Eifel: Verraten und verkauft, alles vergebens und vergänglich: Natürlich gibt es auch in der rheinischen Mundart Eigenschaftswörter auf der Vorsilbe „ver-„, allerdings sind sie meist weniger pessimistisch als die hochdeutschen Vokabeln: „Verschmeulich“ etwa wird ein leicht beleidigtes und verwöhntes, meist weibliches Wesen genannt, „vertüttelt“ der verzärtelte und verhätschelte Bube.
„Vermolestiert“ ist ein Mensch oder Gegenstand, der soviel (Gewalt) abbekommen hat, dass er kaum noch als reparabel gelten kann. Beispielsweise wenn er „verwammess“, „verkamesöhlt“, „verluckas“, „vertubback“ oder eben „vermolestiert“ worden ist. Jemand, der dem Feuer zu nahe gekommen ist und sich verbrannt hat, ist „verschnörcks“.
Jemand, der bei der Auswahl seiner Nahrungsmittel sehr wählerisch vorgeht, muss sich mit dem Eigenschaftswort „verschnupp“ beschreiben lassen. Noch schlimmer ist der „vernengte“ Mensch dran, ein im Urteil seiner Umgebung hinterhältiger, fast bösartiger Zeitgenosse. Man nennt ihn auch „verdrähten Honk“.
„Verlade“ ist der Hektiker, der vor lauter Arbeit nicht mehr ein noch aus weiß. Diesen Zustand darf man durchaus „verdüerlich“ (bejammernswert) finden. Ebenso, wenn jemand „verdötsch“ oder „verröck ös“, meinethalben auch „verkaalt“ (erkältet), „verwirk“ (überarbeitet) oder „verkiert“ (übellaunig). Hoffnungslos verloren ist auf Eifeler Platt so leicht jedenfalls nichts und niemand.
Für „verloren“ im Sinne von „unauffindbar“ lautet die ripuarische Entsprechung „verzobbelt“. Nach etwas „Verzobbeltem“ mag man „Verlangere“ (Sehnsucht) empfinden, aber man kann gleichzeitig „vertrüess“ (getröstet) sein: Es lässt sich wieder finden. Denn: „Wer sööck, der föngk.“ Es sei denn, die Sache ist „verkroos“ (im unordentlichen Chaos verlegt), „verjöck“ (auf den Kopf gehauen, verprasst) oder „verkoppelt“ (unter der Hand verkauft) worden.
aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9
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