Nideggen, Schmidt: Konrad Schöller, Gästeführer und früherer Rendant der Kirchengemeinde St. Hubertus, entwickelte eine Kirchenführung rheinischer Prägung [Fotos: bvl]
Wenn ihnen das Wasser bis zum Hals steht, schrecken die unbeugsamen Bewohner des Dorfes zwischen Kall und Rur selbst vor Honoratioren und Exzellenzen nicht zurück.
„Auf den Punkt gebracht“ heißt deshalb der Titel einer etwa einstündigen Kirchenführung rheinischer Prägung rund um den Turm der Hubertus-Kirche in Schmidt, jeweils freitagsnachmittags um 14.30 Uhr. An markanten Standorten erfahren interessierte Teilnehmer mehr über unglaubliche, dennoch wahre Geschichten der „St. Mokka – Jüngerschaft“ in ihrem nicht enden wollenden Kampf mit den Repräsentanten der Staats-, Firmen- und Kirchenhierarchie.
So z.B. über eine Finanzbehörde, die erst durch spezielle Schulungsmaßnahmen im Finanzgericht erkannte, dass auch Kaffeeschmuggler seriöse Unternehmer sind… Eine Heizungsfirma, die konstatierte, Pelletsheizungen taugten nichts, und seither jedes Jahr ein Angebot zur Wartung eines Ölbrenners in einer Pelletsheizung schickt… Einen Pfarrer, der zwar mit einem Helikopter zur Messe flog, dem ein Nationalpark-Infopunkt in einer Kirche aber zu viel Krach macht… Einen Bischof, der eine Kopfbedeckung mit eingebautem Solarmodul geschenkt bekam, dem dennoch partout kein Licht aufgehen will, und, und, und …
Gästeführer ist Konrad Schöller, als früherer Mitarbeiter maßgeblich an den Aktivitäten der Kirchengemeinde St. Hubertus beteiligt und mit den nicht alltäglichen Episoden und Anekdoten rund um „St. Mokka“ bestens vertraut. Das Informationsangebot richtet sich an auswärtige Gäste und Einheimische. Ehemalige Kaffee-Schmuggler sind besonders willkommen. Ein Entgelt wird nicht erhoben. Ein Obolus in die Kaffeekasse ist hingegen zollfrei möglich. Treffpunkt ist der Kirchenvorplatz, Monschauer Straße, in Schmidt.
Ein Beispiel aus vergangenen Tagen belegt spezielle Tauschgeschäfte: Im Jahr 1950 hat man zwar wieder eine neue große Kirche in Schmidt, aber im Kirchturm scheppert’s noch gewaltig. Grund sind Glocken aus Stahl. Die waren zwar billig, klingen aber auch entsprechend. Der Pfarrer nennt sie nur despektierlich „Lärminstrumente“. Aber selbst ist der Mann: In einem Tauschhandel spezieller Art (z.B. Kartuschen gegen Dachziegel) wird nicht nur genügend Kupfer und Messing aufgetrieben, sondern auch die kaputten Orgelpfeifen aus der alten Kirche einer neuen Verwendung zugeführt. Damit sind nun alle Zutaten für den Guss von Bronzeglocken beisammen. Ein Problem ist noch der Wechselkurs. Andere Pfarren bezahlen den Glockenguss mit Münzen, nicht mit kaputtem Kriegsmaterial wie in Schmidt. Irgendwie wird man sich aber auch hierüber einig. Und so kann „Sankt Mokka“ nachträglich standesgemäß mit Bronzeglocken bestückt werden. Nur eine Kirchturmuhr, die fehlt bis heute. Der Pfarrer meinte nämlich, in dem weitläufigen Dorf wäre die Position des Zeigers ohnehin nicht zu erkennen und für einen höheren Turm fehle es überdies am nötigen Kleingeld. So gibt man sich mit einem elektrischen Stundenschlag zufrieden, der nicht zu überhören ist. Nähere Informationen unter www.regio-oratio.blog.de
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