Eifel: Liebe und Hass, zwei extreme Gefühle, ja entgegengesetzte Pole menschlicher Gemütsverfassung: Umso erstaunlicher ist es, dass es im Eifeler Platt, ja in der ganzen rheinischen Mundart keine Wörter dafür gibt. Zwar kann der Mann »e Leefje« hann, eine liebe Frau also, wobei auf Platt unbedeutend ist, ob mit oder ohne Trauschein. Sowohl die Freundin als auch die Ehefrau können et »Leefje« senn. Aber aufgepasst: »Du böss me e Leefje!« (»Du bist mir ein Liebchen …«) bedeutet das Gegenteil von besonderer Wertschätzung, sondern sinngemäß »Vor Dir muss man sich in Acht nehmen«.
Die Liebenden »packärvele« (umarmen), sie »holle« (nehmen) und »hahle« (halten) sich »leef«. Man kann »leeve Pitte, leeve Motte, leeve Vatte« sagen (Lieber Peter, liebe Mutter, lieber Vater), aber auch »leeve Zucke« (wörtlich »lieber Zucker«), was aber ein sarkastischer Fluch ist und als große Unmutsbekundung gilt.
Eine Liebeserklärung auf Eifeler Platt hingegen klingt sehr unspektakulär, wie die Mundartexperten Manfred Konrads, Fritz Koenn und Hermann-Josef Kesternich übereinstimmend konstatieren: »Ich hann Dich jäer«. Ein Kuss ist ein »Butz« oder »Bützje«. Leider sind die Ausdrücke vom allzu häufigen und lockeren Gebrauch im Karneval stark abgenutzt.
Haben sich zwei gefunden und ein Paar gebildet, dann »john se zesame« (zusammen gehen). Davor kommt die berühmte Frage, »off seij ode häer mött me john wellt« (ob er oder sie mit mir gehen will). Dritten gegenüber wird dieses Ritual verkürzt wiedergegeben: »Ich hann se jefroht.« (Ich habe sie gefragt …«). Ganz Schüchterne schicken auch Sekundanten zum »Fragen«: »Kanns Du nett datt Bila für mich froore, off et net mött mir john wellt?«
Wenn die Antwort »Ja« lautet, »hätt et jeflupp«, »et öss jeroode« (es hat geklappt). Über das neue Paar sagen Dritte dann schnell: »Die hann e Knömmelche« oder »ne Fisterenöll« (ein Verhältnis). Manfred Konrads überliefert für das Wildenburger Ländchen auch »knöchele« als Ausdruck einer Liebelei, was daher kommt, dass Verliebte früher verdeckt unter dem Tisch mit Füßen und Knöcheln zärtliche und vertrauliche Berührungen austauschten.
Zu solchen Heimlichkeiten besteht ja heute kaum noch Anlass. Obwohl das »Knuutsche« (intensives Küssen) und »Fummele« (tasten) etc. pp auch heute noch einer gewissen Abgeschlossenheit und Intimität bedürfen. Für »et cetera perge, perge« (etc pp, lat. »und so weiter, fahre fort, fahre fort«) gibt es im rheinischen Vokabular übrigens auch reichlich Ausdrucksmöglichkeiten. Aber die sollen nicht hier erörtert werden, in aller Öffentlichkeit …
Aus: Manfred Lang “Platt öss prima! II”, KVB-Verlag, Edition Eyfalia, ISBN: 978-3-942446-00-6
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