirach 28, 25 mit der Wendung übersetzt: „Du wägest dein Gold und Silber ein; warum wägest du nicht auch deine Worte auf der Goldwaage?” Wie auch bei anderen Redewendungen hat Luther hier entscheidend zur Popularität dieser Redensart beigetragen; sie ist seit dieser Zeit beliebt, um eine übertriebene Pedanterie bei der Wortwahl zu karikieren.
aus: Gerhard Wagner “Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters”, Regionalia-Verlag, ISBN: 978-3-939722-31-1
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