Kreise, Kreis Euskirchen: Es ist mittlerweile Tradition, dass Landrat Günter Rosenke bei seinem Neujahrsempfang zu einer Podiumsdiskussion einlädt. Die „Polizeiarbeit in der Praxis“ und „Polizei trifft Politik“ waren die Themenrunden, die WDR-Journalist Sebastian Tittelbach moderierte. Die Bigband der Marienschule sorgte für die musikalische Untermalung.
In seiner Begrüßung hob der Landrat den Einsatz der Polizeibeamten hervor. „Früher begegnete man den Polizistinnen und Polizisten noch mit Achtung und Respekt. Heute müssen sich die Beamten so manche Beschimpfung und Beleidigung anhören“, meinte Rosenke. Das es trotzdem ein Traumberuf sein kann, machte nicht nur Christina Specht, Wachdienstbeamtin in Schleiden deutlich. „Es ist noch besser als ich erwartet habe“, bekannte die junge Frau, „ich habe noch keinen Tag bereut“. Im Kreis Euskirchen liegt die Frauenquote zwar nur bei 20 Prozent, doch damit habe sie kein Problem. Ihr Kollege Reiner Wollenweber, Leiter des Bezirksdienstes Euskirchen, hat schon einige Jahr mehr an Erfahrung und einiges in seiner Laufbahn erlebt. Für ihn ist der Dienst auf der Straße wichtig, Präsenz zeigen und mit den Menschen beispielsweise in der Fußgängerzone sprechen. „Das kommt gut an“, hat Wollenweber die Erfahrung gemacht.Wolfgang Hermanns vom Landeskriminalamt in Düsseldorf brachte einige Statistiken mit. Im Vergleich zum Rest des Landes NRW steht der Kreis Euskirchen gut da, denn nur 0,79 Prozent aller Delikte in NRW werden im Kreis Euskirchen durchgeführt. In Ballungsgebieten und Großstädten ist die Anzahl der Straftaten erfahrungsgemäß deutlich höher als auf dem Land. Die Anonymität der Großstadt sei ein Problem, erklärte Hermanns. Eine gute Nachbarschaft kann dem entgegenwirken und sie steigert auch das persönliche Sicherheitsempfinden: „In einem positiven Wohnumfeld fühlt man sich besser“. Die Polizei kommt aber nicht nur, wenn eine Straftat begangen wurde, sie ist auch in der Präventionsarbeit tätig.
Wie beispielsweise Tido Jansen, Leiter des Verkehrskommissariats. Er hat das Programm „Crash NRW“ im Kreis Euskirchen mit aufgebaut. Das Konzept kommt aus England und richtet sich an junge Fahrer, die auch in England verantwortlich für viele Unfälle waren. In dem Team sind nicht nur Polizisten sondern auch Rettungsassistenten, Feuerwehrleute, Seelsorger und sogar eine Richterin. Sie gehen in die weiterführenden Schulen und sprechen mit den Fahranfängern. „Seit 2012 haben wir über 14.000 junge Menschen erreicht“, sagte Jansen, und die Unfallzahlen seien zurückgegangen. Tittelbach wollte aber nicht nur etwas über die Polizeiarbeit erfahren, es ging auch um das Verhältnis von Polizei und Politik. Christian Außem, Abteilungsleiter bei der Polizei, thematisierte die dünne Personaldecke. In der Mitte der 2000er Jahre seien viel zu wenig Beamte ausgebildet worden. Dies hat sich zwar inzwischen verändert, doch die jungen Beamten müssen schließlich erst ihre Ausbildung absolvieren, bevor sie vor Ort eingesetzt werden können. Und wenn ein Kreis wie Euskirchen in der Kriminalstatistik gut dasteht, gibt es auch weniger Personal. Thilo Waasem ist der Vorsitzende des Polizeibeirates in Euskirchen – ein Ehrenamt. Es ist die Schnittstelle zwischen Polizei und Bürgern und er ist im Gespräch mit beiden Seiten. Es wird zu viel geblitzt oder zu wenig, bei mir auf der Straße wird gerast oder am Bahnhof wird ein merkwürdiges Treiben beobachtet. Hier kommt der Polizeibeirat ins Spiel.
Dass es auch schon mal zwischen Polizei und Politik knirschen kann, zeigt ein Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit. Aus dem Südkreis wurden Beamte in den Nordkreis verlegt – die Bewohner waren irritiert. „Das Thema Sicherheit muss kommuniziert werden, die Menschen wollen es erklärt bekommen“, meinte Rudolf Westerburg, Bürgermeister der Gemeinde Hellenthal. Die Polizeipräsenz – zwei Fahrzeuge sind rund um die Uhr im Gebiet im Einsatz – sei gleich geblieben, doch manche Dinge wie technische Beratungen zur Prävention könnten nicht mehr in dem vorherigen Maße durchgeführt werden, gab Christian Außem zu. Projekte wie der Crash-Kurs dürften nicht wegbrechen, es müsse personell etwas passieren, appellierte der Hellenthaler Bürgermeister an die Politik. Johannes Winckler, Erster Beigeordneter der Stadt Euskirchen, konnte sich dagegen über die zusätzlichen Beamten freuen. Es gäbe nun mehr Möglichkeiten.
Einig waren sich alle Diskussionsteilnehmer, dass es mehr Polizei geben müsse – da sind allerdings die Landespolitiker gefragt. Die tägliche Arbeit der Beamten brachte Christian Außem auf den Punkt: „Die Polizeiarbeit im Kreis Euskirchen sei einfach schön. Es ist eine kleine aber feine Behörde und es geht etwas familiärer zu als beispielsweise in Köln“.
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