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"Apfel, Nuss und Mandelkern, essen alle Kinder gern." [Foto: Mupfel80, CC0]

„Chresäppel, Chresäppel!“

Eifel: Anfang des vergangenen Jahrhunderts war es durchaus üblich, dass wohlhabende Bürger, Fabrikanten- oder Unternehmerfamilien die Kinder in ihrer Gemeinde zur Weihnachtszeit großzügig beschenkten. Der Nideggener Geschichtsverein entdeckte in seinem Archiv eine kurze Zeitungsnotiz, in der auf solch eine Bescherung hingewiesen wird:

Nideggen, den 21. Dezember 1909

Am Sonntag fand im Hotel Heinen, seitens der Frau Guido Schoeller aus Düren, die seit langen Jahren übliche Weihnachtsbescherung für sämtliche Schulen der Pfarrei Nideggen statt. Der ganze Saal war gefüllt von Kindern und deren Angehörigen, auch die Lehrerschaft und die Geistlichkeit waren vertreten. Von den Schulkindern wurden verschiedene mehrstimmige Lieder, sowie der Feier entsprechende Gedichte vorgetragen. Eine kleine, gut gespielte Aufführung: „Knecht Ruprecht“ fand allgemeinen Beifall. Der hiesige Gesangsverein, unter Leitung des Herrn Theodor Kreyes, Berg, verherrlichte das Fest durch einige passende Chöre. Herr Oberpfarrer Ernst richtete eine Ansprache an die Kinder, und stattete der Spenderin herzlichen Dank ab.

Auch im Archiv des Heimbacher Geschichtsvereins finden sich Hinweise auf solche Weihnachtsrituale. Wilhelm Fischer, der bis 1921 Eigentümer der Klostermühle war, beschenkte die Heimbacher Kinder jedes Jahr mit Äpfeln aus seinem Garten.

Hinter der Klostermühle lag ein Obstgarten mit vielen Apfelbäumen im Eigentum von Fischer. Vor Weihnachten liefen die Heimbacher Kinder in den Hof der Klostermühle und riefen „Chresäppel, Chresäppel“, erinnerte sich Martha Lüttgen 1982 in einem Gespräch mit Heimatforscher Josef Daheim.

Die heischenden (bettelnden) Rufe der Kinder begannen – laut Zeitzeugen – zunächst langsam. Dann skandierten sie im Chor immer schneller und erwartungsvoller. Solange, bis sich endlich das Fenster unter der überdachten Laderampe öffnete und Familie Fischer die Äpfel körbeweise in die begeisterte Kinderschar warf. Die größeren Bittsteller, die schon geschickt fangen konnten, machten natürlich reiche Beute, während die kleineren oft leer ausgingen. Deshalb wurde das weihnachtliche Ritual im Laufe der Jahre neu organisiert. Josef Daheim zeichnete auch die Kindheitserinnerungen von Lena Jansen auf:

Später wurden die Äpfel nicht mehr geworfen, weil die Jüngeren hin- und hergeschubst wurden und nichts abbekamen. Die Kinder gingen hinter dem Haus eine Treppe hoch und durch den rechten Anbau nach vorne wieder hinaus.

Bei diesem Defilee durch die 1720 von den Mariawalder Mönchen errichteten Mühle bekamen alle Pänz Äpfel und Plätzchen, die sie beglückt in der Schürze oder Hosentasche nach Hause trugen.

Dem Thema „Weihnachten auf dem Lande“ widmet sich auch eine 90-minütige Dokumentation des SWR-Fernsehens, die am 24. Dezember um 13.30 Uhr wiederholt wird.

23.12.2016LebenEifel0 Kommentare bwp

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