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Manfred Lang: Was isst der Rheinländer?

Eifel: An erster Stelle: Rheinischen Sauerbraten, vorzugsweise aus Pferdefleisch – und mit Zuckerrübensirup, dem Gold der Köln-Bonner Bucht, der Jülicher Börde und der Euskirchen-Zülpicher Börde. Der Heißhunger auf Pferdefleisch ist so ausgeprägt, dass ein berühmter Kölner Künstler dem Müns­tereifeler Christoph Cepok einst ins Poesiealbum schrieb: »Mein größter Wunsch: Zwei Pferde …, eins zum Reiten.«

Ad zwo: »Hemmel unn Äerd«, Himmel und Erde, wobei die Kartoffeln für die Erde stehen und die vorzugsweise säuerlichen Äpfel für den Himmel, in manchen Gegenden werden auch Birnen genommen. Wie auch sprachlich interessanter Weise im Rheinland von Äerpel, Eedeppel (= Erdäpfel) und Grompere (= Grundbirnen) die Rede ist.
Im südlichen Kreis Euskirchen, zwischen den Gemeinden Nettersheim und Dahlem verläuft die von mir so benannte Äerpel-Grompere-Linie.

Sie ist gleichzeitig die räumlich etwas verschwimmende Grenze zwischen zwei verwandten rheinischen Mundarten, dem eigentlich Rheinischen = Ripuarischen und dem Moselfränkischen.

Zu »Hemmel unn Erd« wurde gerne eine Wurst gereicht, deren Name angeblich nur vom Kölner richtig ausgesprochen werden kann: »Blootwoosch«, auch Flönz genannt. Die isst der Rheinländer am Liebsten zu »Hemmel unn Äerd«, allerdings unter einem ebenso poetischen Namen, nämlich »Kölsche Kaviar«. Das klingt nach der Exklusivität kostspieliger Störeier, ist aber »Blootwoosch mit Musik und Mostert«. »Musik« sind kleingehackte Zwiebeln.

Der »Streichhering« war nichts anderes als ein Hering, den die armen Eifeler an einem Stück Kordel von einem Deckenbalken über dem Tisch baumeln ließen. Mit trockenen Brotscheiben strichen sie bei ihrem Heringsmahl am Fisch entlang, um wenigstens mit der Krume das Heringsaroma aufnehmen zu können. »Me hatte net fell, äver me hann ömme joot jelövv!”
Die schlichtesten Gerichte werden zu »Jold un Selver« (Kuchen aus Gold- und Silberteig) oder »Bont Koo«, »Kromelomol«, »Kuschelemusch« (Fisch-Kartoffel-Auflauf), »Makemau« oder »Rilles Ralles« (Dörrfleisch-Graupen-Eintopf). Berühmt ist der »Halve Hahn« (Roggenbrötchen mit Käse), ein echter Identitätsfaktor der Region. Dahinter steht nichts anders als eine rheinische Grielächerei, Erwartungen zu täuschen.

Rheinsalm – bis er so ab 1936 nach Phenol schmeckte – war ebenfalls ein Renner rheinischer Küche, nach dem sich sogar die Feinkosthändler in Paris umsahen, außerdem Aachener Printen, Bergische Kaffeetafel mit der Dröppelminna, Bergische Waffeln, Düsseldorfer Senf, Kottenbutter, Krüstchen, Lieberhäuser Eierkuchen, Muscheln rheinische Art, Pillekuchen, Poschweck, Rievkooche, Ries­fladem, Weckmann, auch Kloosmann genannt.

Oder Döppekooche, Endiv ungerenander, Ente mit Backpflaumen und Äpfeln, Grüne-Bohnen-Kartoffeleintopf, Hackbraten im Kartoffelrand, Heringssalat, Kabusta, Kartoffel-Lauchsuppe, Kesselsknall-Uhles, Knübbelchensuppe, Mangoldrollen mit Salzkartoffeln, Rheinische Potthucke, Rheinische Kartoffelsuppe mit Speckstreifen, Rieslingforelle, Suure Kappes, Wirsingrouladen, eingelegte Bratheringe, Feldsalat mit warmem Speck, Soleier, Fastnachts-Kreppelchen, Muuze, Muuzemändelche, Nonnefützje.
Bon appétit!

Aus: Manfred Lang “Platt öss prima! II”, KVB-Verlag, Edition Eyfalia, ISBN: 978-3-942446-00-6

17.3.2017LebenEifel0 Kommentare ml

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