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Manfred Lang: Beethoven hatte Glück. In der Eifel hätte man ihn “Weckes“ genannt

Eifel: Maanes ist die Eifeler Form des Vornamens Hermann. Dreckes kommt von Heinrich, Weckes von Ludwig, Schäng von Johann und Rönnemöss von Hieronymus. Man muß es nur wissen, dann ist es ganz einfach.

Schwieriger ist die Sache bei den Nachnamen. Auch bei denen gibt es nämlich Spezialformen, meistens handelt es sich um Hausnamen oder Kürzel, die sich unabhängig vom tatsächlichen Familiennamen für ganze Clans eingebürgert haben.

So heißt der Autor zwar dem Taufregister nach Lang, aber in seinem Dorf stört das kaum einen. Die Familie wird seit altersher hartnäckig “Halffe“ genannt. Genauso wie dort die Leute mit dem Nachnamen Beul mit der größten Selbstverständlichkeit “Lührsch“ gerufen werden. Schmitz, der alte rheinische Adel, kommt in diesem Dorf gleich mehrfach vor. Die einen Schmitz’ heißen “Heede“, andere “Posse“, wieder andere “Weckesse“.

Merke: “Weckes“ kann Ludwig heißen, “Weckes“ kann aber auch Schmitz heißen. Im schlimmsten Fall, also wenn ein Mensch auf den Namen Ludwig Schmitz beim Standesamt gemeldet ist, heißt er bei seinen Miteingeborenen “Weckes Weckes“. Allerdings käme in der Eifel keiner auf die Idee, zuerst den Vornamen zu nennen. Stets wird eine Form gebildet, die zuerst den Nachnamen, dann den Vornamen nennt. Also: Schmitze Ludwig oder Meiers Tünn. Auf Platt in höchster sprachlicher Vollendung: “Weckesse Weckes“.

Ein Glück, dass Ludwig Uhland nicht in der Eifel geboren wurde. Oder auch Beethoven, der hätte dann Beethovens Weckes geheißen. Es hätte einen Goethes Schäng, einen Kleists Dreckes oder einen Schillers Fritz gegeben. Aus Jacques Offenbach wäre Offenbachs Köbes, aus Hieronymus Bosch ein Boschs Rönnemöss geworden.

Auch andere Eifeler Namensvariationen klängen wenig respektvoll, wie etwa Cheruskesch Maanes (Hermann der Cherusker), Kaiser Käggel, Marxe Karel un Engelse Fritz, Stresemanns Weckes, Lübkes Dreckes, Kiesingers Küert Schösch, Brandts Wellem oder Schrödesch Jeret.

Ebenso verwandelt (respektive misshandelt) werden in Eifeler Mundart weibliche Vornamen. Die Palette reicht noch von wortverwandten Kreationen (Maria = Marie, Anna = Änn, Elisabeth = Lies, Liss, Lisbet) bis hin zu völlig fremd klingenden Schöpfungen wie Vrönn (Veronika), Dröck (Gertrud), Trien (Katharina), Stien (Christine), Plön (Appolonia), Jien (Regina), Ei (Agnes) oder Seef (Josepha).

Auch hier böte sich die versuchsweise verbale Integration berühmter Frauen an: Die Queen wäre Windsors Lisbet (Lies), ihre frühere Premierministerin hieße Thatchers Jreet(-che), Gesang von Valentes Trien und Weltrekorde von Vanalmsecks Ziss.

Vielleicht ist der erbarmungslose Umgang mit Namen einer der Gründe dafür, dass die Eifel so wenige wirklich weltbekannte Persönlichkeiten hervorgebracht hat. Da gab es den erwähnten Marxe Karl aus Trier, aber der ist beizeiten nach Köln und später nach London abgehauen. Oder Bönickhausens Dreckes…

Bönickhausens Dreckes, der 1710 aus Marmagen nach Frankreich emigrierte und sich dort flugs in “Eiffel“ umbenannte. Ein Glück, denn sein Urenkel Alexandre Gustave hat den Eiffelturm erbaut. Der hieße sonst womöglich “Bönickhüsjens Türnche“ oder “Dreckesse Spetz“.

aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9

10.6.2015LebenEifel0 Kommentare ml

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