Eifel: Lockdown im Frühjahr 2020, Lockdown seit November 2020 – die Touristikbetriebe nicht nur in der Eifel sind gebeutelt. Immer noch haben sie wenig Perspektiven, wann sie wieder mit einem halbwegs normalen Geschäft rechnen können. Auf einer Pressekonferenz stellten Klaus Schäfer, Geschäftsführer der Eifel Tourismus GmbH (ET), Hans-Peter Thiel, Aufsichtsratsvorsitzender der ET, sowie Wolfgang Reh, Eifel Tourismus GmbH, nun eine erste Bilanz des vergangenen Jahres vor und wagten einen kleinen Blick in die nähere Zukunft. Normalerweise würden sie diese Ergebnisse auf der weltweit führenden Tourismusmesse ITB in Berlin vorstellen. Normalerweise – doch was ist in diesen Zeiten schon normal. Wie viele Veranstaltungen findet die ITB in diesem Jahr virtuell als ITB NOW statt (9. bis 12. März) und ist – im Gegensatz zu den bisherigen Jahren – nur für Fachbesucher geöffnet. Die Eifel Tourismus ist in digitalen Auftritten beider Landesmarketingorganisationen (NRW und Rheinland-Pfalz) vertreten.
Die Zahlen, die Klaus Schäfer vortrug, zeigen die große Dramatik im touristischen Bereich in ganz Deutschland. In Rheinland-Pfalz belaufen sich die Rückgänge innerhalb der Eifel bei 33,4 Prozent bei den Übernachtungen, in NRW bei rund 42 Prozent. In einer Studie hat das DWIF (Deutsches Wirtschaftswissenschaftliches Institut für Fremdenverkehr) für die Mittelgebirge in Deutschland ein Minus von 34 Prozent bei den Übernachtungen festgestellt. In Euro gerechnet bedeutet dies für die Monate März bis Dezember 2020 einen Verlust von 68 Mrd Euro (34,7 Mrd Euro Übernachtung/ 34 Mrd Euro Tagestourismus) für die Branche in der gesamten Republik. Für die Betriebe in der Eifel heißt dies: sie verzeichneten Verluste von rund 412 Mio Euro im Jahr 2020.
„Rechnet man noch die ersten Monate 2021 hinzu belaufen sich die Einbußen in der Eifel auf 500 Mio Euro,“
sagt Klaus Schäfer.
Die Stimmung in den Betrieben ist ambivalent. Einerseits seien die Betriebe noch optimistisch, was die kommende Saison angehe. Viele hätten die Zeit des Lockdowns genutzt, um zu renovieren und neue Angebote für die Gäste zu schaffen, erklärt Schäfer. „Doch die Betriebe brauchen eine Perspektive“, betont der Geschäftsführer. Und zwar eine dauerhafte. Große Betriebe wie Ferienparks benötigten im Durchschnitt 14 Tage, um den Betrieb wieder hochzufahren. Grundlegend für eine erfolgreiche Öffnung des Tourismus sei, dass es keinen ständigen Wechsel zwischen Öffnungen und Schließungen aufgrund zu hoher Inzidenzwerte geben dürfe. Laut Schäfer rechnen die Touristikbetriebe erst im Mai mit einer dauerhaften Öffnung. Dann wären wenigstens die einnahmestarken Sommermonate gewährleistet.
Verhalten optimistisch für dieses Jahr
Aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres sind Klaus Schäfer und Wolfgang Reh optimistisch, dass die Buchungsanfragen schnell steigen, wenn die Öffnungsaussichten konkreter werden. Ab Mitte Mai 2020 stiegen die Seitenaufrufe des Internetauftritts der ET rasant an. Darauf folgte ein kurzfristiges Buchungsverhalten der Gäste. An den Pauschalprogrammen zum Eifelsteig oder den Radtouren habe sich gezeigt, dass 75 Prozent des Jahresumsatzes im Jahr 2020 in den Monaten Juni bis September erfolgten, erklärte Reh. Die Buchungszahlen sind zurzeit noch verhalten – ein Minus von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr – doch die steigenden Anfragen nach Informationsmaterial zur Eifel (+35 Prozent) und der verstärkten Seitenzugriffen (+48 Prozent) lassen hoffen, dass viele Besucher die Eifel für ihren Urlaub auswählen werden. Die Eifel hat viele weite Landschaften und ein ausgeprägtes Wander- und Radwegenetz zu bieten. Die Erfahrungen des letzten Jahres zeigen, dass die Besucher sich nach Natur sehnen.
Die ET ist jedenfalls vorbereitet. Mit der neuen Landingpage zum Frühling macht sie Lust auf die Eifel – für Tagestouren oder auch Mehrtagesausflüge, sofern diese wieder möglich sind. Besucher können sich von den Tipps inspirieren lassen und sich das passende Angebot heraussuchen. Passend zu der Frühjahrs-Page wird es passende Seiten für den Sommer, Herbst und Winter geben. „Die Landingpages ziehen sich wie ein roter Faden durch unsere Marketingmaßnahmen“, erklärt Wolfgang Reh.
Dass Thema Besucherlenkung wird ein großes Thema in diesem Jahr werden, dies zeigte sich schon im vergangenen Jahr, als viele Orte im Sommer überlaufen waren. Derzeit sind drei WiFi Tracker an Besucherhotspots im Test, um mehr zum Besucheraufkommen zu erfahren. In Vorbereitung ist die digitale Anwendung PWA (Progressive Webapp – eine Symbiose zwischen Webauftritt und APP), die an Touchpoints, zum Beispiel in Hotels oder den Touristinformationen, Tipps zur Verfügung stellt. „Wir wollen schließlich keine Verbote aussprechen, sondern Alternativen aufzeigen“, meint Schäfer. Tourismus NRW arbeitet zurzeit and der Einführung, somit wäre sie auch in der Eifel einsetzbar.
„Die LockdownPhasen in der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Verluste an touristischer Wertschöpfung haben und werden den Tourismus in der Eifel nicht in die Knie zwingen. Alle Partner sind hier näher zusammengerückt, packen die zukunftsfähigen Projekte gemeinsam an und arbeiten somit an den Antworten zu den Herausforderungen in den kommenden Jahren. Daher eint uns der optimistische Blick nach vorne“,
blickt Hans-Peter Thiel optimistisch in die Zukunft.
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