Eifel: Wer nicht in Eifel oder Börde geboren ist, dem wachsen bei Richtungsangaben in ripuarischer Mundart angesichts wachsender Orientierungslosigkeit leicht graue Haare. Denn die entsprechenden Wortkreationen sind ebenso exotisch wie im Einzelfall interpretationsbedürftig.
Da geht es „eropp un eraff“ (rauf und runter), „no hönge un vühr“ (nach hinten und vorne), „hott un haa“ (rechts und links), „et öngesch un et övesch“ (zuoberst und zuunterst), „ze vöddesch un et höngesch“ (ganz vorne und ganz hinten), „debonge un debovve“ (drunter und drüber).
Aber es stellt sich im Einzelfall die Frage, welches Hemd beispielsweise genau gemeint ist, das man „debovve“ aus dem Stapel ziehen soll. Nur das oberste („et övesch“ oder „debövesch“) und das unterste Kleidungsstück („et öngesch“ oder „deböngeschte“) lassen sich sprachlich exakt lokalisieren. Bei den anderen hilft eigentlich nur ein beherzter Griff in die Mitte des Stapels, von wo aus man sich mit „hühde, hühde, hühde – dä“ oder „deeve, deeve – do!“ zum exakten Sitz der Textilie leiten lässt.
Wer sich so komplizierte Verfahren ersparen will, der sagt einfach nur „Dar!“ (dorthin) und zeigt mit dem ausgetreckten Arm die Richtung an. Dann weiß jeder, was gemeint ist. Das „Her!“ (hierhin) erspart im umgekehrten Fall alle rhetorischen Extravaganzen, wenn man beispielsweise etwas gebracht bekommen will.
„Huh!“ (hoch) und „Raff““ (runter) lassen für den Kenner dieser Richtungsangaben ebenfalls nichts an Deutlichkeit zu wünschen übrig. Die Veränderung der Richtung um 90 oder gar 180 Grad wird mit einem kurzen bündigen „Römm!“ (herum) angezeigt.
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