Zülpich: Das Ergebnis war eindeutig: 72,88 Prozent stimmten für den Erhalt des bestehenden Schulsystems und erteilten der Gründung einer Gesamtschule eine klare Absage. Die Wahlbeteiligung lag bei 32,38 Prozent. Im Vorfeld hatten die Eltern der Realschule kräftig für den Erhalt ihrer Schule gekämpft. Sie hatten sogar noch eine Demonstration am Vortag der Wahl auf die Beine gestellt. Die Wahlbeteiligung war zwar nicht besonders hoch, doch immerhin waren es 3.908 von 16.717 wahlberechtigten Bürgern, die am derzeitigen Schulsystem festhalten wollen. Ein klares Votum für die Politik.
Als betroffener Vater aus dem Heimbacher Stadtgebiet konnte sich Jörg Mauel bei der Zülpicher Abstimmung zwar nicht direkt beteiligen, aber er sorgte mit seinen Mitstreitern aus den umliegenden Gemeinden für viel Wirbel im Vorfeld. „Schule erhalten – Zukunft gestalten“ lautete die gemeinsame Devise, mit der ihr Demonstrationszug durch Zülpich zog. Über das eindeutige Abstimmungsergebnis am letzten Sonntag zeigte sich aber selbst Jörg Mauel erstaunt: „Wir waren ziemlich überwältigt von der Eindeutigkeit des Ergebnisses“, gibt er offen zu. Gleichzeitig stellt er als einer der vier Elternsprecher klar: „Wir wollen keine Gräben ziehen, sondern nach den Herbstferien alle an einen Tisch holen, um ein tragfähiges Schulsystem für alle Kinder auf- und auszubauen. Gemeinsam können wir Berge versetzen!“ Auch andere Eltern aus dem Dürener Kreis werden mit dem Ergebnis zufrieden sein. Sie durften zwar nicht mit abstimmen, aber es sind viele Familien, die ihren Nachwuchs in die Römerstadt zur Schule schicken: Rund 420 Schüler fahren täglich aus dem Nachbarkreis zum Gymnasium und zur Real- und Hauptschule.
Ulf Hürtgen, Beigeordneter und designierter Bürgermeister der Stadt, zeigte sich mit dem Wahlergebnis durchaus zufrieden. „Wir haben jetzt eine klare Entscheidung, das Votum war eindeutig“, sagte er. Er sehe dies auch als große Chance für Zülpich. Das Engagement der Eltern sei ein großes Pfund, was freigesetzt worden sei. Er könne sich eine Art Arbeitsgruppe vorstellen, meinte der Beigeordnete. Ziel sei es, gemeinsam die Schullandschaft zu gestalten und voranzubringen. Die Hauptschule müsse dabei mitgenommen werden. Dies hätte ihm aber auch schon die Elterninitiative signalisiert. Mit dem Campus habe man in Zülpich einen riesigen Vorteil und die Durchlässigkeit unter den Schulen müsse noch mehr herausgestellt werden.
Eine verlässliche Nachmittagsbetreuung steht bei Hürtgen ebenfalls auf der Agenda ganz oben. In der Umfrage hatte sich gezeigt, dass lange nicht alle Eltern eine Ganztagsschule wollen, doch der Bedarf ist da und einige sind auf eine Betreuung ihrer Kinder auch am Nachmittag angewiesen. Sie hätten aber alle Möglichkeiten auf dem Campus, meinte der Beigeordnete.
Der aktuelle Ratsbürgerentscheid in Zülpich zeigt, dass Bürger in ihrer Kommune etwas bewirken können. Sind sie unzufrieden mit Entscheidungen des Rates, können sie nicht nur protestieren, sondern auch etwas verändern. Vor zwei Jahren gab es den ersten Bürgerentscheid in der Römerstadt zur Schließung der Grundschule in Füssenich. Auch hier haben sich viele Menschen für den Erhalt der Schule eingesetzt. Am Ende reichte das aber nicht. Doch anscheinend hat sich in den Köpfen der Menschen etwas freigesetzt: Wir haben die Chance, vor Ort etwas zu verändern.
Dieses Mal haben die Bürger eine Entscheidung des Rates gekippt. Mit großer Mehrheit haben sie sich für das bestehende Schulsystem entschieden und die Politiker müssen dieses Ergebnis nun ernst nehmen. Sie können nicht am Willen der Bevölkerung vorbei regieren. Das lassen sich die Bürger heute nicht mehr gefallen. An Ulf Hürtgen als künftigem Bürgermeister liegt es nun, den Frieden in der Römerstadt wieder herzustellen, die offenen Gräben zu schließen und gemeinsam mit allen Beteiligten verlässliche und nachhaltige Schulstrukturen in Zülpich zu schaffen.
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