Umland, Bonn: Drei formschöne Keramikgefäße und eine kleine Glasflasche werden zur Zeit im Foyer des Bonner LandesMuseums als Fundstücke des Monats Oktober ausgestellt. Die Kannen wurden als Bestattungsbeigaben in einem römischen Brandgrab entdeckt. Wenige Kilometer südlich der Colonia Ulpia Traiana, der römischen Stadt beim heutigen Xanten, befand sich das Lager der 30. römischen Legion, Vetera II. Die genaue Lage des Lagers im Bereich der Bislicher Insel können die Archäologen jedoch bis heute nicht lokalisieren: Im Laufe der Jahrhunderte forderte der Fluss seinen Tribut und unterspülte die uralte Bebauung. Außerdem haben dort mittelalterliche und frühneuzeitliche Vorgängersiedlungen des heutigen Dorfes Birten sowie die spätmittelalterliche Zollstation „Beek“ gelegen.
Bei Luftbildaufnahmen waren bereits 2013 Auffälligkeiten in der Geländestruktur des Naturschutzgebietes bemerkt worden, die auf eine überwucherte römische Bebauung schließen lassen. Im Winter 2014/2015 begannen Xantener Archäologen mit ersten Grabungsarbeiten. Im Zuge von Deichsanierungsmaßnahmen entdeckte man kürzlich auch Teile eines Friedhofs, der zu dem temporären Legionslager gehört haben muss und wohl westlich von diesem lag.
In den verschiedenen Schichten des Uferschlamms konnten Fundamente von fünf Grabmonumenten freigelegt werden. Einige der gefundenen Ziegel sind mit dem Zeichen der 30. Legion gestempelt, die seit dem Jahr 122 hier stationiert war. Für das zweite und dritte Jahrhundert wurden römische Besiedlungsflächen mit Gruben und Brunnen nachgewiesen. Aufgrund der Anordnung von Pfostengruben lässt sich so auch ein Gebäudeaufbau der damaligen Zeit rekonstruieren. Einige der Funde können auf den Zeitraum um Christi Geburt datiert werden. Auch vorchristliche Spuren – wie eisenzeitliche Wandscherben – konnten bislang entdeckt werden. Die gesammelten Grabungsergebnisse geben den Wissenschaftlern aber weiterhin Rätsel auf. Das Lager, das anscheinend nur zeitweise belegt war, befand sich im direkten Umfeld von Vetera I und II. Handelte es sich um ein militärisches Übungslager, eine Festung während des Bataveraufstands, oder um eine Soldatenunterkunft beim Bau von Vetera II? Die Forschungen gehen weiter.
Die meisten der neu entdeckten Gräber stammen aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Die in Bonn ausgestellten Grabbeigaben wurden in dem bislang jüngsten Grab gefunden und lassen sich zeitlich in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts einordnen. Außer den drei unverbrannten Keramikgefäßen und dem Glasfläschchen wurden noch wenige verbrannte Keramikscherben geborgen. „Da der Leichenbrand noch nicht untersucht wurde, lässt sich über Geschlecht und Alter des oder der Verstorbenen noch nichts sagen“, formuliert Dr. Marion Brüggler, wissenschaftliche Referentin im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Xanten. www.landesmuseum-bonn.lvr.de
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