EIFELON weiterempfehlen

Wir informieren die Eifel

unabhängig. überparteilich. unbezahlbar.

neue Kommentare
0

Manfred Lang: “Die Jüert, der Weisch, der Jack, dat Liev“

Eifel: Der Kartoffel, die Bach und das Leib – einem Rheinländer sollte man nie „falsch“ (böse) sein, wenn er für ein Wort das falsche Geschlecht verwendet. Er weiß es nicht besser, denn in seiner Muttersprache, dem Ripuarischen, ist längst nicht alles maskulin oder feminin, was auch im Hochdeutschen männlich oder weiblich ist. Bei Tisch könnte der Rheinländer beispielsweise jeden nur des Hochdeutschen mächtigen Kellner in nackte Verzweiflung stürzen.

Selbst mit Lob: „Ich muss sagen, Sie haben einen schmackhaften Kartoffel und auch die gekochte Schink und das Speck munden vorzüglich. Und die Pfirsich auf der Spinat ist eine Delikatesse!“ Auch der rudimentär mit dem Dialekt vertraute Küchenmeister würde sich fälschlicher Weise angesprochen fühlen, würde er auf „der Koch“ reagieren. Denn „dä Kauch“ meint entweder die Köchin („Pastuesch Kauch“ ist die Pfarrhaushälterin) oder „das Kochen“, also den Vorgang der Essenszubereitung.

Überhaupt ist der Eifeler und Bördenbewohner bei der Benennung der Körperteile im Vergleich zur Hochsprache sehr eigenwillig: Das Kinn beispielsweise benennt er weiblich („die Kenn“), das Euter männlich („der Ogger“), dafür aber den Leib sächlich („dat Liev“). Mit den Augen guckt der Bebrillte durch „der Brell“ und seine Ohren lauschen auf „der Radio“.

Wer sich als „Immi“ (Zugezogener) daran gewöhnt hat, dass „die Fenster“ keineswegs die Mehrzahl von „das Fenster“ ist, dass „der Weisch“ nicht nur „der Weg“, sondern auch „die Wäsche“ bedeuten kann und dass „die Baach“ durchs Dorf fließt, der hat sich ein Stück Gelassenheit erworben. Den wirft so leicht nichts mehr um. Weder „die Hafer“ auf dem Feld, noch „die First“ auf dem Dach, weder „die Jüert“ (Gürtel) um den Bauch oder „der Jack“ (Jacke) um die Schultern.

Wer allerdings meint, er habe hinter der rheinischen Geschlechter-Gebung ein System entdeckt, der sollte sich vor voreiligen Schlüssen hüten: Denn das Geschlecht für ein Substantiv ist keineswegs zementiert und endgültig. Verbindlich wäre preußisch, aber am Rhein ist alles fließend: Der Rheinländer sagt zwar „meine Mutter“, was eindeutig weiblich ist, aber er sagt auch in Ermangelung des Genitivs „Mutters Bruder“ „meiner Mutter sein Bruder“. Also nicht etwa „menge Motte ihre Broode“, sondern „menge Motte senge Broode“.

Die Mutter wird gegen das sprachliche Verfahren nicht aufbegehren. Sie ist von Kindesbeinen daran gewöhnt, dass ihr Geschlecht eine Sache ist: „Das Anna und das Veronika zanken mich, Fräulein!“

14.8.2015LebenEifel0 Kommentare ml

Bisher 0 Kommentare
Kommentar schreiben

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Beitrag. Schreiben Sie den Ersten.

Einen neuen Kommentar schreiben

Um einen neuen Komentar zu schreiben, melden Sie sich bitte mit ihrem Benutzernamen und Passwort an. Wenn Sie noch keinen EIFELON-Account haben, können Sie sich kostenlos und unverbindlich registrieren.


  1. *Ihre eMail-Adresse wird nicht veröffentlicht
  2. Ein Passwort wird Ihnen an Ihre eMail-Adresse zugeschickt, Sie können es anschließend in Ihrem Benutzerberich leicht ändern.
  3. Den Button zur Registrierung finden Sie unter unserern folgenden Richtlinien:
Die Richtlinien für die Nutzung der EIFELON Diskussionsplattform
Die Benutzer bestätigen/akzeptieren mit ihrer Anmeldung unsere Richtlinien. Falls es im Nachhinein noch Änderungen an den Richtlinien gibt, werden die User beim nächsten Einloggen aufgefordert, die Richtlinien erneut zu bestätigen: Wir bieten Ihnen hier eine Plattform für sachliche und konstruktive Diskussionen. Um dies zu gewährleisten, behält sich die Redaktion vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen, die einer sachlichen Diskussion nicht förderlich sind. Wir bitten Sie daher, durch die Einhaltung unserer Richtlinien zu einem freundlichen Gesprächsklima beizutragen.
1. Gegenseitiger Respekt
Bitte behandeln sie andere Nutzer so, wie Sie selbst behandelt werden möchten. Zeigen Sie Toleranz gegenüber anderen Meinungen und verzichten Sie auf persönliche Angriffe und Provokationen.
Selbstverständlich werden Kommentare, die ehrverletzend, beleidigend, rassistisch, pornografisch oder auf andere Weise strafbar sind, nicht freigeschaltet.
2. Wortwahl und Formulierung
Sachliche Argumentation ist die Basis für eine konstruktive Diskussionskultur. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihren Kommentar vor dem Abschicken zu überprüfen. Habe ich den richtigen Ton getroffen? Könnten meine Formulierungen Missverständnisse hervorrufen?
3. Benutzernamen
Diese genannten Richtlinien gelten auch für die Verwendung von Benutzernamen.
4. Quellenangaben und Verlinkungen
Wenn Sie Zitate verwenden, verweisen Sie bitte auf die Quelle und erläutern Sie deren Bezug zum Thema.
5. Zeichenbegrenzung
Die Länge eines Kommentars ist auf 1000 Zeichen zu begrenzen, um eine Moderation in einem adäquaten Zeitrahmen zu gewährleisten. Mehrteilige Beiträge können daher leider nicht berücksichtigt werden.
Bitte sehen Sie davon ab, denselben oder einen sehr ähnlichen Kommentar mehrmals abzuschicken.
6. Werbung
Die Nutzung der Kommentarfunktion zu kommerziellen Zwecken ist nicht erlaubt. Inhalte gewerblichen oder werbenden Charakters werden nicht freigeschaltet. Gleiches gilt für politische Aufrufe aller Art.
7. Sonstige Hinweise
Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung eines Kommentars. Beiträge, die sich als falsch oder unwahr herausstellen, können auch im Nachhinein noch gelöscht werden. Sollten Sie auf Beiträge stoßen, die gegen die Richtlinien verstoßen, machen Sie die Moderation bitte darauf aufmerksam. Schicken Sie einfach den Link des betreffenden Kommentars mit einer kurzen Erläuterung an redaktion@eifelon.de. Bei wiederholten oder besonders schweren Verstößen gegen diese Richtlinien behalten wir uns einen Ausschluss einzelner User vor.


zurück zur Startseite