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Manfred Lang: Wer oder was ist „Kaanes“?

Eifel: Folgt man weit verbreitetem, altem Eifeler Aberglauben, dann darf man in der Chressnaaht, also in der Nacht auf Weihnachten, das Vieh nicht tränken, weil sich das Tränkwasser zur Geburtsstunde Jesu in Wein verwandelt. Einem anderen Ondit zufolge sind es die Tiere selbst, denen Chressfierdaach Wunderbares widerfährt, denn sie beherrschen in mehreren Eifeler Sagen zur Weihnacht die menschliche Sprache. Ganz real hatten die Eifeler Kinder (»Köngde«, »Pänz«, »Puute«, »Möx«) in der »Adventszitt« viele, viele Vaterunser und Rosenkränze (»Ruesekränz«) zu beten (»bödde«). Wie viele genau, das wurde laut Volkskundler Adam Wrede durch Einritzen auf einem Kerbholz festgehalten, das dem am Heiligabend (»Hellischovend«) in manchen Eifeldörfern leibhaftig auftretenden »Christkind« in Begleitung einer Magd vorgelegt werden musste.

Auch der Nikolaus (»Hellije Mann«, »Zente Kloos«) testete im Rheinland bis noch vor 30, 40 Jahren in Begleitung des »Hans Muff« (Knecht Rupprecht) Gesangsqualität und Betvermögen der nachwachsenden Generation: »Kannst Du denn auch schon beten?« Worauf meiner Erinnerung nach alle »Pänz« im Raum schlagartig das Gebet des Herrn anstimmten.

Dass es vom Nikolaus wie vom Christkind etwas Gutes gibt, der Brauch hat sich gehalten, egal ob man es »e Chresskengche« (»Weihnachtsgeschenk« in der Nordeifel) oder »Christrat« (Naturalien wie Äpfel, Birnen, Nüsse als Weihnachtsgeschenke in der Südeifel) nennt. Dass den bösen Buben und zickigen »Wievere« bei Bedarf vom Nikolaus die Leviten gelesen wurden, ist ebenfalls nicht ganz aus der Mode gekommen. Der Vorgang wird allerdings in Eifel und Börde mit einer seltsamen Redewendung umschrieben, deren genauen Ursprung und Bedeutung niemand mehr zu kennen scheint, nämlich jemandem »de Kaanes säene«.

Selbst die Mundartexperten Fritz Koenn und Hermann-Josef Kesternich schweigen sich in der Frage aus, wer oder was dieser »Kaanes« ist, der wohl eher ironisch »gesegnet« werden soll. Wer oder was ist »Kaanes«, den man »ge­segnet« bekommt, wenn einer »mött enem schänck« (jemand mit einem schimpft), »wenn me se geschank krett« (man sie geschimpft bekommt) oder »enne ennem de Kopp zwesche zwei Uhre setz« (den Kopf zwischen zwei Ohren setzt).

Aus: Manfred Lang “Platt öss prima! II”, KVB-Verlag, Edition Eyfalia, ISBN: 978-3-942446-00-6

16.12.2016LebenEifel0 Kommentare ml

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