Eifel: Das Geräusch, das Kirchenglocken von sich geben, wird in rheinischer Mundart nach „kläppe“ und „lögge“ unterschieden. Wenn es zur Messe läutet oder die Morgen-, Mittag- und Abendglocke erklingt, dann sagt der Eifel- und Bördenbewohner: „Et lögg.“ Wenn die Kirchenglocke aber nur angeschlagen wird, also zur viertel, halben und vollen Stunde, dann sagt in Sonderheit der Eifeler „et kläpp“.
„Et kläpp hallev“ oder präziser „Et kläpp hallever Dreij“ heißt also „Es schlägt gerade halb drei.“ Analog gibt es folgenden Kommentar im Hochdeutschen wie im Dialekt, wenn jemand den Bogen allzu sehr überspannt: „Jetz kläpp et Drüzehn“ = „Jetzt schlägt es aber 13!“ Vom Läuten der Totenglocke hingegen stammt der Ausdruck „Et hät ömm jekläpp“ = „Er ist gestorben“. An der Art des Totenglockenanschlags, des „Kläppens“, konnte man laut Mundart-Experte Fritz Koenn früher heraushören, ob Mann, Frau oder Kind verschieden war.
Die Dorfgenossen kommentierten das Ableben eines der ihren auch mit anderen Ausdrücken: „Der hüert de Kuckuck nemmieh sönge“ oder „Her hät de Knööf zohjedohn“. Mit dem „Kläppen“ eng verwandt ist das „Klappern“, also jene geräuschvolle Tätigkeit, mit der die Eifeler Dorfjugend zum Ende der Fastenzeit die „nach Rom geflogenen Glocken“ im Kirchturm ersetzt. Nach dem Gloria beim Abendmahl am Gründonnerstag bis zum Gloria in der Osternachtsmesse schweigen bekanntlich die Glocken als Zeichen der um den toten Jesus trauernden Gemeinde. Gottesdienstzeiten, Morgen-, Mittag- und Abendzeit werden dann mit hölzernen „Klappern“ und Rasseln von der durchs Dorf ziehenden Jugend angezeigt. Den Kindern sagte man früher auf die Frage, warum die Glocken denn in der fraglichen Zeit nicht läuteten, sie seien – quasi zur Inspektion – nach Rom geflogen. Der als „Takendoktor“ bekannt gewordene Dr. Jacob W. Flosdorff hat die Mär in einem wunderschönen Gedicht auf Monschäuer Platt festgehalten. Es heißt „De Klocke fleje noh Rom“.
„Komm Kengk, komm! Jetz fleje de Klocke no Rom“, lockt „Tant Angenies“ den kleinen Jungen auf den Monschauer Marktplatz. Und der schaut in den Himmel, kann aber keine fliegenden Glocken am Firmament ausmachen: „Tant Angenies, Tant Angenies/ Wo send se dann? Ich senn doch nüüs.“
Doch dann, Dank kindlicher Fantasie und Einbildungskraft, ist doch am Himmel etwas auszumachen: „Do stong ich doo, do stong ich doo/ on maat de Ooge op on zoo/ Sooch wiss on schwatz on ruet on jäll, Doo, . . . och en Klock am lange Seel!/ Komm, Tant Angenies, komm/ Doo flücht en Klock no Rom.“ Die Erinnerung daran lässt den alt gewordenen Dichter am Schluss schreiben: „Kengderlangk, Kengderlangk/ Wie wick liss du zeröck un langk:/ De Bleck nom Hemmel steeje/ Ich senn se hüek noch fleeje:/ Die Klocke all no Rom/ Bim . . . Bam . . . Bom . . . .“
aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9
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