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Museumsleiter Dr. Josef Mangold erklärt am Modell den Aufbau eines „Trigonometrischen Turms“. [Fotos: pd]

Freilichtmuseum hat neuen Infopunkt zum Thema Landvermessung

Mechernich, Kommern: Wie hat man früher Land vermessen oder geografische Karten erstellt, bevor es GPS (Global Positioning System) gab? Die Landvermessung – oder auch „Geodäsie“ genannt – ist eine uralte Wissenschaft, denn immer schon wollten Herrscher die Größe ihrer Länder bestimmt und ihre Landesgrenzen dokumentiert wissen. Schon im alten Ägypten war diese Technik wichtig, da sich durch die jährlichen Nilüberschwemmungen die Grundstücksgrenzen in ihrem Aussehen jedes Jahr nach der Flut verändert hatten. Doch wie wurde bei uns im 19. Jahrhundert die Welt vermessen und geographisches Kartenmaterial angefertigt?

Eifelon 1911 Trigonometrischer Turm FLM PD 4

Vermessungsexperte Dr. Hans Fröhlich (r.) gab den Impuls zum neuen Infopunkt im Freilichtmuseum.

Zwischen 1886 und 1889 hat der preußische Hauptmann und Vermessungsdirigent Hans Bendemann das Rheinland und viele andere Gebiete des preußischen Reiches mit dem System der Trigonometrie kartographiert. Vor der satellitengestützten Geonavigation war die Bestimmung der Hauptvermessungspunkte für die Erstellung von Landkarten ein äußerst aufwendiges Geschäft. Zwischen den Vermessungspunkten, die oft mehr als 50 Kilometer auseinander lagen, musste eine Sichtverbindung bestehen. Wenn der Blick durch Berge, Bewuchs oder Wälder gestört war, wurden schwere, hölzerne Vermessungsgerüste errichtet, die das Landschaftsprofil überragten und so den Blickbezug zwischen den Trigonometrischen Punkten sicherstellten.

Die Nachbildung eines dieser „Trigonometrischen Türme“ steht seit 2001 auf dem Parkplatz des LVR-Freilichtmuseums in Kommern. Das Bauwerk ist kilometerweit zu sehen und vor allem dadurch bekannt, dass es in der Weihnachtszeit durch Lichterketten zum überdimensionalen Christbaum umgerüstet wird. Die frühere Nutzung war allerdings eine ganz andere…

Einige Jahre, bevor der Turm von den Museums-Zimmerleuten nachgebildet und anschließend aufstellt werden konnte, hatte man im Wald von Münstereifel die Überreste eines zerfallenen Hochsitzes entdeckt. Das marode Gebilde entpuppte sich als ein historischer trigonometrischer Vermessungspunkt. Die Rekonstruktion des Turms gestaltete sich mehr als arbeitsintensiv: 130 Lärchenstämme mit einer Länge von bis zu 23 Metern mussten bearbeitet werden, um die komplizierte Konstruktion nachzubilden.

Eifelon 1911 Trigonometrischer Turm FLM PD 3

In einer Vitrine sind historische Vermessungsgeräte wie Heliotrop und Theodolit zu sehen.

Damit das Thema „Vermessung“ für die Besucher verständlich wird, gibt es jetzt einen neuen Infopunkt im Eingangsbereich des Museums, der die aufwendige historische Landvermessung erläutert. Ideengeber zu diesem Projekt war Dr. Hans Fröhlich, Professor für Vermessungswesen aus Sankt Augustin. Er hat sich die Geschichte rund um den preußischen Hauptmann Hans Bendemann genau angesehen und das Leben des preußischen Landvermessers sogar in einem Film dokumentiert. Eine Kurzversion ist am neuen Infopunkt zu sehen. Neben diesem Dokumentarfilm werden in einer Ausstellungsvitrine historische Vermessungsgeräte wie ein „Heliotrop“ und ein „Theodolit“ (siehe Infokasten) gezeigt.

Die Entfernungen zwischen den Messpunkten waren oft so groß, dass bei normalem Tageslichtverhältnissen der trigonometrische Zielpunkt mit den üblichen Theodolit-Fernrohren nicht mehr gesehen werden konnte. Um diese entfernten Zielpunkte zur Winkelmessung sichtbar zu machen, bediente man sich des von Carl Friedrich Gauß erfundenen Heliotrops.

Ein Heliotrop (griechisch, „zur Sonne gewandt“) ist ein […] Sonnenspiegel zum Sichtbarmachen weit entfernter Vermessungspunkte. Dazu wird das Sonnenlicht am Zielpunkt mit einem Spiegel in die Richtung des fernen Theodolit-Standpunktes reflektiert. (dem 2.trigonometrischen Messpunkt, Anmerkung der Redaktion)
Für die genaue Ausrichtung besitzt das Heliotrop ein Zielfernrohr, das auf den Beobachter am 2. Messpunkt (Theodolit) ausgerichtet wird. Vor dem Zielfernrohr befinden sich zwei Spiegel, die um 90° zueinander geneigt sind. Wenn der eine Spiegel das Bild der Sonne durch das Fernrohr reflektiert, wirft der andere Spiegel das Sonnenlicht auf jenen Punkt (den Beobachter am Theodolit), der durch das Fernrohr anvisiert wurde. (Quelle: Wikipedia)
Am 2. Messpunkt steht der Beobachter mit dem Theodoliten und fängt den Lichtstrahl am Fernrohr ein. Somit ist eine hohe Messgenauigkeit gewährleistet.

4.12.2015LebenMechernich, Kommern0 Kommentare pd

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