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Lange Zeit wurde diese Büste für ein Abbild des römischen Kaisers Vitellius gehalten. [Foto: jürgen Vogel]

Fundstück des Monats August: „Vitellius“

Umland: Wer im August das Foyer des Bonner LandesMuseum betritt, entdeckt in der Vitrine ein kurioses Ausstellungsstück: Als „Fund des Monats“ wird dort diesmal die 40 Zentimeter hohe „Vitellius“-Büste ausgestellt. Als Nachfolger des ermordeten Kaisers Nero übernahm Aulus Vitellius im Jahr 69 nach Christus die Regentschaft über Rom. Doch auch seine Herrschaft währte nicht lange. Bereits Ende des Jahres 69 wurde Neros Nachfolger, der aufgrund seiner Trunksucht von seinen Zeitgenossen als hässlich und verfettet beschrieben wird, hingerichtet. Aufgrund seiner kurzen Amtszeit gab es damals nur wenige Abbildungen und Portraits von dem Kurzzeit-Kaiser des Römischen Reiches.

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Nach klassischem Vorbild wurde die „Vitellius“-Büste im 18. oder 19. Jahrhundert neu modelliert. [Foto: Jürgen Vogel]

Im 16. Jahrhundert, während der Renaissance, wetteiferten Fürsten, Kardinäle und gut betuchte Sammler darum, wer die besten Exponate von römischen Herrscher vorweisen konnte. Diese lückenlose „Ahnengalerie“ diente damals einerseits als dekorativer Raumschmuck und unterstrich gleichzeitig den Bildungsanspruch seiner Sammler. Die kurze Regierungsphase von Aulus Vitellius stellte die Kunstliebhaber jedoch vor ein Problem: Von Aulus Vitellius kannte man keinen Kopf. Deshalb wurde irrtümlicherweise ein römisches Porträt in Venedig für das Bildnis dieses Kaisers gehalten.

Das Bildnis wurde daraufhin in den folgenden Jahrhunderten auch für Museen sehr oft kopiert, bis Archäologen zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen anderen Kopf als den des „echten“ Vitellius erkannten. Genaue Untersuchungen hatten ergeben, dass es sich bei der Marmorbüste des so genannten „Vitellius“ um das Konterfei eines Privatmanns aus hadrianischer Zeit (120 –130 nach Christus) handelt, nicht aber um den nach kurzer Regentschaft ermordeten Kaiser. Die Büste verschwand daher im Depot und wird nun – nach Jahrzehnten – hier erstmals wieder gezeigt.

29.7.2016LebenUmland0 Kommentare bwp

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