Eifel: Sämtliche Körperpartien, auch die, über die „man nicht spricht“, haben im Eifeler Platt ihre eigenen Bezeichnungen. Eine ganz bemerkenswerte Region des menschlichen Leibes, eine zum Draufsitzen wie zum Draufhauen und ganz gewiss eine mit erotischer Anziehungskraft ist beispielsweise der „Hengesch“ (Hintern).
Andere Vokabeln für die Rückseite des Körpers sind Aasch, Vott, Pöppes, Hönger, Hönner oder Hönnischte. Das populärste Zitat aus Johann Wolfgang Goethes Drama „Götz von Berlichingen“ lässt sich jedenfalls problemlos in Eifeler Platt rezitieren.
Allerdings hat der Landstrich auch seine eigenen Redewendungen und Gleichnisse rund um das Gesäß. Wenn jemand in eher mageren wirtschaftlichen Verhältnissen leben muss, dann sagen die Eifeler beispielsweise: „Der hätt nix an de Vott.“ Oder, wenn ein Mann so viel trinkt, dass er die Frau schon vernachlässigt, dann keifen die Weiber: „Statt alles Jeld en de Wietschaff ze droon, sollt e leeve sengem Trienche jett örentliches für öm de Hengesch jelde!“
Übertreiben sollte man es allerdings nicht mit der Prächtigkeit weiblicher Garderobe, denn sonst ist es den Leuten wieder nicht recht und sie sagen: „Moss sich datt huuväedisch Mensch alles öm de Hengesch hange?“. Merke: Man muss im Rheinland keine Anglizismen bemühen, um auszusagen, was „underdressed“ und „overdressed“ bedeutet.
Mit dem „Hengesch“ in Zusammenhang gebracht werden immer wieder auch unschöne Charaktereigenschaften von Menschen. Das ist nicht anders als im Hochdeutschen und in anderen Sprachen dieser Welt. Allerdings gibt es im ripuarischen Dialekt einige phantasievollere Umschreibungen als das bloße „Aasch“ und die mit ihm kombinierten Wortschöpfungen.
Ein unangenehmer „Mannsmensch“, der die Finger nicht bei sich halten kann, wird beispielsweise „Föttchesföhler“ genannt. Auf Aussehen wie Charakter kann es gemünzt sein, wenn jemand den Titel „Vottjeseech“ verliehen bekommt.
Immer verhaltensspezifisch hingegen ist die verbale Umwidmung der Hände in „Vottföngere“ oder gar „Vottklöppele“. Wer etwa gesagt bekommt „Hahl jefälliss deng Vottklöppele beij dir“, der ist mehr als einen Schritt zu weit gegangen.
aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9
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