Umland, Bonn: Chic drapiert liegen die Schmuckstücke in der Vitrine: eine Kette aus farbenfrohen Ton- und Glasperlen, dazwischen aufgefädelt immer wieder schillernde Muschelplättchen. Gleich daneben ein Paar silberne „Kreolen“. Was sicherlich auch heute noch das Herz vieler modebewusster Frauen höher schlagen lässt, sind etwa 1.300 Jahre alte Preziosen, die ab Mitte nächster Woche im Foyer des Bonner LandesMuseums gezeigt werden. In einem zufällig entdeckten Frauengrab in Niederkassel-Mondorf (Rhein-Sieg-Kreis) waren die wertvollen Stücke gefunden und – Perle für Perle, Muschelplättchen für Muschelplättchen – einzeln geborgen worden.
Etwa im Jahr 700 war die wohlhabende Frau mit ihrem wertvollen Schmuck bestattet worden. Im Laufe der Jahrhunderte löste sich der organische Faden, mit dem der Halsschmuck in bunter Reihenfolge gefädelt war, allerdings auf, sodass die meisten Kettenelemente im Erdreich verteilt lagen. „Die Kunst bei der Ausgrabung war es deshalb, sorgfältig zu dokumentieren, wo die einzelnen Ton- und Glasperlen sowie Muschelplättchen gefunden wurden“, erläutert Elke Nieveler die aufwendige Rekonstruktion der farbenfrohen Kette.
Als wissenschaftliche Referentin für das Frühmittelalter hat sich die Museumsmitarbeiterin intensiv mit dem Fund beschäftigt. „Nur unter dem Nacken der Toten, die liegend mit dem Kopf gen Westen bestattet worden war, konnte die originale Fädelung geborgen werden“, erzählt sie. Auf der Fotografie ist dieses Stück der insgesamt etwa 40 Zentimeter langen Kette im oberen, rechten Teil des Fotos zu sehen. „Aufgrund von Parallelfunden haben wir dann die Kette wieder zusammengesetzt.“ Gemäß dem Chic der damaligen Zeit, denn an diesem Fund lassen sich die „Modetrends“ des späten 7. Jahrhunderts ablesen. „Diese Fundstücke passen ideal zu unserer aktuellen Ausstellung ‚Eva’s Beauty Case – Schmuck und Styling im Spiegel der Zeiten‘, die noch bis zum 22. Januar 2017 zu sehen ist.“
Die großen, silbernen Ohrringe – heute würde man „Kreolen“ dazu sagen – haben einen Durchmesser von sieben Zentimetern. Und auch die geborgene silberne „Bügelfibel“ – eine Art Sicherheitsnadel früherer Jahrhunderte – ist eine Rarität. „Solche Grabbeigaben findet man im ausgehenden 7. Jahrhundert häufiger“, erklärt Nieveler. „Doch meistens waren diese Schmuckstücke aus Bronze. Die großen Drahtohrringe, aber auch die Muschelscheibchen und Flockenperlen der Halskette sind typische Beigaben in Frauengräbern der späten Merowingerzeit. Mit zunehmendem Einfluss der Kirche ging danach der Brauch der Grabbeigaben jedoch zu Ende.
Nur durch Zufall war man vor wenigen Monaten auf das Grab gestoßen. In der Wand einer Baugrube hatten Arbeiter einen menschlichen Schädel entdeckt. Bei der anschließenden Ausgrabung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland kam das merowingische Grab zutage. Weitere Infos auf www.landesmuseum-bonn.lvr.de.
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