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Manfred Lang: „Jemääch, jedääch un jelääch“

Eifel: Es gibt zwei große Sprachfamilien in der Eifel: das Moselfränkische im Süden und das Ripuarische (= „zum Rhein hin gewandte“) im Norden. Im Großen und Ganzen kann man die Sprachräume in die Eifeler Teile der Regierungsbezirke Köln und Trier trennen. Allerdings muss man die Deutsch und Eifeler Platt sprechenden Ostbelgier zum Ripuarischen hinzuschlagen.

Die Grenzen sind fließend im „Dunstschleier“ zwischen Nettersheim und Gerolstein. Dort ist beim „Vekimmele“ der Kartoffelmahlzeit praktisch von Dorf zu Dorf verschieden, ob die „Äerpel schmaache“ oder die „Schrompere schmääche“. Hier sagt der Denker, er habe „jedaht“, ein Dorf weiter, er habe „jedääch“oder „gedäächt“.

In den Höhengebieten der Städte Mechernich und Bad Münstereifel wird geklagt, das Geld habe „ad/ald wedde(r)“ nicht bis zum Monatsende gereicht, im Schmidtheim-Dahlemer Raum und in Teilen der Gemeinde Nettersheim heißt es statt wieder „wier“ oder statt schon wieder „awier“. Dort werden „Köngde“ zu „Kenner“ oder „Könner“, Rinder (ripuarisch „Röngde(r)“) zu „Renner“, „naahts“ für nächtens zu „näächs“ und „Luhet“ für Luft zu „Luich“.

Ida Schröder, die autodidaktische Mundartautorin „üss“ (aus) Frohngau („Önneschjau“ im Gegensatz zu „Öffeschjau“ = Engelgau), war berühmt für ihr Prosastück „Wuezele john dörch et janze Dörf“. Ihre Zeilen über die Menschen im Dorf und das vielfältige Geflecht, das sie untereinander verbindet, wirken subkutan, gehen also vielen Lesern „önner die Hutt“.

Im Grenzgebiet der Sprachräume kommt in dem einen Dorf jemand „eruss“, wenn er vor die Haustür tritt, im nächsten „erüss“. Hier schauen sich die Bewohner „ent Jesieht“, dort ins „Jesiech“. Dort sind sieben Tage „en Weich“, dort „en Wuch“. Hier gibt man „Aaach“, dort „Ääch“, wenn man genau aufpasst. Jedääch, jemääch, jelääch, bie, drie, hie sind fünf Kilometer weiter jedaht, jemaht, jelaht, beij, dreij, hee.

Die Wortverwandtschaft zwischen dem Ripuarischen und Moselfränkischen tritt exemplarisch bei Schimpfwörtern zutage: In der Nordeifel wird ein bemitleidenswerter Mitmensch „ärm Sou“, in der Südeifel „aorm Deer“ genannt. Ein Vielredner heißt im Norden „Bübbele“, „Babbel“ oder „Bräbbel“, im Süden „Babbeler“ oder „Batschler“.

Der Angsthase der Nordeifel ist ein „Botzendresser“, sein Kollege jenseits der Kyll ist der „Boxenscheeser“. Der Schreihals an der Mosel ist der „Brellert“, der an Erft und Olef heißt „Brölles“. Hüben wie drüben ist ein kleiner Mensch „ne Dotz“, ein gemeiner Mensch „ne fiese Möpp“, der Luftikus des Südens, „Flappes“, unterscheidet sich nur unwesentlich vom rheinischen „Flaabes“.

Überall in der Eifel bekannt sind der „Hospes“ (mehr treuer als schlauer Gefährte), der „Stoppe(n)“ (kleiner Mensch), der Keppler (Käbbeler = Streithahn) oder der „L(a)usterer“ (Horcher), um nur einige Beispiele aus Liesel Kalkas und Fritz Koenns Sammlung „Eifeler Schimpfwörter“ zu nennen.

aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9

18.3.2015LebenEifel0 Kommentare ml

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