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Manfred Lang: De Muhl voll Zänk

Eifel: »Hellichovend« (Heiligabend) gehen viele Eifeler »en de Chressmett« (Christmette), die heutzutage oft schon am Nachmittag gefeiert wird. Nachher ist Bescherung, für die es im ripuarischen Dialekt keine Entsprechung gibt. Das, was man im Hochdeutschen »bescheren« nennt, wird auf Platt umschrieben.
Zum Beispiel sagen Vater und Mutter nach der Christmette erwartungsvoll: »Dann welle me ens kicke, off et Chresskengche att do wohr?« (»Dann wollen wir mal nachschauen, ob das Christkind schon da war.«)
Selbst bei älteren Kindern oder unter Erwachsenen, die nicht mehr an den direkten Eingriff himmlischer Mächte bei irdischen Geschenken glauben, kann man ohne weiteres sagen: »Dann welle me ens de Chresskengche usspacke« oder »Ens luure, watt et Chresskengche oss braaht hätt«. »Ich john me jett op et Chresskengche jelde« oder »Ich john me jet op et Noijohr jelde« schließt sogar die Möglichkeit der Selbstbescherung ein: »Ich gehe mir etwas zu Weihnachten (zu Neujahr) kaufen.«
Während viele Menschen sich in diesen Tagen auf Hochdeutsch »Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr« wünschen, kannten Menschen ripuarischer Zunge früher keine Entsprechung für »Frohe Weihnachten«, aber zu Neujahr wünschen sie sich bis heute gegenseitig »jlöcksäelisch Noijohr«, ein wörtlich glückseliges neues Jahr, was Glück in weltlichen Dingen und Angelegenheiten der geistlichen Seligkeit einschließt.
Etwas ausführlicher geht der Neujahrswunsch je nach Eifelecke auch so: »Jlöcksälisch Neujohr/De Kopp voll Hoor/De Muhl voll Zängk/net zo vell an de Jängk«: Glückseliges neues Jahr, ohne Haar- und Zahnausfall und ohne allzu viel Stress. In diesem Sinne!

Aus: Manfred Lang “Platt öss prima! II”, KVB-Verlag, Edition Eyfalia, ISBN: 978-3-942446-00-6

22.12.2016LebenEifel0 Kommentare ml

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