Eifel: In Diskussionen um Kopftuch tragende Frauen aus anderen Kulturkreisen vergisst man oft, dass es auch bei uns noch vor gar nicht langer Zeit für eine verheiratete Frau unschicklich war, ohne Kopfbedeckung aus dem Haus zu gehen. Nach germanischem Brauch war es ein Symbol der Jungfräulichkeit, das Haar offen zu tragen; die Verhüllung des Haupthaares war Kennzeichen der verheirateten Frau. Dies blieb auch im christlichen Mittelalter verbindliche Sitte, und auch heute noch verhüllen zum Beispiel Frauen bei der Papstvisite ihr Haar mit einem Tuch oder einem Schleier. Zu vielen Trachten, den traditionellen Bekleidungen in den verschiedenen Landschaften, gehörte die Haube für die verheiratete Frau. Die setzte sie zum ersten Mal am Tag ihrer Hochzeit auf und zeigte so ihren Stand. Daraus entstand die bekannte Redewendung. Die Redensart „Unter einen Hut bringen“ drückt den Machtanspruch des Ehemannes über seine Frau aus; sie musste akzeptieren, dass er den Hut aufhatte, das Symbol der Herrschaft.
aus: Gerhard Wagner “Schwein gehabt! Redewendungen des Mittelalters”, Regionalia-Verlag, ISBN: 978-3-939722-31-1
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