Monschau, Konzen: Schwer zu sagen, wann bei Kindern die Liebe für Zirkuskunststücke erwacht. Im zarten Alter von zwei Jahren, wenn sie sich auf den Kinderstuhl stellen, „eins, drei, spring“ rufen und bäuchlings auf dem Boden landen? Oder beim ersten Besuch einer echten Zirkusvorstellung? In den 150 Kindern der Ferienaktion „Kindermitmachcircus Soluna“ lodert spätestens seit dieser Woche das Zirkusfeuer. Seit fünf Tagen proben die Sechs- bis Zwölfjährigen nun schon ihre Kunststücke im und um das knallrote Zirkuszelt auf dem Festplatz in Monschau-Konzen. Denn Jonglieren, Seiltanz, Clownerie, aber auch das Kunststück mit der brennenden Fackelstange will gelernt sein.
Unter dem dunkelblauen Zelthimmel mit den weißen, leuchtenden Sternen herrscht gespannte Probenatmosphäre: Linn (7) und Lena (6) üben ihren Drahtseilakt. Hochkonzentriert tasten sie sich mit den Füßchen Schritt für Schritt auf dem Seil in anderthalb Meter Höhe vor. Die seitlich ausgestreckten Arme werden von Katrin Sittinger, 25, Mitarbeiterin des Circus Soluna, und einer ehrenamtlichen Betreuerin sicher gehalten. In der Mitte des Seils angekommen, überreicht Linn Lena eine rote Rose. Applaus von den anderen Kindern, die sich im Zirkuszelt versammelt haben und zuschauen. Die vollen Bänke und die einladende Zirkusmusik im Hintergrund lassen erahnen, wie es am Samstag sein wird, wenn es um 11.00 Uhr und 14.00 Uhr heißt „Manege frei für den Kindermitmachcircus Soluna“. Dann können sich die Kinder ihren Applaus abholen von Mama, Papa, Oma und Opa.
Der Jugendpfleger Ralf Pauli, 51, vom Jugendamt der StädteRegion Aachen, hatte die Aktion 2008 ins Leben gerufen. Was als einmalige Aktion gedacht war, entpuppte sich als so „einmalig“, dass der Mitmachzirkus bereits zum achten Mal in der Region gastiert. Ohne Sponsoren und die zahlreichen Helfer wäre die Aktion allerdings nicht zu stemmen. Im ersten Jahr war es noch schwierig, Freiwillige zu finden, die die Kinder eine Woche lang begleiten und ihnen die Kunststücke beibringen, erzählt Pauli. Inzwischen wird er von vielen angesprochen, dass sie im nächsten Jahr gern wieder mit dabei wären. So wie von Ute Kristhan, 47, aus Simmerath und Kerstin Hallmann, 25, aus Rollesbroich. Sie schnuppern bereits zum sechsten Mal Zirkusluft. „Weil es so schön ist“ und weil sie es toll finden, „was man in einer Woche mit den Kindern schaffen kann“, erzählen sie.
Für die Helfer begann die Aktionswoche bereits am Sonntag. Da rollten Katrin Sittinger und Kollegin Jacky Möller mit ihrem Zirkuswagen an und zeigten den Freiwilligen erstmal, wie das Zelt gemeinsam aufgebaut wird. Welche Kunststücke es gibt und wie man die den Kindern am besten beibringt, erfuhren die freiwilligen Helfer von den Zirkusprofis in einer anschließenden Schulung. „Jedes Kind hat eine ganz besondere Fähigkeit. Und im Zirkus findet jedes Kind damit seinen Platz“, erklärt Katrin Sittinger. Spaß sollen die Kinder bei dieser Zirkusaktion haben. Natürlich. Die Kinder sollen aber auch spielerisch lernen, dass sie stark sind, wenn sie im Team arbeiten, zum Beispiel bei den Akrobaten. Die Sozialpädagogin wünscht den Kindern, dass sie dieses Gefühl unbewusst mitnehmen und sich später in einer anderen Lebenssituation wieder daran erinnern. Sie lernen ganz nebenbei, sich zu trauen, neue Dinge auszuprobieren und so ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Linn, die Seiltänzerin, freut sich jedenfalls schon jetzt darauf, vor ihrer Familie in einem echten Zirkus aufzutreten, den sie bisher nur aus Büchern kannte.
Mit Blick auf zukünftige Ferienaktionen hofft Projektbetreuer Ralf Pauli (Telefon: 0241 – 51982292, E-Mail: ) auf weitere Unterstützung. Ehrenamtlich helfende Eltern können beispielsweise ihr Kind kostenlos an solchen Aktionen teilnehmen lassen und großzügige Sponsoren halten den monetären Eigenanteil der Eltern klein, um möglichst jedem interessierten Kind einen solchen Ferienspaß zu ermöglichen. Nährere Informationen unter www.staedteregion-aachen.de
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