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Manfred Lang: Kritik und Verriss »Et öss ens jet angesch«

Eifel: Hat der Eifeler an etwas teilgenommen, das ihm nicht gefallen hat, beispielsweise an einem Konzert- oder Theaterabend des örtlichen Musik- oder Theatervereins, dann sagt er nachher: »Datt wohr ene Dress-Musikovend ode e Piss-Theaterstöck.« Was so ziemlich die übelste Form der Kulturkritik darstellt, im Fachjargon der Journaille den »totalen Verriss«.

Diese Form verbietet sich im Eifelland, falls Akteure aus der eigenen Familie oder Leute aus dem Dorf an der Aufführung beteiligt waren, die man eigentlich ganz gut leiden kann. Dann heißt es: »Et wor ens jet angesch.« (wörtlich »Es war mal etwas anderes«). Was bedeutet, dass das Gesehene und Gehörte ganz und gar nicht den eigenen Vorstellungen entsprach, dass man aber gewillt ist, den Mantel des Wohlwollens und der Sympathie darüber zu decken.
Es war »was anderes« bedeutet, es war nicht gut, sondern enttäuschend. Im Prinzip war es »Dress«, aber es soll aus Gründen des grundsätzlichen Wohlwollens nicht so benannt werden. In der professionellen Theater- und/oder Theaterkritik nennt man dies einen so genannten »charmanten Verriss«.

Doch der Eifeler kann Dinge, die er negativ beurteilt, in noch milderem Licht erscheinen lassen. Konzert- oder Theaterabende, um bei diesem Fall zu bleiben, kann er so charmant »verreißen«, dass das Umfeld frenetische Zustimmung zu hören glaubt: »Ejentlich mööht me sich sujet döckesch anhüere (ahnluere)«. Wörtlich: »Eigentlich müsste man sich so etwas öfter anhören oder ansehen«.

Das wirkt auf den »Immi« bereits wie stehende Ovationen, ist aber meilenweit davon entfernt. Im Klartext bedeutet es: »Diese Aufführung war ganz und gar nicht mein Fall, aber sie steht in dem Ruf, kulturell bedeutsam und/oder der Bildung förderlich zu sein. Deshalb hätten der Herr Lehrer und der Herr Pastor mir früher sicher dringend geraten, dass ich mir so etwas öfter ansehen oder anhören sollte. Das werde ich aber ganz bestimmt nicht tun. Ohne mich! Nein, danke! Für so etwas werde ich in Zukunft keine Zeit mehr entbehren können.«

Obwohl »me« (man, also nicht ich) sich »ejentlich« (nach meinethalben höheren, aber sich mir nicht erschließenden Kriterien) »sujet« (wörtlich »so etwas«, sinnentsprechend »su ne Dress«, s.o.) »dökesch« (öfter) ansehen/anhören müsste.

Aus: Manfred Lang “Platt öss prima! II”, KVB-Verlag, Edition Eyfalia, ISBN: 978-3-942446-00-6

3.2.2017LebenEifel0 Kommentare ml

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