Schleiden, Gemünd: Seit Baubeginn im August 2020 wird die letzte verbliebene Linde auf dem Platz „Am Nepomuk“ von den Bauarbeitern wie ein rohes Ei behandelt. Nun muss sie doch weichen, denn die Gefahr für die Bauarbeiter ist zu groß: Der alte Baum droht samt Mauer und Erdreich in die Urft zu rutschen.
Bei zwei Bürgerversammlungen haben sich die Gemünder Bürgerinnen und Bürger ausdrücklich gewünscht, dass die alte Linde auf dem Platz „Am Nepomuk“ verbleibt. Diesem Wunsch ist die Verwaltung nachgekommen und hat bislang alles daran gesetzt, den Baum zu erhalten.
Als die Baufirma anrückte, erhielt der Baumstamm einen schützenden Brettermantel mit Polsterung gegen mechanische Schäden. Weiterhin wurde ein großräumiger Zaun um die Linde gebaut, um die Wurzeln zu schützen und den stammnahen Boden nicht zu verdichten. Die anschließenden Kanalarbeiten auf dem Platz rund um die Linde hat der Baum gut überstanden.
Für den Aufbau der neuen Stützwände am Ufer von Urft und Olef ist in der Planung vorgesehen, die alte Ufermauer im unmittelbaren Bereich des Baumes zu belassen, um die Standsicherheit zu erhöhen. Bei den Ausschachtungsarbeiten haben sich jedoch unvorhersehbare Zustände gezeigt: Das Wurzelwerk der Linde hat das alte Mauerwerk im unteren verborgenen Teil komplett durchdrungen und den Mauerwerksverbund gelöst.
Die alte Mauer gründet auch nicht so tief, wie ursprünglich angenommen, sondern steht ohne Fundament auf einer alten Kiesbettung. Diese Kiesschicht bildet nun eine Gleitschicht zwischen Mauer und einer ungünstig geschichteten Schiefer-Felsbank. Die neue Stützwand muss aus statischen Gründen 1,70 Meter tiefer gründen. Hierzu sind weitere erforderliche Ausschachtungsarbeiten notwendig, bei denen ein Grundbruch droht. Dabei würde die alte Mauer samt Baum und Erdreich in die Urft rutschen. Eine horizontale Abstützung kann die Mauer und den Baum nicht halten. Auch eine aufwendige Lösung mit Bohrpfählen zur Sicherung des Baumes würde nicht zum Erfolg führen, da bereits das Bohrgestänge die Baumkrone weitestgehend beschädigen würde.
Der zu Rate gezogene Bodengutachter, Dipl. Ing. Bernd Harth, kam nach eingehender Beratung mit dem beauftragten Ingenieurbüro C+K und dem zuständigen Teamleiter der Stadt Schleiden, Rolf Jöbges, zum traurigen Ergebnis, dass die alte Linde nicht zu halten ist.
Die Gefährdung für die Bauarbeiter, die in diesem Bereich arbeiten müssen, ist durch die Gefahr des Abrutschens von tonnenschwerem Erdreich samt Wurzelwerk und Baum viel zu groß. Derzeit ist daher jegliche Arbeit für Mensch und Maschine in dem Gefahrbereich untersagt,
erklärt Rolf Jöbges.
Bürgermeister Pfennings zeigte sich aufgrund der Entwicklung, dass die Linde zeitnah gefällt werden muss, betroffen, schließlich habe man seitens Baufirmen und Verwaltung alles dafür getan, dass der Baum erhalten und somit dem Wunsch der Bürgerversammlung entsprochen werden kann. „Beginnend mit einem Baumgutachten, um vorab die Chance des Überlebens des Baumes im Zuge der Baumaßnahmen zu bewerten, gefolgt von baulichen Schutzmaßnahmen für den Baum und einem sehr vorsichtigen Vorgehen bei den an diesen angrenzenden Baumaßnahmen sind wir jetzt an einem Punkt angelangt, an dem die Beschaffenheit des Bodens leider all unsere Bemühungen zu Nichte macht. Die als letzte Hoffnung durchgeführten Boden- und Statikgutachten sprechen eine so deutliche Sprache, dass die Linde aus Sicherheitsgründen zeitnah gefällt wird.“ Als Ersatzbepflanzung werde an dieser Stelle eine neue Linde vorgesehen, die bereits etwas größer sein wird, als dies bei normalen Neupflanzungen der Fall sei.
Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben
Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.
Einen neuen Kommentar schreiben
Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.