Umland, Düsseldorf: Können qualmende Füße und hochkarätige Weine etwas gemeinsam haben? Wenn Sie der ProWein einen Besuch abstatten, schon. Die ProWein in Düsseldorf ist eine der größten Weinfachmessen der Welt: 6.870 Aussteller aus 64 Ländern präsentierten sich in diesem Jahr, mehr als 60.000 Fachbesucher nutzten die Chance, die neuen Jahrgänge zu probieren, Lieferanten zu finden oder sich einfach einen Überblick über die Weinwelt zu verschaffen.
Ich war mitten drin und es war das erste Mal, dass ich die ProWein besuchte. Getroffen habe ich mich dort mit einem Freund – im Nebenberuf Weinhändler –, der mich an die Hand nahm und mich in eine andere Welt führte. Ich muss gestehen, ich war etwas erschlagen von der Zahl der Weinanbaugebiete. Der mich begleitende Freund ist ein alter Hase, was die ProWein betrifft – seit etlichen Jahren besucht er die Messe. Immer vorher ausgestattet mit einer umfangreichen Liste von den Ständen, die er unbedingt besuchen will. Drei Tage sich durch die unterschiedlichsten Weinbaugebiete probieren, für einen Weinliebhaber ist dies ein Dorado und mein Wein-Freund bekommt immer ganz glänzende Augen, wenn er davon erzählt. Also dachte ich mir, das schaue ich mir auch mal an, zumal ich vorher gelesen hatte, dass georgische Winzer auch vertreten sind. Georgien gilt als die Wiege des Weinanbaus und während meiner bisher zwei Reisen in den Kaukasus konnte ich schon feststellen, dass es dort das eine oder andere gute Tröpfchen gibt. Ein Problem besteht allerdings darin, die Weine auch in Deutschland zu bekommen, die Zahl der Importeure ist begrenzt. Da bot sich der Besuch der Messe an, mehr herauszubekommen.
Zum Glück konnte ich meinen Wein-Freund überzeugen, mit an den Stand der Georgier zu kommen. „Probier doch mal etwas Neues, Ungewöhnliches“, hatte ich ihn angelockt. Denn etwas Besonderes haben die Georgier zu bieten: Vielfach wird der Wein noch traditionell angebaut und verarbeitet. Dabei spielen große Tonamphoren eine Rolle – „Quevris“ genannt – denn hier reift der Wein. Und tatsächlich, gleich am ersten Stand konnten wir schon einen typischen, im „Quevri“ gereiften Weißwein probieren. Fast schon orange war die Farbe des Weins und mein Wein-Freund war ganz angetan. Viel Arbeit haben die Georgier in die Qualität ihrer Weine gesteckt, um im großen Spiel der internationalen Winzer bestehen zu können. Auf die Frage, ob sie denn auch einen Importeur in Deutschland hätten, über den der Wein zu beziehen wäre, gab es die Antwort, ja er könne mir eine Liste mailen – vielleicht bekomme ich sie ja noch…
Am nächsten Stand hatten wir mehr Glück, denn gerade, als wir die ersten Weine probierten, gesellte sich der Importeur dazu. Ein Herr aus Rostock, der den Import georgischer Weine nebenher betreibt, sozusagen als Hobby, da die eigentliche Firma an den Sohn mittlerweile übergeben wurde. Es war ein nettes Gespräch, doch so langsam zog es uns weiter, schließlich hatte mein Wein-Freund noch einiges abzuarbeiten von seiner Liste. Südtirol stand auf dem Plan (wir probierten unter anderem einen hervorragenden Sauvignon – „Den kann ich dir besorgen, wenn du magst“), das Piemont schloss sich an (Barbera vom Feinsten) und an der Loire angekommen, stießen wir auf die erste sogenannte Testing-Area. Flaschen über Flaschen stehen in diesen Zonen bereit und die Besucher können sich selber einschenken. Dadurch ist ein unkomplizierter Überblick über eine ganze Region mit verschiedenen Weingütern möglich – wenn man denn weiß, wo man anfangen soll. Aber ich hatte ja meinen Experten dabei.
Ohne meinen erfahrenen Begleiter wäre ich bei diesem Angebot völlig überfordert gewesen: Wo fängt man an, wo hört man auf? Allein aus Italien waren 1.700 Aussteller, aus Frankreich 1.550 und aus Deutschland 990 Aussteller vertreten. Überall standen die Weinkenner bei den Winzern und ließen sich die neuen Jahrgänge präsentieren. Sie steckten ihre Nasen tief ins Glas und erschnüffelten das Bouquet, sie begutachteten die Farbe, ließen schließlich den Wein über ihre Zungen fließen, nahmen die Aromen im Mund auf und spuckten am Ende den guten Tropfen wieder aus – natürlich in dafür vorgesehene Gefäße. Wir kamen schließlich zur Rhône, ein Gebiet, aus dem ich schon viele tolle Weine getrunken habe. Ich merkte hier aber auch, dass meine Aufnahmefähigkeit rapide abnahm. So viele Aromen! Es war förmlich eine Geschmacksexplosion im Mund und mit jedem Weingut kamen neue Eindrücke dazu.
Mit einem Muscadet Beaumes-de-Venise, einem absolut großartigen Dessertwein, beschloss ich für meinen Teil, dass ich genug hatte. Ich verabschiedete mich von meinem Wein-Freund, der sich noch fröhlich durch viele weitere Weinregionen probierte und ich freute mich nur darauf, in der Bahn endlich sitzen zu können. Faszinierend war der Ausflug in die Weinwelt allemal und es hat viel Spaß gemacht, mit einem Weinkenner durch die Hallen zu ziehen. Ich glaube, im nächsten Jahr bin ich wieder dabei, vielleicht sollte ich mir dann auch eine Liste zusammenstellen…
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