Eifel: Der Städteregionsausschuss hat in einer Sondersitzung am Dienstag einstimmig und mit Eilbeschluss den Städteregionsrat beauftragt, Maßnahmen gegen den Betrieb des belgischen Atomreaktors Tihange 2 in die Wege zu leiten. Für diese Maßnahmen wurden 100.000 Euro für Sachverständigen- und Gerichtskosten genehmigt. Man will in mehreren Schritten aktiv werden:
Eine Nichtigkeitserklärung gegen die Zulassung der Wiederinbetriebnahme des Atomreaktors durch die belgische Atomenergiebehörde (FANK) beim belgischen Staatsrat soll durchgesetzt werden.
Eine Klage vor einem ordentlichen Gericht in Brüssel, mit dem Ziel der Stilllegung von Tihange 2 soll folgen. Dazu will die StädteRegion mit Greenpeace Belgien zusammenarbeiten. Zusätzlich will die StadteRegion Aachen alle in Betracht kommenden Auskunftsrechte gegen die belgischen Behörden nutzen, sowie parallel in Gespräche mit der EU-Kommission eintreten.
Professor Hans-Josef Allelein, Lehrstuhlinhaber für Reaktorsicherheit und -technik an der RWTH Aachen sieht das Vorgehen der Politik in Aachen kritisch: Vorrangig wäre eine fundierte Katastrophenplanung, um die Gefahr eines Unfalls in Tihange für die Aachener Region verlässlich abschätzen zu können. Allelein schlägt vor, mit einer auf meteorologischen Gegebenheiten beruhenden Ausbreitungsrechnung zuerst die nötigen Daten zu der möglichen freigesetzten Radioaktivität im Falle eines GAUs zu erfassen, um einen Überblick über die notwendigen Maßnahmen zu erhalten. Von den Rissen oder Flocken im Reaktordruckbehälter gehe nur dann eine erkennbare Gefahr aus, wenn keinerlei elektrische Versorgung mehr zur Verfügung stünde, „vergleichbar mit einem Auto, bei dem gleichzeitig die Lenkung, alle Bremsen, Sicherheitsgurte und Airbags versagen“, so Professor Allelein. Die Klagen der StädteRegion Aachen haben seines Erachtens nach mehr symbolische Bedeutung für die regionale Politik: „Ich denke, bevor ein Urteil in der Sache rechtskräftig wird, könnte die vorgesehene Betriebszeit der Reaktoren in Tihange bereits vorbei sein.“
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