Eifel: Kalt und lauwarm lagen in der 2015er Ausgabe des angeblichen „Wonnemonats“ Mai eng beieinander. Zwar sind die Frostfeiertage der „Ieshellije“ Pankratius, Servatius und Bonifatius (12. bis 14. Mai) längst vorbei, und auch der Gedenktag der „kahl Sophie“ ist verstrichen, ohne dass sich danach frühlingshafte Temperaturen eingestellt hätten.
Dabei wartet man in der Eifel, wo der Winter bekanntlich zwei Monate länger dauert, sehnsüchtig auf die warmen Tage. Es darf ruhig so heiß werden, „dat de Krohe jappe“ (= „die Krähen gähnen“), wie der Volksmund sagt. Wobei wir bei einem der ungewöhnlichsten Tätigkeitswörter im Eifeler Platt wären: „jappe“. „Jappe“ hat weder etwas mit dem deutschen „gähnen“ zu tun, noch mit dem französischen „baîller“. Das gilt auch für das Substantiv „der Japp“, was in Hochdeutsch „das Gähnen“ und auf Französisch „le baîllement“ wäre.
Weil Gähnen anscheinend ansteckend ist, viele Zeitgenossen also solidarisch den Mund aufreißen, wenn sie jemanden gähnen sehen, sagen die Eifeler: „Japp fängk.“ Wenn jemand gar nicht mit Gähnen aufhören kann, hat er „de iewije Japp“.
„Sehr anschaulich“, so Mundartautor Fritz Koenn, beschreibt die Eifeler Sprache eine starke Hitze: „Et eß esu heeß, dat de Kroohe jappe.“ Aus der Mechernicher Ecke stammt ein Ausspruch, der die Sinnlosigkeit eines Unterfangens sehr bildhaft darstellt: „Jap enz jähnt ene heeße Backovve.“. Gegen die Hitze eines geheizten Backofens anzugähnen, das ist wie bei Orkan in die Sturmflut zu schreien oder im Wolkenbruch himmelwärts zu spucken.
aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9
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