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Manfred Lang: Eifeler Realismus

Eifel: „Mir hatte nix an de Hangk, nix an de Fööß unn nix an de Fott, äve mir hann ömme joot jelöff“ (Wir hatten nichts an der Hand, nichts an den Füßen und nichts am Hintern, also kein Geld und keinen materiellen Besitz, aber wir haben trotzdem immer gut gelebt). Der Kernsatz Eifeler Lebensart ist der sprichwörtlichen Armut im ehemaligen „Preußisch Sibirien“ geschuldet, wie die Eifel oft abschätzig genannt wurde.

Obwohl einem alten Schmähwort zufolge in der Eifel „De Mösche om Röcke fleje, domött se et Elend net sehn“ (Die Spatzen die Eifel im Rückenflug überfliegen, damit sie des Elends auf der Erde nicht ansichtig werden), herrschte im Landstrich stets improvisatorisches Geschick, um das Beste aus allem zu machen, was denn zur Verfügung stand: Lebensqualität auch mit wenig materieller Grundlage!

Die Probleme, die es für unsere Altvorderen zu überwinden gab, waren vermutlich größer, als unsere heute im objektiv fast allseits vorhandenen materiellen Wohlstand. Dennoch gingen sie anscheinend optimistischer zu Werke, als wir heute als Angehörige einer Generation, die nur noch „kühmt“ (stöhnt) und „knottert“ (motzt).

„Me moss ene Hövel net für ene Bersch halde“, sagten unsere Vorfahren: Ein Maulwurfshügel ist kein Berg! Mit anderen Worten: Mach Dir keine übertriebenen Sorgen vor Dingen, die sich Dir in den Weg stellen. Und: „Ne järe Jangk öss kenne fäere Jangk“: Ein Weg, den Du gerne gehst, ist kein schwerer Weg. Eine Arbeit, die Du gerne erledigst, fällt Dir niemals schwer.

Der Eifeler ist Realist, kein Spinner wie der kölsche Jeck, der sich selbst in die Tasche lügt: „Et hätt noch ömme joot jejange“. Der Eifeler weiß: „Et hätt längs net ömme joot jejange, äve et hääv schlömmer komme könne“ (Es ist längst nicht immer gut gegangen, aber es hätte schlimmer kommen können). „Et öss, wie et öss“ (Es ist, wie es ist), aber es ist nicht so schlecht, wie man gemeinhin schon befürchtet hatte. Preisen wir uns glücklich, wenn wir uns den linken Arm brechen, es hätte auch der rechte sein können . . .

„Beiss en Pläät wie jar kenn Hoor“ (Besser kahlköpfig als gänzlich unbehaart). Das ist so ähnlich wie „Et kütt, wie et kütt, do kanns De suwiesu nix drahn maache“ (Es kommt, wie es kommt und Du kannst sowieso nichts dran ändern . . .), also finde Dich ab. „Naaht Matthes, futz de Lamp uss!“ (wörtlich: Gute Nacht, Matthias, pupse das Nachtlicht aus). Sinngemäß: Bleibe gleichmütig und gelassen. Es ist sowieso alles zu spät, gehen wir zu Bett und löschen das Licht auf unnachahmliche Weise, mit stoischer Verachtung.

„Watt fott öss, öss fott“ (Was weg ist, bleibt auch fort), trauere unwiederbringlichen Dingen nicht nach. Wirtschafte nach dem alten, aber immer noch brauchbaren Grundsatz: Gib weniger Geld aus, als Du einnimmst und „Du meleks net enn enne Korff“ (Du melkst nicht in einen Korb, aus dem die Milch ja wieder rausläuft, wie sie reinkommt).

Und engagiere Dich für Deine Firma und Deinen Arbeitgeber. Denn, geht es der Firma gut, geht es in der Eifel zumeist auch den Beschäftigten ganz ordentlich: „Wenn et op de Häer rähnt, dann dröp et och op de Knäet“. (Wenn es auf den Herrn regnet, dann tropft es auf seinen Beschäftigten). Schließlich „moss me och jönne könne“ (Man muss auch gönnen können) und „Me moss sich och sellevs ens jet jönne“ (Man muss sich auch selbst mal was Gutes tun).

Aus: Manfred Lang „Platt öss prima! II“, KVB-Verlag, Edition Eyfalia, ISBN: 978-3-942446-00-6

25.11.2016LebenEifel0 Kommentare ml

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