Eifel: Diese Redewendung ist einer Bibelstelle entnommen, die das „Hohe Lied der Liebe“ genannt wird und deshalb nicht zufällig zum Standard-Repertoire von Trauungen gehört: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle“ (1 Kor 13,1).
Hier geht es aber gar nicht um die Liebe, die sich Brautleute bei der Musik von Mendelssohn-Bartholdy schwören, sondern um die wahre Liebe, die nicht unbedingt die Liebe zwischen Mann und Frau sein muss, sondern auch die Nächstenliebe, die Liebe zur Musik oder zur Natur oder eine andere tiefe Zuneigung sein kann.
Und was hat das mit den Engelszungen zu tun? Hier ist gemeint, dass jemand, der die menschliche Sprache, aber auch das Idiom der Engel beherrscht, nur Laute von sich gibt, die erst durch die Liebe einen tieferen Sinn ergeben. Wolf Biermann nannte einen Gedichtband, den er 1968 herausbrachte, in augenzwinkernder Anspielung auf diese Bibelstelle „Mit Marx- und Engelszungen“.
Aus: Gerhard Wagner: „Wer’s glaubt wird selig! – Redewendungen aus der Bibel“, Regionalia-Verlag, ISBN: 978-3-939722-36-6
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