Umland, Bonn: Manchmal ist es der „Schuttabladeplatz der Zeit“, der tiefe Einblicke in die Vergangenheit ermöglicht. So wie am Aachener Lousberg. Hier wurde bereits vor über 5.000 Jahren – zum Ende der Jungsteinzeit – im groß angelegten Tagebau Feuerstein abgebaut und direkt vor Ort zu steinernen Werkzeugen verarbeitet. Bei Ausgrabungsarbeiten zwischen 1978 bis 1980 gelang es bereits, die prähistorischen Produktionsstätten anhand von vor Ort gefundenen Holzkohleresten und Arbeitsgeräten aus Tiergeweihen nachzuweisen.
Bei Nachgrabungen im vergangenen Jahr entdeckten die zuständigen Bodendenkmalpfleger vom Landschaftsverein Rheinland, Außenstelle Nideggen, vier weitere Geweihfragmente in den Haldenresten des jahrtausendealten Feuersteinbergwerks. Es handelt sich um „Bruchstücke von Abbaugeräten mit teilweise hervorragend erhaltenen Zurichtungs- und Gebrauchsspuren“. Als Fundstück des Monats Juli wird das jungsteinzeitliche Bergmannwerkzeug nun im Bonner LandesMuseum ausgestellt.Beile und Beil-Rohlinge aus dem markanten, graubraun gefärbten „Flint“ vom Lousberg waren in der Jungsteinzeit im Umkreis von bis zu 280 Kilometern verbreitet. Der Beweis für funktionierende Handelsnetze – bereits im Neolithikum. Die Lousberger Steinwerkzeuge sind bis ins belgische Thieusies, nach Büdingen in Mittelhessen und sogar bis ins ostwestfälische Neuenknick bei Minden weitergegeben worden.
Aufgrund des aufgeschütteten Abraum-Volumens am Lousberg, dem Gewicht der Produktionsabfälle und dem durchschnittlichen Gewicht von Beilklingen konnten Archäologen folgern, dass etwa 300.000 Beil-Rohlinge in der Produktionsstätte gefertigt wurden.
Der Lousberg ist also nicht nur das einzige bislang bekannte Feuersteinbergwerk in der Nordhälfte Deutschlands, es handelt sich hier gewissermaßen auch um das älteste „Industriedenkmal“ Nordrhein-Westfalens, denn hier wurde die Förderung des Flints in einem Zeitraum zwischen etwa 3.800 und 3.000 Jahren vor Christus im großen, gut organisierten Ausmaß betrieben.
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