Heimbach: Die fünfte Sitzung der Stadtvertretung am 11. Februar wird vermutlich in die Annalen der Stadt eingehen, denn mit nur einer Gegenstimme wurde der Antrag auf die Änderung des Flächennutzungsplanes abgelehnt und der Waldseilgarten hat an der geplanten Stelle keine Zukunft. Er sollte zwischen dem historischen Jugendstil-Kraftwerk und dem holländischen Ferienpark „Eifeler Tor“ entstehen. Im etwas sperrigen Amtsdeutsch heißt es: „Die Verfahren zur Aufstellung der 22. Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Heimbach und der fünften Änderung des Bebauungsplanes Heimbach SO 1 „Schwammenauel“ – Waldseilgarten und Luftseilbahn in Schwammenauel (Staubecken) werden eingestellt“. Die rund 40 Bürger, die zur Sitzung gekommen waren, jubelten, denn was am Mittwoch so unspektakulär zu Ende ging, hatte zu hitzigen Diskussionen geführt und die Gemüter erregt – auf Seiten der Kritiker wie bei den Befürwortern. Einzig die FDP hatte gegen den Antrag gestimmt. Und während die übrigen Fraktionen kurze Statements verlasen, in denen sie ihre Begründung für ein Nein zum Kletterpark an diesem Standort verdeutlichten, brachte Hubert Kast in einer sehr emotionalen Rede seinen Unmut zum Ausdruck.
Die Fraktionen hatten bemängelt, dass das Projekt nicht sozialverträglich ist und Unfrieden in großen Teilen der Bevölkerung schaffen wird, das durch die Anlage eine vermeidbare Verlärmung eines an sich stillen Tales des ortsnahen Erholungsbereichs am Staubecken Heimbach verursacht wird, und dass ein bisher dem Landschaftsschutz vorbehaltenes Gebiet mit altem Baumbestand, einem Feuchtgebiet und Heckenstrukturen in Anspruch genommen wird.
Hubert Kast konnte dies nicht nachvollziehen und provozierte in seiner Rede sogar Zwischenrufe aus den Reihen der Bürger, so dass Bürgermeister Peter Cremer einschreiten und zur Ordnung rufen musste. Yasmin Kalmuth-Büyükdere habe sich vier Jahre lang bemüht und hätte dafür viel Lob bekommen, meinte Kast. Ihm liege auch daran, dass das Feriendorf laufe, denn ohne Feriendorf wären sie nicht mehr selbstständig, verwies der FDP-Fraktionsvorsitzende auf die defizitäre Lage Heimbachs. Es sei nur ein kleiner Kletterwald, meinte er und Frau Kalmuth-Büyükdere hätte alles gemacht, was gefordert gewesen wäre. „Wir müssen auch an die Bürger und den Tourismus denken und da ist nichts mehr – Heimbach ist tot“, rief Kast aus und erhielt prompt Gegenwind von den Bürgern. Cremer rief zur Ordnung und meinte, dieses Statement veranlasse ihn, doch noch etwas zu sagen. Denn eigentlich war die Diskussion im Rat schon abgeschlossen. Erst Ende Januar hatte es noch eine informelle Anhörung der Stadtvertretung im Haus des Gastes gegeben, bei der Kritiker wie Befürworter zu Wort kamen. Die Investorin Yasmin Kalmuth-Büyükdere stellte dort ihr Projekt ausführlich vor. Sie verwies auf die Zusage der Stadt durch den ehemaligen Bürgermeister, legte Gutachten vor, die bescheinigten, dass die Lärmbelästigung unter den Grenzwerten liege und verwies auf die gesicherte Finanzierung für den geplanten Standort.
Besonders für die neuen Mitglieder des Rates war diese Anhörung angesetzt worden, damit auch diese sich noch einmal umfassend über das Für und Wider eines Kletterwaldes an dieser Stelle informieren konnten.
Daher ging es in der Ratssitzung eigentlich nicht mehr um Diskussionen sondern um die Abstimmung. Cremer hielt Kast entgegen, dass niemand, der den Antrag unterschrieben hätte, gegen den Tourismus sei. „Er ist die Stärke der Stadt und die wollen wir ausbauen und stärken“, betonte er, „es geht nicht um das ‚Ob‘, sondern wo eine solche Investition erfolgen sollte.“ Die Diskussionen um den Kletterwald hatten hohe Wellen geschlagen, nicht nur in Heimbach sondern auch darüber hinaus. Peter Cremer berichtete von einem Telefonat mit Landrat Wolfgang Spelthahn, dass er kürzlich geführt hatte. Nach Akteneinsicht habe der Landrat vorgeschlagen, den Standort am Seehof wieder ins Spiel zu bringen und dafür die Einsetzung eines runden Tisches vorgeschlagen. „Diese Initiative wollen wir zu 100 Prozent unterstützen“, sagte Cremer. Nach Rückfragen seitens Spelthahns habe auch Yasmin Kalmuth-Büyükdere signalisiert, an dem Projekt „Seehof“ mitzuarbeiten, berichtete der Bürgermeister von seinem Gespräch mit dem Landrat. Cremer verwies außerdem darauf, dass die Proteste gegen den Kletterwald nicht erst seit kurzem aufgeflammt wären, sondern dass schon seit Offenlegung der Planungen im Frühjahr 2012 Stellungnahmen und Bedenken geäußert worden waren. Mit einer Gegenstimme lehnte der Rat schließlich die Änderung des Bebauungsplanes ab.
- 10.07.2015: Bald doch Kletterpark in Heimbach?
- 12.06.2015: Waldseilgarten am Seehof
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