Mechernich, Wachendorf: Jetzt ist es beschlossenen Sache: Die Kastanienallee bleibt noch bis zum Herbst gesperrt. Das verkündete die Stadt Mechernich in Absprache mit dem Kreis Euskirchen. Frühestens ab dem 28. August dürfe mit dem Rückschnitt der Bäume begonnen werden. Bäume und Abschnitte der Allee, in denen Vögel brüten, Insekten ihre Nester oder Fledermäuse ihr Quartier bezogen haben, dürfen entsprechend erst später zurückgeschnitten werden.
Auch wenn bis dahin keine Arbeiten an den Rosskastanien der geschützten Allee stattfinden, wird die Stadt das Verbot, die Kastanienallee zu betreten, aufrechterhalten. „Die Stadt ist für die Verkehrssicherheit zuständig. In den Kronen gibt es noch Totäste, die jederzeit, auch bei Windstille abbrechen können. Deshalb darf die Allee derzeit nicht begangen werden“, argumentierte der städtische Fachbereichsleiter Helmut Schmitz. Erst nach Abschluss der Rückschnittmaßnahme werde die Allee wieder eröffnet.
Zur Erinnerung: Am – im doppelten Sinne des Wortes – stürmischen Weiberdonnerstag war ein dicker Baum an einer Gabelung einfach abgebrochen. Nur ein paar Meter weiter krachte ein dicker Ast zu Boden. Nach fachmännischer Besichtigung mussten Anfang Juni 20 Bäume gefällt werden.
Ende Juni inspizierten der städtische Mitarbeiter Christof Marx und Axel Jakob von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Euskirchen die Allee. Zwar sei ein Großteil der restlichen 260 Bäume, die sich in bis zu vier Reihen auf den 625 Metern verteilen, vollkommen in Ordnung. Doch mehrere Bäume zeigten strukturelle Schwächen wie Risse und Fäulnis. Schäden durch die Miniermotten, die jedes Jahr im Herbst von den Anliegern in einer tollen gemeinschaftlichen Aktion bekämpft werden, seien mittlerweile gering. Der ehrenamtliche Einsatz führt demnach zum Erfolg. Schwerer wiegt jetzt der Befall der Kastanien durch die Bakterienkrankheit Pseudomonas und die Pilzerkrankung Phytophtora – und zwar auch schon bei jungen Kastanien.
Aus diesem Grund empfiehlt der Kreis, bei Nachpflanzungen nicht mehr auf die anfällige Rosskastanie zu setzen, sondern auf die weniger anfällige Scharlachkastanie – oder gleich andere Baumarten zu verwenden, etwa Stieleiche, Winterlinde und Ahorn. Aus dem Förderprogramm für Alleen bezuschusst das Land Nordrhein-Westfalen diese Nachpflanzungen und übernimmt 80 Prozent der Gesamtkosten bis zu einem Höchstsatz von 750 Euro pro Baum.
Ein weiterer Vorteil durch neue Baumsorten: Die Gefahr durch die Miniermotten, die nur die Rosskastanien befallen, wird geringer, wie Christof Marx bestätigt. Weil die Stadt aber weiß, dass es sich bei der Pflanzung anderer Baumsorten um ein sensibles Thema handelt, will sie die Bürger mitnehmen. „Wir planen eine Bürgerversammlung im Herbst, entweder in Wachendorf selbst oder im Rathaus“, berichtet Helmut Schmitz. [pp]
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