Eifel: Stress ess Dress, da gibt es keinen Zweifel, wenn es sich um Dis-Stress handelt, also Hetze der negativen Sorte. »Der krett de Kurv nett mie« ist ein rheinisches Sprichwort, das diesen Zustand beschreibt. Angeblich gibt es aber auch Eu-Stress, also Verladenheit mit euphorisch stimmender Wirkung, für den die Sprache unserer Vorfahren bereits die rechte Umschreibung parat hatte: »Der öss esu velaade wie en Koochepann op Fastelovend«. Dann war ja eine Zeit des Schwelgens und Genießens und es wurden von mittags bis abends »Muuze« (Krapfen) gebacken.
Aber es war nicht nur der Stress, der die Eifeler und Bördenbewohner plagte. Sie beklagten in ihren Sprichwörtern auch den Hochmut: »Demm räänt et en de Naslauche«, der »hätt enne növet sich joohn«, der »enjebeldte Pinsel«, denn »Hufahrt legg Pengk«, Hochmut kommt nicht vor dem Fall, wie im Hochdeutschen: Er bereitet bereits Schmerzen, ehe man gefallen ist …
Ehrliche Anerkennung lassen die Menschen in diesem Landstrich Zeitgenossen zukommen, die sich weder stressen, noch hochmütig sind, sondern denen alles wie von selbst in den Schoß zu fallen scheint: »Sun jewixx Männche ode Kärelche« haben »flöck mött jett jespellt« (eine Arbeit gleichsam spielend erledigt). Die »hann e Hängkche dofür«, »maachen datt mött Lenks«, denen »flupp et« so gut, dass ihnen die gestellte und flugs (»flöck«) erledigte Aufgabe im Nachhinein wie auf den Leib geschneidert erscheint: »Datt wohr für der e Döngk wie enne Heisch« (Handschuh).
Die meisten Menschen tun sich schwerer mit der Arbeit und mit dem Leben wie so ein »Bruder Leichtfuß«, »Luftikus«, »Hans Wuersch«, »Paies«, »Lüppes«, »Loss-mich-john«. Deshalb haben die Eifeler auch Lebensweisheiten entwickelt, die es uns auch heute noch leichter machen, Rückschläge und Misserfolge hinzunehmen: »Vüjelche, die fröh flööte, kritt de Katz«, also bitte nicht zu früh freuen, wenn etwas gelungen zu sein scheint!
»Vom Jävve witt me sielich, äve ärm«, zeigt die wirtschaftlichen Nachteile allzu großer Großzügigkeit auf. Man liebe den Nächsten wie sich selbst, aber nicht mehr als sich selbst, denn »Et Hömp öss enem nööde wie de Rock«. Sonst »kütt me ze Päerd unn jeet ze Fooß«, und außerdem »Jedem et senge, dann krett de Düvel nüüs«. Vor einer allzu leichtgläubigen und naiven Sicht der Dinge warnt das ripuarische Sprichwort ebenfalls: »Wer datt jlööf unn se Bett vekööf, der schlööf op Strüh«.
Aus: Manfred Lang “Platt öss prima! II”, KVB-Verlag, Edition Eyfalia, ISBN: 978-3-942446-00-6
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