Eifel: Rund 70 Prozent des Eifeler Mundartvokabulars ist mit der deutschen Hochsprache verwandt oder verschwägert, ein knappes Viertel mit dem Französischen. Und es gibt ein paar hundert Wörter, die man auf Anhieb weder der germanischen, noch der romanischen Sprachfamilie zuzuordnen vermag.
„Vrößel“ für Umstände machen, Durcheinander oder auch viel Arbeit haben („vrößele“) ist so ein Wort, für dessen Bedeutung es in der rheinischen Mundart zwei Beinahe-Entsprechungen gibt. Eine aus dem Hochdeutschen, nämlich „Brassel“ (von Geprassel), eine aus dem Französischen: „Ambrasch“ (von Ombrage = Argwohn).
Den Sinn von „Vrößel“ streifen auch Vokabeln wie Brack, Hantier, Jedöns, Tormöll, Traffit, Västier, Wöhl, Zömmelömm, Zortier und Zoversich. Allein diese kleine Auswahl demonstriert, wie viele Mundartbegriffe gar nicht so eindeutig der deutschen oder französischen Hochsprache zuzuordnen sind.
Eindeutig frankophon ist die folgende Shortstory gefärbt: Matschö (Matthieu) unn seng Matusel (Mademoiselle) soßen om Schäselong (Chaiselongue) unn pussierte (pousser) mött vell Pläseer (plaisir), doh ändert sich die Klüer (Couleur) en ihre Visaasche (Visage) op eemohl. Drusse schoss der Schandarm (Gendarm) Schäng (Jean) mött sengem Velozepee (Vélo = Fahrrad) eraff van de Schossee (Chaussee) över et Trottuar (Trottoir) unn expree (faire exprès = überdeutlich gesagt) en eener Kajäer (Carriere im Sinne der Kavalleriesprache für die schnellste Gangart, den gestreckten Galopp) dörch de Kulang (von couler = fließen) böss an de Huusdühr.
Häer klopp em nächste Momang (Moment) op die Schiev unn saht, häer wöllt die zwei partu (partout) vissieteere (visiter): „Schluss mött Randevu (Rendezvous), ihr Bajaasch (Bagage), kott unn maht kenn Fisematentcher (von „visitez ma tente“ = besuche mein Zelt, Aufforderung französischer Soldaten an rheinische Jungfrauen). Ich wären üch schon nett kasche (cacher) unn en et Kaschott (cachot) brenge. Et jeht ömm der maruude (marode) Pötz (le puits = Brunnen) en ührem Hoff.“ Compris? Merci!
Für die „Visematenten“ gibt es im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm übrigens eine prosaischere Erklärung als visitez ma tente: Demnach kommt das Wort von „visament“ oder „visement“. So wird in der Chronik von Köln 1499 eine nichtige Erfindung bezeichnet. Visematenten sind demnach unnütze, nichtige Dinge.
aus: Manfred Lang “Platt öss prima”, KBV-Verlag, ISBN: 978-3-940077-47-9
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